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Troubles (German Edition)

Troubles (German Edition)

Titel: Troubles (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Gordon Farrell
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Zeitungspapier auf und musterte den Inhalt, zählte und prüfte sorgsam die Fleischbrocken. Als sie fertig war, steckte sie sie in eine leere Mehltüte und kehrte dann zu den Mülltonnen zurück.
    »Wenn Sie mich fragen, die Köchin wirft manchmal absichtlich Essen weg, das noch vollkommen in Ordnung ist. Die kommen sogar mit Mord davon, wenn man sie nicht im Auge behält.«
    Der Major nickte. Sein ganzes Leben würde er ohne Sarah verbringen. Inzwischen war es fast dunkel, doch unten wühlten die schwarzen Vetteln weiter im Abfall und wussten nichts von den Qualen des Majors, die nur wenige Fuß hoch über ihren Köpfen hingen wie eine bittere Frucht.
    D ER P REMIER ZUR I RLANDFRAGE
    Mr. Lloyd George kam am gestrigen Abend in seiner Rede beim Guildhall-Bankett in London auch auf die Lage in Irland zu sprechen. Er sagte: »Bevor ich mich niedersetze, gestatten Sie mir ein paar Worte zu einem der wenigen Winkel des Empire, in denen Unruhe herrscht. Ich bin sicher, Sie kämen nie im Leben darauf (Gelächter), dass ich – Irland meine (Gelächter). Ich hoffe, bald wird es dort wieder ruhiger sein. Wir erleben dieser Tage eine Mordkampagne, wie sie an Feigheit kaum zu überbieten ist (Hört, hört), es wird auf ahnungslose Menschen geschossen, und zwar von Männern, die in der Verkleidung friedlicher Bürger daherkommen und von den Vertretern des Gesetzes auch als solche behandelt werden, und sie schießen aus dem Hinterhalt – es sind feige Mörder (Hört, hört).
    Wenn ich die Schritte, die wir unternommen haben, nicht falsch einschätze, dann haben wir die Mörder jetzt bei der Gurgel gepackt (Hört, hört). Ich bitte Sie, geben Sie nicht zu viel auf die Berichte von voreingenommener Seite, die in allen Einzelheiten von den Grausamkeiten sogenannter Strafmaßnahmen berichten und dabei die Gräueltaten der Mörder beschönigen (Applaus). Ich fordere die britische Öffentlichkeit auf – obwohl ich mir sicher bin, dass es einer solchen Aufforderung nicht bedarf – ja, ich entschuldige mich dafür, dass ich es überhaupt sage –, den Verleumdungen keinen Glauben zu schenken, denen die tapferen Männer ausgesetzt sind (Hört, hört), die unter Einsatz ihres Lebens die Mörder im Dunkel aufspüren (Hört, hört).
    Man sagt mir, durch unsere Maßnahmen habe es in den vergangenen Wochen mehr Morde als je zuvor gegeben. Wir kommt das? Bevor diese Maßnahmen beschlossen wurden, hatte sich die Polizei in weiten Teilen Irlands praktisch in ihren Kasernen verschanzt. Sie traute sich nicht mehr hinaus. Der Terror triumphierte. Wir mussten die Polizei neu organisieren. Aber solange die Männer im Bunker sind, gibt es weniger Verluste als wenn sie hinausgehen und sich den Gefahren stellen. Und die Polizei geht hinaus, sie sucht die Gefahr, um sie auszumerzen (Hört, hört). Und glauben Sie mir, das tun sie. Sie erwischen die Richtigen. Sie machen dem Terror ein Ende. Wenn wir weitere Kräfte brauchen, werden wir sie schaffen (Hört, hört), denn die Zivilisation darf sich eine solche Missachtung ihrer elementarsten Grundsätze nicht gefallen lassen (Hört, hört). Die Männer, die sich diese Morde gestatten, sagen, es sei Krieg. Aber wenn Krieg ist, dann dürfen sie sich auch nicht wundern, wenn wir ein paar Regeln des Kriegsrechts anwenden (laute Beifallsrufe). Mit Männern, die sich in Zivil hinter die Linien schleichen und ihre todbringenden Waffen ungestraft gebrauchen wollen, wo immer sich eine Gelegenheit bietet, wird in Kriegszeiten kurzer Prozess gemacht (Hört, hört). Mit Männern, die mit Munition erwischt werden, wird in Kriegszeiten kurzer Prozess gemacht. Wenn Krieg ist, dann gilt das Kriegsrecht. Doch solange diese Verschwörung nicht unterdrückt ist, gibt es keine Hoffnung auf wahren Frieden oder auf Versöhnung in Irland, und jeder wünscht sich Frieden und Versöhnung – zu fairen Bedingungen – fair gegenüber Irland, gewiss, aber auch fair gegenüber Großbritannien (Hört, hört). Wir bieten Irland keine Unterwerfung, wir bieten ihm Gleichstellung. Wir bieten Irland keine Knechtschaft, sondern Partnerschaft. Eine aufrechte Partnerschaft, eine Partnerschaft in einem Weltreich auf der Höhe seiner Macht, eine Partnerschaft im britischen Empire am Tage seiner größten Glorie.« (Lauter und lang anhaltender Beifall.)

    Inzwischen hätte der Major nach Italien abgereist sein sollen, aber natürlich reiste er nicht. Ein Brief kam vom Reisebüro Cook und beantwortete ihm eine Vielzahl von Fragen über

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