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Troja

Troja

Titel: Troja Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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Erkiesen der Königsmaden, des Aal-Adels und sonstiger Fraß-Fürsten. Aber an Menenas Altar opferten sie allen denkbaren und einigen unmöglichen Göttern eine Muräne, einen Widder und ein Ferkel, sowie Kräuter und Wein, daß sie alle sich der Hethiterin und der übrigen verlorenen Besatzung annähmen.
    Von Minyas, der nach Ugarit gereist war und eine ähnliche Strecke wie Tarhunza zurücklegen mußte, um heimzukehren, wußte Menena nichts, ebenso wenig von Djoser. Das Boot, das Lamashtu nach Troja gebracht hatte, sei heil zurückgekommen, sagte er. Dann weinte er ein wenig, als Ninurta ihm von Leukippes Tod berichtete; die Trojanerin habe er kaum gekannt, aber das sei nur von Vorteil. Und er weinte ein wenig mehr, als er schließlich erzählte, der vorlaute Sidunier Zaqarbal und seine karpfenmundige, hüftschwenkende Beischläferin seien heil zurückgekommen.
    Korinnos staunte, als das geflüsterte Wort shashammu – der assyrische Name des Gewürzes, das die Achaier sesamon nannten – ihnen die Zufahrt zur Grotte öffnete; später staunte er noch mehr über die auf der Insel in allerlei Höhlen und Bauten gespeicherten Reichtümer und die Kunstfertigkeit der über vierzig Händler und Handwerker. Aber zunächst war sein Staunen geringer als die Trauer der anderen.
    Nur Zaqarbals Kynara lag vor dem Strand im Süßwasser der hinteren Grotte. Nach heftiger, wehmütiger Begrüßung sagte der Sidunier:
    »Sie ist arg mitgenommen; wenn das süße Wasser die Würmer und Gewächse vertrieben hat, werden wir sie aufs Trockene ziehen, und dann haben die Schiffbauer genug, sich den halben Winter zu ergötzen.«
    »Was ist mit Tolmides und seinen Leuten?« sagte Ninurta. Sie standen auf dem Kai-Sims, umgeben von verschlafenen Gesichtern, Handwerkern, Dienern, Freunde allesamt. Korinnos, der daran noch keinen Anteil hatte, wandte dem Inselinneren und den Menschen den Rücken zu und bestaunte die gewaltigen Zugvorrichtungen, Tsanghars Kunstwerke, die eben die schweren Tore der Grotte schlossen.
    Zaqarbals fröhliches Grinsen verfiel zu einer Maske der Trauer. Wie aus schäbigem Stein gehauen, von kunstloser Hand, mit fehlerhaftem Meißel, dachte Ninurta. Maske, die dem Betrachter sagen soll, hier hat jetzt gefälligst Zerknirschung stattzufinden, obwohl der Träger der Maske sie nicht teilt. Aus Mangel an Trübung, aus allzu langer Kenntnis des zu Beklagenden?
    »Er hat den Winter bei den Libu verbracht, wie wir angenommen hatten. Im Frühjahr ist er los von da…«
    »Wo genau?«
    »Am Ostrand des Busens.« Die Maske schwand; Zaqarbal drehte sich um, suchte. »Dabei fällt mir ein: Wo steckt Kynara?«
    Ninurta lachte. »Am Westrand von Tashmetus Brust; da drüben. Weiter.«
    »Ah. Gut. Im Frühjahr also. Sie wollten nach Norden, zur langen Insel – nach Guruttis an der Südküste; Gortyns, wie die Achaier sagen. Natürlich nicht unmittelbar; nur zum Hafen der Stadt, ja? Wir haben dort erfahren, daß kurz nach Frühjahrsbeginn schlimme Stürme getobt haben. Viele Schiffe haben sich da verlaufen, sagt man – haben sich in den Schoß der Wogengöttin ergossen oder aus den Armen des Wolkenherrn zu den Felsen Poseidons verflüchtigt.« Er breitete die Arme aus.
    »Niemand hat je etwas gesehen – keine Trümmer, keine Leichen, nichts. Auch in keinem anderen Hafen.«
    Kynara hatte die ausgiebige Begrüßung Tashmetus (und das beifällige Befühlen ihres Bauchs) beendet, Schultern von Seeleuten geklopft, einigen Männern die Wange (und Tsanghar beide Wangen und den Mund) geküßt; nun kam sie zu Zaqarbal und Ninurta, umarmte den Assyrer, küßte ihn, schob ihn ein wenig von sich und sagte, fast vorwurfsvoll:
    »Dummer alter Sidunu-Mann; siehst du nicht, daß er Schlimmeres gesehen hat als jeden Tod, der Tolmides zugestoßen sein mag?«
    Zaqarbal verzog den Mund. »Nein. Woran sieht man so etwas, o du stachlige Schalenfrucht?«
    »An den Augen.« Wieder sah sie Ninurta an. »So viel Schmerz.«
    »Du erstaunst mich.« Der Assyrer legte die Hände an ihre Hüften. »Wenn du so scharfsinnig bist, schönste aller Töchter von Alashia, wie kommt es dann, daß du es immer noch mit diesem sidunischen Tölpel aushältst?«
    »Sie weiß, daß meine inneren Mängel geringer sind als meine äußeren Vorzüge.«
    »Hörst du es, kluger Awil-Ninurta? Er sagt die Wahrheit. Wo keine Gedanken sind, kann deren mangelnde Tiefe kaum stören.« Sie ließ den Assyrer los, lächelte und wandte sich zu Zaqarbal; ihr Oberschenkel, kaum bedeckt vom

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