Troubles (German Edition)
Seite standen, versuchten gnadenlos, für den Nachmittag einen Boxkampf zwischen ihm und Padraig zu organisieren, etwas, wozu keiner der beiden Jungen Lust hatte.
Am mittleren Nachmittag holte der Major den Standard aus der Garage und fuhr hinüber zum Doktor, um zu sehen, wie es ihm ging. Padraig hatte anfangs mitkommen wollen, weil er hoffte, auf diese Weise dem Boxkampf mit Dermot zu entgehen. Doch dann hatte Dermots Mutter eingegriffen und angeordnet, dass ihr Sohn sich noch ein paar Spielzeuge bis zum nächsten Tag »aufheben« solle, damit er sich nicht langweilte und quengelte. Nach reiflicher Überlegung hatte Dermot die Boxhandschuhe ausgewählt. Außerdem wies Miss Archer taktvoll darauf hin, dass es sich nicht gehöre, sich am Weihnachtstag zu schlagen … so etwas verschiebe man besser bis zum Stephanstag.
»Nun gut«, sagte Matthews (einer der beiden lockigen jungen Männer), »dann findet der Boxkampf morgen statt.« Der andere lockige junge Mann hieß Mortimer, und seine Locken waren beinahe so blond wie die der Zwillinge. Außerdem hatte er treue blaue Augen, gute Manieren und lächelte sympathisch, ganz zu schweigen davon, dass er auf einer Privatschule gewesen war. Der Major sah, dass Mortimer seinen Rang nicht einfach nur der kriegsbedingten Knappheit an Offizieren verdankte: diese junge Mann war eindeutig aus dem Holz geschnitzt, aus dem Militärs gemacht wurden, und man konnte sich darauf verlassen, dass er seinen etwas dubioseren Kumpanen Matthews unter Kontrolle hielt. Das erleichterte den Major – denn keiner konnte sagen, was die Zwillinge mit ein wenig Ermunterung womöglich noch alles anstellten.
Die beiden jungen Männer zwinkerten Padraig zu und nahmen die Zwillinge mit in den Ballsaal, wo sie mit Viola und noch einem weiteren jungen Mann Blindekuh spielen wollten. Dermot und Padraig tauschten einen schüchternen Blick, misstrauisch und beklommen.
Der Major fand Dr. Ryan allein zu Hause, ganz wie er es erwartet hatte. Was er jedoch nicht erwartet hatte, war, dass er den alten Mann in der Küche finden würde, wo er versuchte, ohne jede Hilfe ein Weihnachtsessen zu kochen. Wo waren die verfluchten Dienstboten?, fragte der Major. Sie konnten doch einen Mann in seinem Alter nicht einfach allein für sich sorgen lassen.
»Hab sie nach Hause geschickt«, brummte der Doktor.
»Aber um Himmels willen! Sie können das doch nicht allein! Und was ist mit Ihrer Familie?«
Die Fehde mit der Familie bestand offenbar weiter. »Unionisten!«
»Hören Sie, wollen Sie nicht mit ins Majestic kommen? Wenn Sie wollen, nehmen wir Ihr Hühnchen mit, und dann kann die Küche es zubereiten.«
Aber der alte Mann war störrisch. Er hatte geschworen, das Haus nicht noch einmal zu betreten! Er werde sich nicht mit Briten an einen Tisch setzen! Er werde nicht zulassen, dass irische Mitbürger schufteten, damit er etwas zu essen bekam, und sie selbst hatten nichts! Der Major hörte sich diesen Unsinn mit gerunzelter Stirne an. Auf seine alten Tage wurde der Doktor noch zum Bolschewisten!
Während dieser Worte kratzte Dr. Ryan kraftlos an einer Kartoffel, die er schälen wollte. Ein Mann seiner sozialen Schicht schälte seine eigenen Kartoffeln! Das war zu viel für den Major. Er bugsierte den alten Arzt beiseite, nahm ihm die Kartoffel aus der Hand und schälte sie selbst, anschließend eine zweite (inzwischen hatte er die Jacke ausgezogen). Dr. Ryan, der nicht untätig dabeisitzen konnte, verschwand immer wieder in der Speisekammer und holte Sachen.
»Wollen Sie nicht hierbleiben und mit mir essen, Major?« Aber der Major hatte schon gegessen; ihm kam es allein darauf an, dass der Doktor etwas aß. Aber er könne bleiben und einen Happen probieren und sich vergewissern, dass es schmeckte. So vertiefte er sich in die Vorbereitung der Mahlzeit – was zum Glück keine große Schwierigkeit war, denn die Köchin hatte das Huhn schon vorbereitet, und es musste nur noch in den Ofen geschoben werden. Aber es gab kein Brot, außer einem steinharten Rest, der im Arbeitszimmer des Doktors als Briefbeschwerer diente. Kartoffeln und Rosenkohl mussten reichen. Also machte er sich wieder an die Arbeit. Aber für das Schälen und Zerkleinern brauchte er eine Ewigkeit, und immer wollte Dr. Ryan helfen, stand ihm im Wege, gab Ratschläge, als habe der Major keine Ahnung; und erschöpft wie er war, traten diesem Schweißtropfen auf der Stirn, und es wurde allmählich zu viel.
»Hören Sie«, platzte ihm schließlich der
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