Troubles (German Edition)
Mann an. Ich wollte sehen, ob der Rhythmus der Kontraktionen, sechzig Sekunden im Durchschnitt, bei einem alten Mann wie Murphy anders ist.«
Mit finsterer Miene, die Hände in den Taschen, musterte der Major Edwards Apparatur. Die tote Maus war auf dem Experimentiertisch nicht mehr zu sehen. Wahrscheinlich hatten die Katzen sie über Nacht geholt.
»Ich habe eine Menge Arbeit da hineingesteckt«, fügte Edward ärgerlich hinzu. »Da verbittert es einen doch, wenn man im letzten Moment im Stich gelassen wird.«
»Hören Sie, Edward, ich wollte nach dem Bauunternehmer fragen. Haben Sie jemanden gefunden?«
»Wer? Oh, stimmt, da haben Sie recht. Das hatte ich ganz vergessen. Danke, dass Sie mich erinnern. Ich kümmere mich gleich heute darum.«
Edward runzelte die Stirn und erhob sich, griff nach einem Messglas, das er gedankenverloren von einer Hand in die andere warf. Gleich darauf sagte er: »Es gibt noch ein anderes Experiment, das ich gern machen würde … zum Thema Durst. Vielerlei Faktoren können Durst verursachen, nicht nur der simple Mangel an Wasser – Verletzungen zum Beispiel. Schwer verwundete Männer klagen oft über brennenden Durst. Aber was mich interessiert, ist das Durstgefühl, das sich mit der Furcht einstellt – wenn der Mund trocken wird und so weiter. Es sind viele Fälle dokumentiert, aber soviel ich weiß hat es nie jemand gemessen.«
»Wie ließe sich das messen?«
»Man müsste nur die Menge an Speichel bestimmen, die im Normalzustand im Mund verfügbar ist, und sie dann mit der Menge an Speichel vergleichen, die im Angstzustand produziert wird.« Edwards Züge waren nun beinahe schon lebhaft. »Das könnte ein kleiner, aber wichtiger Beitrag zur Forschung sein. Allerdings stellt Murphy sich ja jetzt schon so an, und ich will nicht, dass er noch einen Herzanfall bekommt …«
»Hören Sie, Sie vergessen das mit dem Bauunternehmer nicht noch einmal, oder? Wir wollen doch nicht, dass das Haus uns über dem Kopf zusammenstürzt.«
»Ich mache es jetzt sofort.«
Ohne viel Hoffnung spazierte der Major aus dem Ballsaal und überließ Edward seinen Grübeleien.
Inzwischen ging es deutlich auf Weihnachten zu, und bisher hatte noch niemand etwas unternommen, um das Hotel zu schmücken. Die Stimmung der Damen sank immer tiefer, nun wo sie damit rechnen mussten, ein trostloses Fest im Majestic zu verbringen. Miss Staveley sprach offen davon, über die Feiertage ins Hibernian in Dublin zu ziehen, wo man noch wusste, wie man ein Fest anständig feierte. Sie hätte es womöglich tatsächlich getan, wäre nicht unter den Damen des Majestic bekannt gewesen, dass in Dublin Tag für Tag anständige Frauen von Sinn-Fein-Leuten vergewaltigt wurden; ja der Tante von einer Freundin von jemandem hatte erst vor Kurzem ein solcher Mann Gewalt angetan, der sich als geprüfter Masseur ausgegeben hatte. Miss Staveley hatte nicht die Absicht, ein solches Schicksal zu teilen, und so blieb sie, wo sie war; aber sie ließ sich ihre Verstimmung anmerken.
Schließlich beschloss der Major, dass es so nicht weitergehen konnte, und ging mit den Zwillingen, Viola, Padraig und Séan Murphy in den Park, um Stechpalmen- und Mistelzweige zu schneiden, und er selbst fällte eine rachitische Fichte, die ihm am Torhaus aufgefallen war, als Weihnachtsbaum. Angesichts dieser Unternehmungen besserte sich die Stimmung der Damen, und bald halfen sie und bastelten Weihnachtsschmuck aus Papier. Im Salon ging es zu wie in einem Taubenschlag. Miss Johnston organisierte die größte Einkaufsexpedition bisher und kehrte mit einem großen Sortiment Christbaumkugeln und bunten Bändern zurück. Nach und nach steckte diese Begeisterung alle an, Dienerschaft und Gäste gleichermaßen; selbst Neuankömmlinge packten bereitwillig mit an. Die alten Damen waren in ihrer Fröhlichkeit wie verwandelt und legten eine enorme Energie an den Tag, summten und sangen bei der Arbeit, reckten zitternde Hände, um Mistelzweige an der richtigen Stelle über die Tür zu stecken, erklommen furchtlos wacklige Stehleitern und hängten bunte Papiergirlanden auf. Der Major behielt sie im Auge und bewunderte ihren Wagemut. Wo immer eine Leiter gar zu bedenklich schwankte, sprang er hinzu und hielt sie fest, doch dann schwankte vielleicht eine andere anderswo, und er konnte nur hilflos zusehen, mit einer Mischung aus Vorwurf und Bewunderung, mit der man auch zusieht, wenn Trapezkünstler sich unter die Zirkuskuppel schwingen.
Nur ein einziges Opfer war zu
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