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Troubles (German Edition)

Troubles (German Edition)

Titel: Troubles (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Gordon Farrell
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er, so wie er jetzt aufgeregt durchs Dunkel schritt, vollkommen die Orientierung verloren, und als er versuchte, schlaffen Specksträngen zu entkommen, die von der Decke herabhingen, stolperte er über den Teppich und fiel krachend ins Bett, mit einer Heftigkeit, dass ihm die Luft wegblieb. Faith ergriff die Gelegenheit, warf die Bettdecke beiseite und presste ihn auf die Matratze, wozu sie ihm freudlose, trockene Küsse auf die Lippen drückte.
    Als er wieder zu Atem kam, merkte Mortimer, dass ein nacktes Mädchen sich ganz und gar nicht so anfühlte, wie er sich das vorgestellt hatte … die Wände aus weißem Fett lösten sich von den Rändern her auf. Bald sanken sie zusammen und schmolzen zu einer farblosen Flüssigkeit, die binnen Kurzem durch die Ritzen in den Fußbodendielen verschwunden war. Er bekam einen Schulterknochen von Faith zu fassen … wunderbar, hart wie Fels, nichts Schwabbeliges daran. Als nächstes fand die Hand einen Hüftknochen, das Becken … solide wie eine Kasserolle aus Gusseisen, und es würde einen Klang geben klar wie Eis, wenn man mit der Gabel dagegenschlüge (und er musste ja jetzt nicht an schlaffe Kutteln denken, die darin kochten). Dann kamen die Rippen, jede davon fest und hart wie die Eisenstangen eines Geländers; wenn man da mit einem Stock dran entlangführe, würde es rattern wie ein Maschinengewehr, eine tolle Sache (wenn man nicht an die zwei triefenden Tintenfische dachte, die sich schleimig hinter diesen Stäben hoben und senkten). »Wirklich«, sagte er sich, »Mädchen sind tatsächlich wunderbare kleine Geschöpfe!« Doch in diesem Augenblick landete seine Hand, die im Dunkel über den Rippen verharrt hatte, leider genau auf Faiths üppiger Brust – die weich in alle Richtungen nachgab und schwappte wie Gelee. Ein ganzer Schwall aus bleichem Fett (irgendwie hatte Mortimer nicht gemerkt, dass es schon die ganze Zeit über dem Bett waberte) löste sich in diesem Augenblick von der Decke, senkte sich auf ihn herab und verschlang ihn.
    Nebenan war Matthews tief über das Bett gebeugt, zugange mit einem letzten störrischen Knoten über Charitys unterem Rücken; er hatte den Mund dabei offen, teils, weil er sich so konzentrierte, teils aber auch, weil er Schnupfen hatte. Als er sich noch näher herandrückte, versuchte, das Hin und Her dieses Knotens zu verstehen, berührte der Dampf, der aus seinem Munde strömte, die winzigen blonden Härchen entlang von Charitys Rückgrat, sodass sie stöhnte und murmelte. Kurz versuchte sie sogar den Kopf zu heben. Matthews, der ohnehin schon besorgt dreinblickte, sah ihr ins Gesicht. Sie würde jeden Moment aufwachen! So ein verfluchtes Pech! Jetzt war sie schon halb bei Bewusstsein und strampelte im Halbschlaf immer wieder einmal mit den Beinen; einmal hatte sie ihm einen schmerzenden Hieb mit dem Ellenbogen versetzt. Jetzt, wo er nur noch einen einzigen elenden Knoten zu lösen hatte, würde sie aufwachen, und dann war die ganze Mühe vergebens gewesen!
    Sein Blick wanderte zu der Flasche Champagner, die neben dem Bett am Boden stand. Am besten, er flößte ihr weiteren Alkohol ein, bevor sie nüchtern genug war um abzulehnen. Er ließ den Knoten sein und konzentrierte sich jetzt auf die Flasche, löste mit fliegenden Fingern das Drahtgeflecht vom Korken. Er hatte gerade angesetzt, den Korken herauszuziehen, da hörte er Schritte. Er wartete. Er hielt den Atem an.
    Sie kamen wohl von der Etage unter ihnen (es war der Major, der Padraig in die Wäschekammer trug); aber was, wenn jemand hier heraufkam und den Lichtschein unter der Tür sah? Das wäre gar nicht so leicht zu erklären – er hier oben mit einer halbnackten Puppe! Er würde behaupten müssen, er habe sie gerade eben erst so gefunden. Vielleicht sollte er doch besser aufgeben … Aber die Geräusche waren verklungen. Jetzt war wieder alles still.
    Sein Atem setzte wieder ein. Immerhin rannte dieser Trottel Mortimer jetzt nebenan nicht mehr dauernd auf und ab, sondern war zur Sache gekommen. Charity lag nun wieder friedlich da. Er kam zu dem Schluss, dass der Champagner doch nicht notwendig war. Er stellte die Flasche vorsichtig auf den Boden neben dem Bett und machte sich wieder an die Arbeit, rieb sich die Knöchel, hauchte die Finger warm, nahm den letzten Knoten in Angriff. Es war eindeutig der letzte, er hatte sich vergewissert … Bis zur Taille war Charity schon nackt; alles, was jetzt noch blieb, war ein verdammter knielanger Unterrock, fest um die Taille

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