Troubles (German Edition)
niemals in ihren Sessel, als hätte sie kein Rückgrat.«
»Ja, Oma.«
Faith ließ sich mit offenem Mund zurücksinken, tat, als falle sie in Ohnmacht, wozu Charity sich vor lautlosem Lachen schüttelte.
»Sitzt still!«
»Wir
sitzen
doch still.«
»Keine Widerworte. Ihr bleibt den ganzen Nachmittag hier, wenn ihr nicht brav seid. Charity, hast du die Knie zusammen?«
»Ja, Oma.«
Charity zog sich den Rock bis über die Knie hoch, schwang ein Bein über die Sofalehne und zeigte ihre rosa Schenkel.
»Ich sitze ganz gerade, Oma«, sagte sie, stibitzte einen Bleistift, den Faith in der Hand gehabt hatte, und paffte daran wie an einer Zigarettenspitze. Als sie die Asche wegschnippte, blickte sie zufällig nach oben und bemerkte Mr. Noonan.
»So ist es brav«, sagte die alte Dame.
Die Zwillinge starrten hinauf zu Mr. Noonan, und er starrte hinunter zu ihnen. Schließlich sagte Charity: »Da ist ein alter Mann mit einem Regenschirm im Zimmer, Oma.«
»Ein alter Mann? Was will er hier?«
»Was wollen Sie hier?«, fragte Faith streng.
»Wo ist Mr. Spencer?«, stammelte Mr. Noonan wütend. »Ich lasse mir das nicht bieten. Ich will wissen wo … Ich werde meinen Anwalt einschalten!«
»Wieso hängt er an der Decke?«, wollte die alte Dame wissen.
»Wir sind in der Bibliothek, Oma. Da gibt es so eine Art Balkon …«
»Na, wer immer Sie sind,
hier
werden Sie Ihren Anwalt bestimmt nicht finden. Geleite ihn zur Tür, Faith. Du bleibst hier, Charity, ihr müsst das nicht zu zweit machen.«
Faith war auf der eisernen Wendeltreppe zur Galerie schon halb oben. Ohne ein Wort packte sie Mr. Noonan am Ärmel und zerrte ihn wieder dahin zurück, von wo er gekommen war, eine finstere Treppe hinunter, einen Gang entlang, durch eine verlassene Cocktailbar, in die Hotelhalle und zur großen Eingangstür, die sie unter gewaltigen Anstrengungen aufstemmte.
»Spanner!«, zischte sie, legte ihm die Hand auf den Rücken und gab ihm einen kräftigen Schubs, der ihn in unfreiwilligem Galopp hinaus in den Regen beförderte.
Ein paar Augenblicke später blickte Edward zu einem glaslosen Fenster im ersten Stock hinaus und dachte bei sich, dass all dieser Regen seinen Daimler einmal gründlich waschen würde, und da sah er, wie der ältliche Telegrammbote sich eilig die Auffahrt hinunter entfernte. Einmal hielt der Bursche noch inne, drehte sich um und schüttelte wütend seinen Regenschirm in Richtung Majestic.
»Meine Güte!«, murmelte Edward. »Das wird doch nicht etwa dieser … Wie-hieß-er-gleich gewesen sein … ?«
D IE S CHRECKEN DES B OLSCHEWISMUS
Entsetzliche Erfahrungen irischer Damen
Der Reuters-Korrespondent hat vor Kurzem zwei irische Mädchen befragt, die jungen Damen Mary und Eileen Healy, die eben nach ihrer Flucht aus Kiew in London eingetroffen waren. Sie hatten nichts retten können außer den dünnen Leinenkleidern, die sie am Leibe trugen
.
Sie berichten Schreckliches von den Umtrieben der Bolschewisten, deren Augenzeuge sie gewesen waren. Sie sagen, die Erregung sei unvorstellbar, und eine von ihnen, Miss Eileen Healy, hat um fast zwanzig Kilo abgenommen
.
»In einem Anbau, einer Art Garage, sah ich eine Wand, die mit Blut und Hirn bespritzt war. In der Mitte hatten sie einen Abfluss gegraben, der voll mit geronnenem Blut war, und draußen im Garten hundertsiebenundzwanzig nackte verstümmelte Leichen, ein paar Frauen darunter; sie hatten sie in eine Grube geworfen
…
Zehn Bolschewisten wohnten in den Zimmern neben meinem. Es gab ein prachtvolles Wohnzimmer mit wertvollen Möbeln. Nacht für Nacht feierten sie dort ihre unaussprechlichen trunkenen Orgien mit Frauen, die sie in der Stadt gekauft hatten, und ich lag auf meinem Bett, die Tür verbarrikadiert, bis ich vor schierer Erschöpfung einschlief
…
In Wirklichkeit ist der Terror der Roten um vieles schlimmer als man in den Beschreibungen liest, und denjenigen hierzulande, die glauben, solche Geschichten seien übertrieben, kann ich nur sagen: Geht selbst hin und seht es euch an.«
D IE P SYCHOLOGIE DES S IEGES
Eine Analyse von Marschall Foch
Im Gespräch mit einem Vertreter des Echo de Paris sagte Marschall Foch, er habe den Krieg gewonnen, weil er unnötige Emotionen vermieden und all seine Kraft auf die zu bewältigende Aufgabe konzentriert habe. »Der Krieg fordert einen scharfen Verstand, allzeit bereit, und eines Tages erhält man dafür den Lohn des Sieges. Erzählen Sie mir nichts von Ruhm, Schönheit, Begeisterung. Das sind nur
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