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Troubles (German Edition)

Troubles (German Edition)

Titel: Troubles (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Gordon Farrell
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zu halten, doch ein klein wenig peinlich war) stimmte der Major zu, dass schwarzer Samt Padraig wirklich ausgezeichnet stehe. Es dauerte eine ganze Weile, bis sie Padraig, der sich schämte, dazu bewegen konnten, aus der Ankleide nebenan wieder herauszukommen. Ja, die Mädchen brauchten eine Menge Überredungskunst, und auch der Major musste mannhaft bitten, bevor er sich wieder blicken ließ. Und was lachten sie, als Charity seinen Rocksaum hob und dem Major seine schlanken, wohlgeformten Fesseln zeigte! Und sein Haar war so fein, er hatte so schöne Naturlocken, er musste es nur ein wenig länger wachsen lassen, dann brauchte er nicht einmal eine Perücke! Außerdem hatten sie in einer Zeitschrift gelesen, dass es in London Mädchen gab, die ihre Haare ganz kurz geschnitten hatten und Männerfrisuren trugen.
    »Also mit seinem hübschen weichen Haar …«
    »Und der zarten hellen Haut …«
    »Und den schwarzen Augen mit den langen Wimpern …«
    »Und meinen Fesseln, vergesst das nicht«, fügte Padraig hinzu.
    »Und natürlich seinen Fesseln, die dürfen wir nicht vergessen, und seinen
Händen
, seht euch doch nur an, wie schmal und weiß die sind!«
    »Ja mit all dem gibt es praktisch über
haupt
keinen Unterschied zwischen ihm und einem Mädchen!«, rief Viola begeistert.
    Nach dieser Bemerkung herrschte einen Moment lang Schweigen, vielleicht weil alle überlegten, dass es ein, zwei kleine, allerdings entscheidende Unterschiede doch gab (obwohl man bei einem wohlerzogenen Mädchen wie Viola nicht erwarten konnte, dass es viel darüber wusste). Aber alle waren dermaßen guter Laune, dass kurz darauf wieder ein einziges großes Gekicher herrschte, Padraig wurde mit Komplimenten überhäuft, er war stolz, auch wenn er rot wurde, als Faith ihm zeigte, wie er als Mädchen gehen musste: eher eine Art Gleiten, erklärten ihm die Zwillinge (die es wissen mussten, denn schließlich hatten sie auf genug Schulen die Benimmkurse absolviert). Sie ließen ihn hin- und hergehen und dabei ein Buch auf dem Kopf balancieren, bis er gelernt hatte so zu gehen, dass es nicht herunterfiel. Padraig lernte mit einem Geschick, als sei es ihm angeboren, und bald konnten sie gefahrlos ein Glas Wasser oben auf das Buch stellen, ohne dass er auch nur einen Tropfen verschüttete.
    Dann schlug jemand vor, sie sollten mit Padraig eine Runde durchs Hotel machen, um zu sehen, ob jemand ihn erkannte. Er würde am Arm des Majors gehen! Was für eine großartige Idee! Doch der Major erwies sich als Spaßverderber und weigerte sich rundheraus.
    »Aber wa
rum
denn nicht?«, drängten die Mädchen.
    »Darum.«
    »Warum?«
    »Einfach nur darum.«
    Und er ließ sich nicht umstimmen. Normalerweise konnten die Zwillinge ihn zu allem überreden, einfach nur indem sie ihm sagten, was für ein interessanter und gutaussehender Mann er sei, dass er zum Beispiel wie Alcock aussehe oder wie Brown. Doch diesmal, aus welchem Grund auch immer, blieb er hart. Na, wenn er nicht wollte, dann würden sie den Rundgang eben ohne ihn machen!
    Der Major, geradezu griesgrämig, wollte sie davon abbringen, aber er brachte seine Einwände nicht gerade überzeugend vor. Er sagte, dass ein Scherz gut und schön sei, aber genug sei genug, und Weiteres in dieser Art. Padraig, schlug er schwungvoll vor, solle sich wieder anziehen, und dann würden sie sich ein anderes Spiel ausdenken.
    »Aber er
ist
doch angezogen!«, riefen die Mädchen ärgerlich. Der Major war aber auch
zu
langweilig!
    »Stimmt«, bestätigte Padraig, »ich
bin
angezogen.«
    Was es denn für
Gründe
gebe, fragten die Mädchen und sprachen ganz langsam und deutlich, als wollten sie einem Schwachkopf etwas erklären: Warum sie mit Padraig keine Runde durchs Hotel machen sollten? Nun, der Major hatte Gründe, aber sie waren so unbestimmt, dass es ihm schwerfiel, sie ihnen zu erläutern. Und in keinem Falle waren sie schwerwiegend genug, die Mädchen von ihrem Vorhaben abzubringen.
    Und so machten sie sich auf den Weg. Viola ging voran, mit langen Schritten in ihren geknöpften Stiefeln, und strahlte mit perlweißen Zähnen in die Runde als spiele sie die männliche Hauptrolle in einem Weihnachtsspiel. Padraig folgte, an jedem Arm einen Zwilling, kicherte oder flüsterte ihnen etwas ins Ohr, und sah dabei prächtig wie die Jungfrau von Orleans aus, bereit zu allem, was die Umstände erfordern mochten.
    Und es erwies sich, dass Padraig einen enormen Erfolg bei den alten Damen hatte, was den Major wiederum

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