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Troubles (German Edition)

Troubles (German Edition)

Titel: Troubles (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Gordon Farrell
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seine Kleider. »Was willst du?«
    »Dieses Mädchen will Sie sehen.«
    »Welches Mädchen?«
    »Die um die alle so ein Aufhebens machen. Die mit den Flecken, die nicht richtig laufen kann.«
    »Sarah meinst du? Sag ihr, ich bin gleich unten.«
    Doch Charity lungerte noch vor der Tür, als er sie öffnete, und sah ihn finster und vorwurfsvoll an.
    »Woher wusstest du, dass ich hier bin?«
    »Ich hab mal gesehen, wie Sie reingegangen sind. Was machen Sie da drin eigentlich?«
    Mehrere Tage waren vergangen, seit sie sich zuletzt begegnet waren, doch Sarah tat, als sei es ein ganz normaler Besuch. Sie begrüßte ihn, als hätte sie keine Ahnung, wie sehr ihm diese tagelange Trennung das Herz gebrochen hatte. Sie war bester Laune. Sie freute sich, ihn zu sehen. Wenn sie allein sei, sei ihr einfach elend. Wieso sei er nicht gekommen, um sie zu besuchen?
    »Hm?«
    »Ich war schrecklich krank (puh! ich will überhaupt nicht davon sprechen). Sie hätten wenigstens vorbeischauen und mich aufmuntern können.«
    »War es eine unaussprechliche Krankheit?«, fragte der Major übermütig, von ihrer guten Laune angesteckt.
    »Krankheiten sind immer unaussprechlich, Brendan, aber ich verrate es Ihnen trotzdem. Die ganze Nacht lang habe ich mich übergeben. Ist das nicht widerlich?«
    Der Major lachte, doch insgeheim war er ein wenig verblüfft von dieser Offenheit. Aber Sarah war und blieb unergründlich.
    Und unwiderstehlich. Sie schnatterte fröhlich vor sich hin, während sie Arm in Arm auf dem schmutzigen Ballsaalboden auf und ab gingen. Ja, mit Captain Bolton habe sie gesprochen … Was für ein seltsamer, kalter Mann das sei! Und diese blauen Augen! In Kilnalough heiße es, er habe einmal ein Glas Wasser angeschaut, das Pater O’Byrne vor sich stehen hatte, und sofort habe sich eine Eisschicht darauf gebildet, einen ganzen Zoll dick … Ach, der Major sei unmöglich! Das sei natürlich nicht wörtlich zu verstehen, aber in einem gewissen Sinne stimme es – wie solle sie denn wissen, ob er das nun wörtlich meine oder nicht? Und, ja … das Wunder; war er am Schauplatz des Wunders gewesen, nach der absurden kleinen Szene im Golfclub? Na, sie habe sich die Statue einmal angesehen, und viel Blut sei da nicht geflossen; allerdings sah man ein paar braune Flecken … aber das konnte alles Mögliche sein, also, na zum Beispiel Ochsenschwanzsuppe. Oh, wenn das Blasphemie sei, dann umso besser, dann habe sie endlich einmal eine Sünde zu beichten – das wäre doch eine schöne Abwechslung, ihr Leben war ja so langweilig … ihr fielen nicht einmal Sünden ein, die sie
begehen
konnte, geschweige denn welche zu beichten, gerade wo sie krank gewesen war und sich die ganze Zeit übergeben hatte, und jetzt war sie viel zu schwach zum Sündigen … und überhaupt, er, der Major, sei doch ein »abscheulicher Protestant«, wieso kümmerte er sich überhaupt darum, wenn sie etwas Blasphemisches sagte – ja, eigentlich sollte er sie doch dazu ermutigen – aber egal, was hatte sie gerade sagen wollen? ja, sie wollte alles, absolut alles hören, was vorgefallen war, während sie krank war …
    »Sie meinen hier im Majestic?«
    »Natürlich meine ich hier. Was denken Sie denn, was ich meine?«
    Aber das Einzige was dem Major einfiel, war, dass er sich drei volle Tage lang in Liebe zu ihr verzehrt hatte.
    Jetzt spazierten sie durch den Salon, vor den Blicken der Whistspieler durch eine Reihe Topfpflanzen verborgen, die Edward aus dem Palmenhaus evakuiert hatte.
    »Sehen Sie sich das an.« Er packte ein schweres Plüschsofa, das mitten im Raum neben einem Tisch aus verzogenem Walnussholz stand, und zerrte es zur Seite. Darunter wölbte sich das Holz des Parkettbodens, geheimnisvoll wie ein großer Abszess.
    »Meine Güte! Was ist das?«
    Der Major kniete sich hin und räumte drei oder vier Holzklötze ab, und hervor kam etwas wie ein weißer, haariger Unterarm.
    »Eine Wurzel. Weiß der Himmel, wo die herkommt; aus dem Palmenhaus wahrscheinlich – eine von den grässlichen tropischen Pflanzen dort. Zwischen dem Fußboden und der Backsteindecke des Kellers ist ein zwei Fuß breiter Zwischenraum, mit Erde und Kies gefüllt – und alles klatschnass. Irgendwo muss ein löchriges Wasser- oder Abwasserrohr sein.«
    »Was meinen Sie, warum will sie hier heraus in den Salon?«
    »Auf der Suche nach Nahrung, nehme ich an. Wer weiß, vielleicht gibt es noch viel mehr davon. Man schaudert bei Gedanken, was das mit den Fundamenten anstellt.«
    »Der arme

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