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Troja

Troja

Titel: Troja Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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niedergeschlagen und liegenlassen – tot oder bewußtlos. Dann haben sie uns durch Nebengassen zur nördlichen Landzunge gebracht.«
    »Zum Sommerpalast?«
    »Ja, Herr, und zu den Hethitern.« Sie wies nach vorn und nach hinten. An Bug und Heck standen oder saßen Hatti- Krieger. Weitere lagen und hockten auf den Planken des Lastschiffs, zwischen den Seeleuten und den Gefangenen, die alle an den Händen gefesselt waren. Wie Lamashtu. Wie er. Ninurta knurrte etwas.
    »Haben sie gesagt, wohin die Reise geht?«
    »Kein Wort. Aber…« Mit dem Kinn wies sie auf die Küste.
    »Nach Norden. Sklaven für den Großkönig?«
    Es ergab keinen Sinn. Oder doch? Er bedachte die Verhandlungen im Palast. Wenn Hamurapi, Rap’anu und Niqmepa gewußt hatten, daß Hatti-Häscher auf ihn warteten, wozu dann das Feilschen? Warum hatten sie ihn nicht gleich… Dann schüttelte er den Kopf. Nein, es ergab durchaus Sinn. Die Hethiter brauchten Sklaven, Krieger, Erz, Waffen, Nahrungsmittel; die Bundesgenossen hatten zu liefern. Man hatte sich ein paar Stunden Zeit genommen, um ihn in Sicherheit zu wiegen, Sklaven und eine Zahlungsanweisung von ihm zu erhalten. Aber trotzdem.
    Lamashtu schien in ähnlichen Gedanken befangen. »Warum haben sie dich nicht im Palast festgenommen? Daß all dies, Übergabe an die Hatti-Krieger im königlichen Sommerpalast und so weiter, ohne Wissen des Herrschers geschieht, kann ich nicht glauben.«
    Ninurta wollte leise, höhnisch lachen, brach aber schnell ab: Der Kopf mochte kein Gelächter. »Aua. Sie wollten mein Wissen und eine Zahlungsanweisung. Es mußte spät sein, damit nicht Zeugen alles sehen. Awil-Ninurta und die anderen tarnkaru der Gesellschaft sind Fremde in Ugarit, aber wir haben mit vielen gehandelt, viele kennen uns; selbst der König wird nicht ohne Mühe seinen reichsten Untertanen erklären können, wieso er einen ihrer wichtigsten Geschäftsfreunde verschleppen läßt.« Er zögerte, atmete mehrmals tief durch; das Pochen im Schädel ließ ein wenig nach. »Außerdem habe ich im Palast Brot und Salz zu mir genommen und dem Gott ein paar Tropfen Wein geopfert. Also mußte alles außerhalb des Palasts geschehen. Heimlich. So heimlich, daß keiner etwas sagen kann. Und daß keiner über meinen bodenlosen Leichtsinn lachen muß. Tashmetu hat mich gewarnt; ich habe es nicht geglaubt…«
    »Aber wozu? Bist du nicht als zahlender tamkar wichtiger denn als Gefangener?«
    »Ich weiß es nicht. Vielleicht hat einer der Hauptleute der Krieger ein Schreiben von Hamurapi an den Großkönig. ›Ich sende dir einen Mann, der viele Dinge zwischen Muqannu und Ashur gesehen hat. Er hat mit deinen Feinden gehandelt, gegen dein Verbot, und er ist reich. Vielleicht bezahlen seine Leute viel, um ihn freizubekommen; vielleicht weiß er mehr, als wir aus ihm herausgeholt haben. Er sei das Geschenk deines Dieners und Bruders Hamurapi; möge der große Shupiluliuma, der die Sonne ist und der Regen und die Macht, seine Gunst leuchten lassen über Ugarit.‹ So etwa? Vielleicht. Ich weiß es nicht.«
    Am Abend ankerten die sieben Schiffe in einer Bucht; die Gefangenen, zusammen an die dreihundert, mußten an Land waten. Die Krieger lösten ihnen die Hände, damit sie essen und trinken konnten. Es gab Wasser, ältliches Brot und ein paar faulige Früchte, danach wieder Fesseln und den nackten Boden als Lager.
    Vier Tage bis zur Mündung des Arantu; Ninurtas Kenntnisse nützten ihm nur dazu, festzustellen, wo sie sich jeweils befanden. Zweimal versuchte er, mit dem offenbar ranghöchsten Krieger an Bord zu reden. Beim ersten Versuch wurde er nur angestarrt; als er von Silber sprach, wandte der Hauptmann ihm den Rücken. Beim zweiten Versuch wurde er nach kaum einem halben Satz von einem Krieger mit dem Speerschaft niedergeschlagen.
    Am fünften Tag regnete es ein wenig. Nachts lagen sie fröstelnd im nassen Sand. Lamashtu suchte seine Nähe.
    »Wärme, Herr«, sagte sie leise, als sie sich an ihn preßte.
    »Deine Handelsherrin ist weit.«
    »Wärme ist gut. Für alles andere bin ich zu schmutzig, selbst wenn es mit gefesselten Händen möglich wäre.«
    »Kein Vertrag?«
    Ninurta mußte einen Atemzug lang überlegen, ehe er begriff.
    »Ah. Nein, wir haben keinen Vertrag über die gegenseitige Nutzung von Spund und Stöpsel. Außerdem…« Er sprach nicht weiter.
    Lamashtu ergänzte, nach längerem Schweigen. »Außerdem weiß keiner, wohin es ihn verschlägt, nicht wahr? Und ob er bestimmte andere Leute je

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