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Troposphere

Troposphere

Titel: Troposphere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scarlett Thomas
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losbinden.
    Er steht auf, schwankt ein bisschen und setzt sich wieder hin.
    »Oh«, sagt er. »Diese kleinen brutalen Biester.«
    »Sie sind jetzt verschwunden«, sage ich. »Nun ja, glaube ich zumindest.«
    »Und Sie beide sind wieder vereint«, sagt er.
    Ich frage mich, ob Apollo Smintheus Adam darüber aufgeklärt hat, mit welchen Gefahren ein zu langer Aufenthalt hier drinnen verbunden ist, ob er ihm ein Fernsehbild von sich in der physischen Welt gezeigt hat, wie bei mir. Wo ist Adams Körper? Ist er immer noch im Priorat? Ich frage mich, ob irgendjemand ihn gefunden und gerettet hat. Ich erinnere mich an die Bilder von Apollo Smintheus in meinen Träumen: Sie sind mir noch was schuldig. Sie sind mir noch was schuldig. Und ich frage mich, ob Apollo Smintheus es war, der in Adams Träumen aufgetaucht ist, und warum er wollte, dass er auch hier hereinkam.
    Es ist ein schrecklicher Gedanke, aber eine Sekunde lang bilde ich mir ein, dass es sich um eine Strafe handelt – weil ich mir Zeit damit gelassen habe zurückzukommen und weil ich meinen Auftrag noch nicht erfüllt habe.
    »Wo ist die Adresse?«, frage ich ihn. »Ich muss wissen, wie ich zu Abbie Lathrop komme.«
    »Wollen Sie nicht zuerst einen Kaffee trinken?«, fragt er.
    »Nein. Ich muss los. Ich werde Adam zurück in die physische Welt bringen, und dann werde ich direkt losziehen und das erledigen. Ich habe nicht viel Zeit.«
    Apollo Smintheus scheint die Augen leicht zusammenzukneifen.
    Aber Adam ergreift schnell das Wort. »Ich komme mit dir«, sagt er zu mir.
    »Das darfst du nicht«, sage ich. »Weißt du nicht …?«
    »Was weiß ich nicht?«
    Ich schaue Apollo Smintheus an, der meinem Blick auszuweichen scheint. Dann schaue ich Adam wieder an. Seine Augen sind so warm und klar wie ein Sommermorgen. Sie sind so tief, denke ich noch einmal. Aber hier sehen sie nicht so aus wie Fossilien aus der Vergangenheit, sie sehen aus wie die Verheißung einer Zukunft.
    Aber wie sehen seine Augen in der physischen Welt aus?, denke ich und sage:
    »Du darfst hier nicht zu lange drinbleiben.«
    »Habe ich nicht erwähnt, dass …?«, sagt Apollo Smintheus.
    Adam schaut mich an. »Ich bin in deinem Bewusstsein gewesen, Ariel«, sagt er. »Und auf dem Rückweg in dem von Saul Burlem und dem von Lura. Ich weiß alles.«
    »Aber …«
    Er wendet den Blick ab. »Ich wollte darüber jetzt nicht reden.«
    »Über was reden?«
    »Ich glaube, es ist schon zu spät. Gestern hat es einen sehr starken Sturm gegeben. Apollo Smintheus sagt, wenn man es in der Troposphäre mit Wetter zu tun bekommt …« Aber ich höre nicht mehr richtig zu. Warum hat Apollo Smintheus Adam nicht gerettet? Warum hat er ihm nicht gesagt, dass er zurückgehen soll?
    Traurigkeit fühlt sich hier drinnen wie warmer Flanell an. Aber es ist trotzdem Traurigkeit. Der warme Flanell liegt auf meinem Gesicht, und ich kann nicht richtig atmen.
    »Es darf nicht zu spät sein! Apollo Smintheus hat dir doch sicher von den Zügen erzählt?«
    »Das habe ich auch«, sagt Apollo Smintheus. »Na ja, gewissermaßen.«
    »Er hat mir gesagt, es gäbe eine Möglichkeit, wie ich dahin zurückkönnte, wo ich angefangen habe. Aber ich wollte nicht zurück. Ich wollte dich finden.«
    »Aber Adam …«
    »Was ist?«
    »Adam, du darfst nicht … du hast doch nicht …«
    »Ich glaube, ich lasse Sie beide jetzt besser allein«, sagt Apollo Smintheus. »Hier ist die Adresse von Abbie Lathrop.« Er zieht eine schmale weiße Visitenkarte hervor, die derjenigen sehr ähnelt, die er anfangs für mich hatte liegenlassen: die ich nach meiner ersten Reise per Pedesis auf der Straße gefunden hatte. Ich nehme die Karte und betrachte sie. Als ich wieder aufsehe, ist er verschwunden. Ich bin mit Adam allein.
    »Mir gefällt es hier drinnen nicht besonders«, sagt Adam. »Gehen wir nach draußen.«
    Es gibt kein Draußen, denke ich. Nicht mehr.
    Aber ich folge ihm trotzdem auf die Straße hinaus. Dort kommen wir am Ausstellungsraum eines Autohändlers und einem Kurzwarengeschäft vorbei. Ich möchte weinen, aber es geht nicht. Ich glaube, man kann hier drinnen nicht weinen. Aber Regentropfen beginnen sanft herabzufallen, und als ich hochschaue, scheint der Nachthimmel feucht zu glänzen.
    Wir landen schließlich auf einer Wiese am Fluss. Der strahlende Mond scheint jeden Fleck des schwarzen Wassers zu berühren, und er bewegt sich durch das hohe gelbe Gras wie zarte Finger. Einige Bänke stehen am Wasser, und wir setzen uns hin. Das

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