Trilogie des Tötens - X-Mas Edition - 3 Thriller (German Edition)
mach weiter, du kleine Scheißschlampe!“ Marusha hatte die Augen geschlossen und sich auf den Schrottplatz von Ternopol geträumt, doch so wie jedes Mal landete sie wieder vor der Stelzenhütte der Baba Yaga.
Beim Aussteigen über die wackelige Planke brach Darija zusammen und die anderen Mädchen weigerten sich aus Angst vor dem Kapitän, Marusha beim Tragen zu helfen. Als Marusha mit Darija auf dem Anleger kauerte und im eiskalten Wind zitterte, blickte sie an dem steilen Felsen nach oben und musste an Darijas Warnung denken, dass die Mitglieder dieses speziellen Clubs ein besonderes Interesse an ängstlichen Mädchen hätten.
Eine hochgewachsene blonde Frau in einem engen blauen Kostüm tauchte plötzlich auf dem Anleger auf. In der Hand hielt sie ein iPad, mit dem sie jedes der Mädchen fotografierte und sich dann Notizen machte.
„Steh auf!“, sagte sie zu Marusha, die noch immer auf dem Boden kauerte und den Kopf von Darija wiegte. „Ich habe aufstehen gesagt!“, herrschte sie Marusha an, als diese nicht sofort hochsprang.
„Stell dich da hin!“ Sie machte ein Foto von Marusha vor einer gefrorenen Steinwand, die im Blitzlicht wie eine Diamantenwand glitzerte. Leise nannte Marusha ihren Namen, ihr Alter und ihren Geburtsort.
„Was ist mit der da?“ Die blonde Frau deutete auf Darija, deren Mund blutverschmiert war und die immer wieder verzweifelt versuchte aufzustehen, es aber nicht schaffte.
„Sie ist nur seekrank! Es geht ihr gut!“ Schnell schob sich Marusha zwischen Darija und die blonde Frau. „Sie wird wieder gesund!“
„Verschwinde!“, fauchte die Frau. „Sie kann für sich selbst reden.“ Doch Darija konnte nicht mehr sprechen, alles, was sie konnte, war kraftlos die Arme zu heben und mit den unzähligen Armreifen zu klimpern. Ihre früher so elektrisch aufgeladenen weißen Haare hingen dünn und kraftlos an ihrem knochigen Schädel, der eingefallen und bleich beinahe an einen Totenschädel erinnerte.
„Sollen wir sie ins Wasser werfen?“, fragte der Kapitän, der jetzt dazugekommen war. „Ich kann nichts dafür. Sie wurde schon krank geliefert“, sagte er und gab Darija einen Fußtritt, auf den diese aber nicht reagierte. „Wie gesagt, wir können sie in den Fluss werfen“, wiederholte der Kapitän.
„Sind Sie verrückt! Wir sind hier in Österreich. Das ist ein zivilisiertes Land!“, sagte die hochgewachsene Blondine und holte ihr Handy hervor.
„Hier ist Nora. Lieferung ist eingetroffen, ein Stück der Ware ist beschädigt!“ Mit zusammengekniffenem Mund hörte sie zu und nickte. „Nein, die Ware kann nicht repariert werden. Es handelt sich um Ausschussware.“ Sie steckte das Handy wieder ein.
„Ist sie deine Freundin?“, fragte sie Marusha, die zögerlich nickte. „Verabschiede dich von ihr! Sie kommt in ein Krankenhaus!“
„Wieso Krankenhaus? Sie ist doch nur seekrank. Wieso kommt sie weg?“ Marusha klammerte sich an den Arm der blonden Frau. „Ich kann sie heilen. Ich kenne die Wundermittel der Baba Yaga. Ich kann ihr helfen!“ Die Blondine zuckte zurück, als sich Marusha noch näher an sie herandrängte und immer wieder „Bitte, bitte, bitte, ich kann sie heilen“ flüsterte. Sie schien kurz nachzudenken.
„Gut“, sagte sie nach einer kurzen Pause und hielt sich das iPad schützend vor die Brust. „Du kommst als Letzte nach oben! Dann kannst du noch bei ihr bleiben, bis der Krankenpfleger kommt.“
Die Mädchen stolperten an Marusha und Darija vorbei und schauten angestrengt in eine andere Richtung, keine von ihnen wollte mit dem Tod konfrontiert werden.
Plötzlich bäumte sich Darija auf, griff sich mit beiden Händen an den Bauch, die weißen Haare knisterten, sträubten sich in alle Richtungen, fielen dann dünn und
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