Trixie Belden 18 - Das geheimnisvolle Samtkleid
noch jemand in einem der Klassenzimmer war oder daß vielleicht der Hausmeister irgendwo arbeitete. Ich wage es einfach nicht, loszurennen oder zu schreien, dachte sie angstvoll. Ich weiß nicht mal, ob ich überhaupt einen Laut hervorbringen würde!
Sie kam sich vor wie in einem bösen Traum, so als müßte sie nur aufwachen, und alles wäre vorüber. Als sie einen Blick auf Peter Aschberg warf, zischte er ihr zu: „Vergiß nicht, was ich gesagt habe! Keinen Mucks, oder es wird euch leid tun!“ Trixie nickte. Ihr Mund war trocken. Arme Brigitte, arme Caroline, dachte sie. Wenn ich schon eine Wahnsinnsangst habe, wie mag ihnen erst zumute sein!
Ohne Zwischenfall verließen sie das Schulgebäude durch eine Hintertür. Aschberg brachte die drei Mädchen über den Parkplatz zu einem Landrover.
„Ihr beide setzt euch auf den Rücksitz“, sagte er halblaut zu Brigitte und Caroline. „Und du Trixie, kommst zu mir vor! Keine krummen Sachen, verstanden!“
Trixie warf den beiden Freundinnen einen Blick zu. Ihre Gesichter waren kreidebleich. Ich muß etwas unternehmen! dachte Trixie, während sie sich auf den Beifahrersitz setzte. Vielleicht kann ich aus dem Wagen springen, wenn er nicht zu schnell fährt... doch was würde das nützen ? Es würde bedeuten, daß Brigitte und Caroline allein mit dem Kerl wären. Vielleicht könnte ich ihm irgendwie die Pistole entreißen... Wirre Gedanken fuhren Trixie durch den Kopf.
Sie fuhren aus der Stadt und bogen auf die Talstraße ab in Richtung zum Herrenhaus.
„Sie wissen also, wo das Herrenhaus ist“, sagte Trixie, so ruhig sie konnte. „Sind Sie schon einmal dort gewesen?“ Peter Aschberg lachte. „Ja. Gestern hab’ ich mich ein bißchen in der Gegend umgesehen. Wirklich ein hübsches kleines Anwesen, das die Willers da haben . Ich war leider etwas in Eile, sonst hätte ich mal bei euch vorbeigeschaut.“
„Dann waren Sie gestern im Kiefernwald“, sagte Trixie. „Hab’ ich mir gedacht, daß Sie’s waren!“
„Es wäre besser, wenn du deine Gedanken für dich behalten würdest. Ich will nichts als die Steine, die bereits vom Kostüm abgetrennt wurden. Danach verschwinde ich auf Nimmerwiedersehen.“
„Aber...“, begann Trixie.
„Und jetzt keine Fragen mehr!“ herrschte er sie an. „Ich lasse mich nicht von einer dummen Gans ausquetschen!“ Als sie eine Kurve fuhren, warf Trixie einen Blick in den Rückspiegel. Ein schwaches Lächeln glitt über ihr Gesicht, denn dicht hinter ihnen fuhr Klaus’ alter Wagen. Ihre Brüder und Uli waren offenbar zur Schule zurückgefahren, um sie und Brigitte abzuholen. Ihr Herz schlug schneller. Sicher hatten die Jungen gesehen, wer im Landrover saß!
Trixie beobachtete Peter Aschberg von der Seite. Die Pistole lag auf seinem Schoß; er hatte die rechte Hand darübergelegt und steuerte den Wagen mit der linken. Wenn er nur nicht bemerkt, daß sie uns folgen! betete Trixie insgeheim.
Nun bog Aschberg in die Auffahrt zum Herrenhaus ein und schaltete die Scheinwerfer aus, sobald sie sich dem Haus näherten. Frau Darcys Wagen war in der Nähe des Eingangs geparkt.
„Aussteigen!“ befahl er. „Du gehst voraus!“ Er schob Brigitte auf die Vortreppe zu.
„Ja“, erwiderte Brigitte zitternd.
„Nun werden wir uns alle mal gemütlich unterhalten“, sagte Peter Aschberg leise. Gehorsam bewegten sich die drei Mädchen in Richtung zum Wohnzimmer, bedroht von der Pistole, die Aschberg unter dem Samtkleid versteckt auf sie gerichtet hielt.
Evelyn Darcy, die neben Fräulein Trasch auf dem Sofa saß, stieß einen Überraschungsschrei aus, als Peter Aschberg ins Zimmer trat. Er schlug das Kleid zurück, und die schwarze Pistole glitzerte bedrohlich in seiner Hand.
„Was soll das?“ fragte Fräulein Trasch gelassen.
„Ein Kaffeekränzchen soll es jedenfalls nicht werden“, erwiderte Aschberg. „Natürlich hatte ich nicht mit so einem Durcheinander gerechnet, aber selbst die besten Pläne können durchkreuzt werden, weil es Leute gibt, die meinen, sie müßten ihre Nase in alles stecken.“ Er warf Trixie einen bösen Blick zu.
„Peter!“ rief Evelyn Darcy. „Tu den Mädchen nichts. Ich war es, die...“
Er unterbrach sie. „Ja, allerdings warst du das. Also, wo sind die Juwelen, die du vom Kostüm abgetrennt hast?“
„Sie sind noch immer im Banksafe. Ich... wie geht es meinem Vater? Ihm fehlt doch nichts? Ist er...“
„...am Leben?“ vervollständigte Peter Aschberg. „O ja, er lebt, jedenfalls vorerst
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