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Troposphere

Troposphere

Titel: Troposphere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scarlett Thomas
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dagegen unternehmen.
    »Er hat wirklich den Verstand verloren«, sagt Benjy. Er lässt einen Zeigefinger an seiner Schläfe kreisen. »Gaga. Gaga«, sagt er.
    O mein Gott. Was hat das zu bedeuten? Sind sie zu Adam ins Priorat eingedrungen? Ich stelle mir vor, dass sie sich irgendwie dort reingeschlichen und ihn gefunden haben; dass sie irgendwie in seinen Kopf hineingekrochen sind wie zwei verstörte kleine Kobolde. Und dann was? Vielleicht versuchten sie ihn zu überreden, das Buch herauszurücken. Aber sie wussten nicht, dass das Buch dort war. Was für ein Motiv hätten sie dann gehabt? Reine Boshaftigkeit? Oder sie dachten vielleicht, er wüsste, wo ich hingegangen bin. Vielleicht wollten sie diese Information aus ihm herausholen. Und dann verwandelten sie, aus welchem Grund auch immer, sein Gehirn in Spaghetti. So, wie sie es mir angedroht hatten. So, wie sie es jetzt machen werden, weil ich nichts dagegen unternehmen kann.
    Und dann sehe ich eine andere Gestalt, die sich auf der Straße in unsere Richtung bewegt. Es ist ein Mann, und er ist allein. Zunächst denke ich, es handelt sich um Apollo Smintheus, aber er ist nicht ganz so groß. Und während die Gestalt näher kommt, erkenne ich, dass es ein laufender Mensch ist.
    Es ist Adam.
    »Seid ihr sicher, dass ihr da Erfolg hattet?«, frage ich die Jungs.
    Jetzt grinse ich. Adam trägt zwei Panzerfäuste, eine unter jedem Arm. Wo um alles in der Welt …? Und dann sehe ich, dass er noch etwas anderes trägt. Eine weiße Papiertüte mit eingedrehten Ecken, wie eine altmodische Tüte mit Süßigkeiten. Was ist hier los? Träume ich? Nein. Das ist wirklich. So wirklich, wie etwas nur sein kann.
    Die KIDS drehen sich um, um zu sehen, wo ich hinschaue.
    »Oh. Es ist der Priester«, sagt Benjy.
    »Lang-wei-lig«, sagt Michael.
    »Hallo«, sage ich, als Adam mir eine der Panzerfäuste gibt.
    »Ariel«, sagt er, holt tief Luft und schließt die Augen. »Endlich.«
    »Wo zum … ich meine, wo hast du die her?«, frage ich ihn.
    »Oh, ich habe Gott getroffen«, sagt er. »Es ist toll hier drinnen, nicht wahr?«
    »Ähm …«
    »Na ja, abgesehen von diesen kleinen Scheißern.«
    »O nein«, kreischt Benjy und stampft mit dem Fuß auf. »Wir haben den falschen Typ erwischt.«
    »Hoppla«, sagt Michael.
    Wolf, denke ich einen Moment lang. Sie haben mich mit Wolf gesehen.
    »Ich habe ihnen gesagt, du hättest eine Affäre mit Patrick«, sagt Adam.
    »Woher weißt du von Patrick?«, frage ich.
    »Ich weiß leider alles«, sagt Adam. »Ich erzähle dir gleich, wieso.«
    Er hebt die Panzerfaust und zielt damit auf Michael.
    »Adam«, sage ich, während ich mit meiner auf Benjy ziele, aber mit zitternden Händen.
    »Was ist?«
    »Das können wir nicht tun. Es sind noch Kinder.«
    »Ja«, sagt Benjy. »Das ist nicht fair.«
    Er fängt an zu weinen. Dann fängt auch Michael an zu weinen.
    »Sie haben gesagt, Sie würden uns ein paar Süßigkeiten schenken«, sagt Benjy. »Aber Sie wollen uns wehtun. Sie sind wie alle anderen Erwachsenen. Ich hasse Sie.«
    Mir fällt auf, dass sie nicht töten sagen. Und ich erinnere mich daran, was Apollo Smintheus gesagt hat. Nichts kann in der Troposphäre getötet werden. Wie sollen wir uns also je diese KIDS vom Hals schaffen? Und warum ist Adam hier? Ich verstehe nicht, was hier vor sich geht.
    »Wollt ihr lieber ein paar Süßigkeiten haben?«, fragt Adam und lässt die Waffe sinken.
    Michaels Unterlippe zittert. »Ja«, sagt er. »Ja, bitte.«
    »Ich auch«, sagt Benjy. »Ich auch.«
    Michael reibt sich die Hände, und Benjy scheint nicht stillstehen zu können. Er zappelt herum wie ein Kind, das aufs Klo muss.
    »Okay. Na ja, aber esst sie nicht alle auf einmal«, sagt Adam.
    Er geht hin und reicht Michael die weiße Tüte.
    »Gib ihm auch davon ab«, sagt Adam, als Michael sofort die Hand in die Tüte steckt.
    »Ach, hör auf«, sagt Michael, als Benjy zur selben Zeit seine Hand hineinzuzwängen versucht.
    »Jungs«, sagt Adam.
    Sie ziehen beide eine Hand voller pinkfarbener, gelber und grüner Bonbons aus der Tüte und stopfen sich alles in den Mund, bis ihre Gesichter so aufgebläht aussehen, als würden sie gleich platzen.
    »Warum gibst du ihnen Süßigkeiten?«, frage ich Adam.
    »Schau hin.«
    Während die Jungen die Süßigkeiten essen, scheinen sie leicht zu verblassen. Zunächst denke ich, mir sei etwas in die Augen gekommen, und ich reibe sie mir. Aber natürlich kann man hier nichts in die Augen bekommen. Die Jungen lösen sich

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