Troposphere
ich dich suchen gehe und sehe, dass du im Park bist, lösen sich alle anderen Möglichkeiten in Nichts auf, und die Realität setzt ein.«
»Demnach hat die Beobachtung Auswirkungen auf die Realität?«, fragt Adam.
»Ja – na ja, gemäß dieser Betrachtungsweise. Diese Annahme, dass alle Wahrscheinlichkeiten als Wellenfunktion existieren, bis sich ein Beobachter von außen die Wellenfunktion anschaut – und sie deshalb zum Einsturz bringt –, nennt man Kopenhagen-Interpretation.«
»Gibt es noch andere Betrachtungsweisen?«
»Ja. Es gibt die Viele-Welten-Interpretation. Kurz gesagt: Während die Kopenhagen-Interpretation vorschlägt, dass alle Möglichkeiten bei einer Beobachtung in eine eindeutige Realität zusammenfallen, geht die Viele-Welten-Interpretation davon aus, dass alle Möglichkeiten gleichzeitig existieren, aber dass jede dafür ihr eigenes Universum hat. Demnach gibt es buchstäblich viele Welten und jede mit einem kleinen Unterschied. Also bist du in dem einen Universum im Park, in einem anderen bei der Arbeit, und in einem dritten bist du auf dem Mond oder im Zoo oder wo auch immer.«
»Es gibt nur diese beiden Möglichkeiten, stimmt's?«, fragt Heather. »Die meisten Leute glauben an eine dieser beiden?«
»Ja, ich denke schon«, antworte ich. »Ich glaube aber, die meisten Leute bevorzugen die Kopenhagen-Interpretation.«
»Und was hat das mit dem Urknall zu tun?«
»Nun ja, wenn du dir das ursprüngliche Teilchen vorstellst: das Ding, das vor vierzehn Milliarden Jahren ›peng!‹ gemacht hat … Das Teilchen müsste wie jedes andere Teilchen sein. Es hätte seine eigene Wellenfunktion – eine Reihe von Wahrscheinlichkeiten hinsichtlich dessen, wo es war und was es tat. Was wir von der Quantenphysik wissen, deutet also darauf hin, dass seine Wellenfunktion erst kollabiert, wenn ein Beobachter von außen auftaucht und den exakten Zustand des Teilchens feststellt. Mit anderen Worten, es würde in einem Zustand aller verschiedenen Möglichkeiten gleichzeitig existieren. Es wäre sowohl schnell als auch langsam, würde sich nach links und nach rechts bewegen, hier und dort drüben, und alles gleichzeitig. Ein außenstehender Beobachter des Universums müsste Gott sein. Also hat Gott vielleicht die Wellenfunktion zum Zusammenbrechen gebracht, aus der dann das Universum wurde. Mit anderen Worten, aus der Fülle aller Wahrscheinlichkeiten hat Gott das ursprüngliche Teilchen zu dem einen Universum zusammenbrechen lassen, in dem wir jetzt leben. Das ist die Kopenhagen-Interpretation, auf das ursprüngliche Teilchen angewendet. Falls man das ablehnt, bleibt einem nur die Viele-Welten-Interpretation, was darauf hinauslaufen würde, dass es keinen Beobachter von außen gibt und keinen Zusammenbruch. Stattdessen existieren alle Wahrscheinlichkeiten ›dort draußen‹ – jedes mögliche Universum, das man sich vorstellen kann, existiert neben diesem: manche heiß, manche kalt, manche mit Menschen, manche ohne, manche, die ihre eigenen ›Baby-Universen‹ erschaffen, und manche, die das nicht tun …«
Heather stöhnt. »Ich wusste, es gab einen Grund dafür, dass ich diesen Kram vergessen habe.«
»Was ist, wenn man die Quantenphysik ablehnt?«, fragt Adam.
»Dann würden vermutlich dein CD-Player und deine Kreditkarten nicht mehr funktionieren.«
»Ich habe keinen CD-Player und keine Kreditkarten.«
Ich grinse ihn an. »Ja, aber du weißt, was ich meine. Die Technologie basiert auf der Quantenphysik. Ingenieure müssen sie lernen. Ich meine, sie ist bescheuert, aber sie funktioniert draußen in der wirklichen Welt.«
»Gott oder das Multiversum«, sagt Heather. »Wofür würdest du dich entscheiden?«
»Ich bin mit keinem von beiden glücklich«, sage ich. »Aber wahrscheinlich für Gott – was immer das bedeuten mag. Nennt es die Thomas-Hardy-Interpretation: Ich würde lieber etwas dort draußen haben, das etwas bedeutet, als das Gefühl haben, ich existierte in einem riesigen Meer der reinen Bedeutungslosigkeit.«
»Was ist mit dir, Adam?«
»Für Gott«, sagt er. »Obwohl ich dachte, ich hätte das alles hinter mir.« Er lächelt, ohne seine Zähne zu zeigen, als ob sein Gesicht zerbrechen würde, wenn er seinen Mund mehr bewegt. »Nein, es ergibt wirklich einen Sinn: die Vorstellung eines Bewusstseins von außen. Angesichts dieser Wahl würde ich das ohnehin vorziehen.«
»Ach, dann stehe ich ja allein da mit dem Multiversum«, sagt Heather.
»Du bist nie allein im
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