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Trouble - Ein Jack-Reacher-Roman

Titel: Trouble - Ein Jack-Reacher-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
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verwandelte das Grau sich in Grün, während Pasadena zu Heidelberg, Manila oder Seoul wurde.
    Die alte Einheit, wieder zusammen.
    Beinahe.
    Als sie zwei Stunden später wieder am Sunset Boulevard eintrafen, erklärten O’Donnell und Neagley sich bereit, die erste Wache bei New Age zu übernehmen. Sie wollten am folgenden Morgen vor fünf Uhr dort sein. Reacher und Dixon hatten den Auftrag, Waffen zu besorgen. Bevor Reacher ins Bett ging, nahm er aus dem Chrysler das Handy des Toten mit und wählte nochmals die Nummer, die er von Vegas aus angerufen hatte. Diesmal meldete sich niemand, nur ein Anrufbeantworter. Reacher hinterließ keine Nachricht.

60
    Nach Reachers Erfahrung besorgte man sich eine unregistrierte Waffe am besten von jemandem, der sie seinerseits gestohlen hatte oder illegal besaß. Dann gab es keine amtlichen Nachfragen oder dergleichen. Manchmal gab es inoffizielle Scherereien wie mit den Typen hinter dem Wachsmuseum, aber die ließen sich mit wenig Aufwand bewältigen.
    Vier bestimmte Waffen zu beschaffen erforderte jedoch weit mehr Mühe. Gruppen waren immer schwerer zu bewaffnen als Einzelpersonen. Die Festlegung auf ein gemeinsames Kaliber machte die Sache nicht leichter. Legte man außerdem Wert auf gut erhaltene, gepflegte Waffen, wurde alles noch schwieriger. Bei der ersten Tasse Kaffee am Morgen stellte er müßige Berechnungen an. Das Kaliber neun Millimeter war sicher beliebt, aber auf der Straße waren die Kaliber .380, .45, .22, .357 und .40 noch in allen Varianten zahlreich anzutreffen. Setzte man voraus, dass sich mit jedem vierten Raubüberfall eine Neunmillimeter-Pistole erbeuten ließ, von denen vielleicht jede dritte Waffe noch einwandfrei funktionierte, hätten sie achtundvierzig Raubüberfälle verüben müssen, um die Garantie zu haben, dass sie bekamen, was sie wollten. Und das alles an einem einzigen Tag!
    Dann überlegte er, ob er versuchen sollte, einen korrupten Versorgungsunteroffizier in der Army aufzutun. Fort Irwin lag nicht weit entfernt. Oder noch besser einen korrupten Versorgungsunteroffizier beim Marinekorps. Camp Pendleton war weiter entfernt, aber die Straßen waren besser, somit schneller zu erreichen. Außerdem bewerteten ausnahmslos alle Marineinfanteristen die Neunmillimeter-Beretta als unzuverlässig. Ihre Waffenoffiziere scheuten sich nicht, sie rasch als defekt auszusondern. Manche waren defekt, manche nicht. Die nicht tatsächlich defekten Pistolen gingen unter der Hand für einen Hunderter weg, im Prinzip das gleiche Betrugsmanöver wie bei New Age. Aber einen Kauf zu vereinbaren konnte Tage dauern, ja sogar Wochen. Erst musste Vertrauen aufgebaut werden, was nicht einfach war. Vor Jahren hatte er das als verdeckter Ermittler mehrmals getan. Eine mühsame Arbeit ohne große greifbare Erfolge.
    Karla Dixon glaubte, eine bessere Idee zu haben, und erläuterte sie beim Frühstück. Natürlich dachte sie nicht daran, ins nächste Waffengeschäft zu gehen und die Pistolen legal zu erwerben. Weder Reacher noch sie kannten die in Kalifornien gültigen Bestimmungen, aber sie vermuteten beide, dass man sich als Käufer ausweisen und registrieren lassen musste, bevor man die Waffe, vielleicht erst nach Ablauf einer Wartefrist von einigen Tagen, bekam. Daher schlug Dixon vor, in ein benachbartes County zu fahren, in dem die Republikaner stärker vertreten waren – also nach Süden ins Orange County. Gemeinsam würden sie Pfandhäuser aufsuchen und mit Neagleys Cash winken, um die hoffentlich weniger strengen Bestimmungen dort zu umgehen. Sie ging davon aus, dass größerer Respekt der Einheimischen vor dem Zweiten Verfassungszusatz und die Aussicht auf höhere Gewinne ihnen helfen würden und auch reichlich Ware vorhanden wäre. So könnten sie sich aussuchen, welche Pistolen sie wollten.
    Reacher war weniger zuversichtlich; trotzdem erklärte er sich damit einverstanden. Er schlug vor, sie solle statt ihrer Jeanskluft wieder den schwarzen Hosenanzug tragen und statt des klapprigen Hondas den blauen Chrysler nehmen. So würde sie wie eine Mittelstandslady wirken und vermutlich kein Misstrauen erwecken. Sie würde immer nur eine Pistole kaufen, und er würde als ihr Berater auftreten. Vielleicht als ein Nachbar, der auf einschlägige Erfahrungen mit Waffen zurückgreifen konnte.
    »So weit sind die anderen auch gekommen, stimmt’s?«, fragte Dixon.
    »Weiter«, antwortete Reacher.
    Dixon nickte. »Sie haben alles gewusst. Wer, was, wo, wie und warum. Trotzdem

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