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Troubles (German Edition)

Troubles (German Edition)

Titel: Troubles (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Gordon Farrell
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Entschuldigung und fuhr sich verlegen durch den wirren grauen Haarschopf. Sie verlange eine Erklärung, rief sie, ohne dass sie auf seine Worte (die sie ja ohnehin nicht hörte) einging; aber es beschwichtigte sie doch, dass seine Lippen sich bewegten und ein erschrockener Ausdruck auf seinem Gesicht stand. Eine Weile murrte sie noch, und schließlich begriff Edward, dass sie sich hauptsächlich darüber empörte, dass mit dem Tisch auch ihr Tee verschwunden war. Offenbar war sie einen Großteil der vergangenen Stunden durch finstere Gänge geirrt, auf der Suche nach jemandem, bei dem sie einen Nachmittagstee bestellen konnte. Schließlich war sie auf Murphy gestoßen, der auf einer königsblauen Ottomane ein Schläfchen hielt, im Schutze einer Reihe von Farnpflanzen in einem entlegenen Aufenthaltsraum, von dessen Existenz vielleicht bis zu diesem Augenblick niemand außer ihm gewusst hatte. Sie hatte ihn geweckt, indem sie ihn mit dem schweren Schwarzdornstock, mit dessen Hilfe sie über die weite, staubig schimmernde Fläche des Ballsaals stakte, in die Brust gepiekt hatte. Vom Schreck überwältigt war er aufgestanden, um ihr den Tee persönlich zu bereiten. Nachdem sie sich auf dem Rückweg noch mehrfach verirrt hatte und immer wieder verschnaufen musste, war sie schließlich wieder auf der Veranda angelangt. Und jetzt lagen die Reste dieser hart erkämpften Teemahlzeit da, zerschlagen von einem geschwungenen Stück Metall, das anscheinend vom Himmel gefallen war! Das war doch unerhört.
    Edward bestellte neuen Tee und schlug nach einem besorgten Blick zu den anderen Buchstaben, die eher schlecht als recht oben an dem Gemäuer hingen, vor, dass sie ihren Stuhl doch ein wenig weiter hinaus auf die Veranda stellen solle, von wo sie einen viel schöneren Blick habe.
    Doch nach diesem Vorfall gab Edward alle Ambitionen auf, die er noch gehabt haben mochte, das Haus als Hotel zu betreiben. Es markierte das Ende jener Periode, in der Gäste noch den Eindruck haben konnten, sie seien im Majestic willkommen. So weit, dass er die Tore verschloss, ging er allerdings nicht, und auch ungeladen kamen weitere Weihnachtsgäste und erhofften Gastfreundschaft.
    Leider brachte der Major es einfach nicht fertig, eine ebensogroße Gleichgültigkeit wie Edward an den Tag zu legen. Für ihn war alles Anlass zur Sorge; die Unzahl der Katzen in den oberen Stockwerken, der beklagenswerte Zustand des Daches (an Regentagen schmatzten die Teppiche im obersten Stock bei jedem Schritt), die Festigkeit der Fundamente, die Sickergrube, der Efeu, der sich wie eine grüne Krankheit an den Außenmauern ausbreitete (jemand hatte ihm erzählt, dass die Mauern davon keineswegs, wie er gehofft hatte, zusammengehalten würden, sondern nur umso schneller zerbröckelten). Gewiss, die Nerven des Majors waren in schlechtem Zustand; manchmal fragte er sich, ob er mit seinen Sorgen nicht übertrieb – schließlich hatte das Majestic schon seit vielen Jahren jedem Wetter getrotzt. Doch dann stürzte ein mannsgroßes Stuckornament von der Dacheinfassung in den Hundehof. Ein Fuß oder zwei weiter nach links, und es hätte Foch, einen Langhaardackel, unter sich begraben.
    Das musste er sofort Edward berichten und machte sich auf die Suche nach ihm. Das Labor war umquartiert worden; statt in der Hochzeitssuite hatte Edward seinen Experimentiertisch nun mitten im Ballsaal aufgestellt. Man brauche Platz, wenn die Gedanken sich entfalten sollten, hatte er erklärt. Im Badezimmer habe er sich beengt gefühlt, eingezwängt, und das verhindere den freien Fluss der Gedanken.
    Der Major erzählte ihm von dem Unglück, dem der Hund Foch nur knapp entgangen war, und Edward griff gedankenverloren nach der toten Maus und drückte mit Daumen und Zeigefinger ihren Hals, als sei sie aus Gummi.
    »Ist also davongekommen?«, fragte er erleichtert. »Na das ist doch Glück.«
    »Sollten wir nicht besser einen Bauunternehmer kommen lassen, der sich das Haus ansieht?«
    »Großartige Idee. In Kilnalough gibt es sicher jemanden, der so was macht. Ich werde mich erkundigen.«
    In der Nacht war der Major im Traum auf einem Luftschiff. Der Kapitän und die Mannschaft waren über Bord gegangen, und nur er und Mrs. Rice waren noch übrig. Später erschien Mrs. Rappaport in bayerischer Militäruniform mitsamt ihrer orangeroten Katze, die groß war wie ein Schaf. Zum Glück übernahm sie das Kommando, und nachdem sie Dublin bombardiert hatten, brachte sie sie wieder sicher zu Boden.
    Keine

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