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Troubles (German Edition)

Troubles (German Edition)

Titel: Troubles (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Gordon Farrell
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Hügellandschaft in der Ferne blicken können. Die Bauernhäuser – er erinnerte sich noch genau – bildeten ein Grüppchen an der grünen Anhöhe, und aus dieser Entfernung würden sie wirken wie graue Zuckerwürfel.
    Jetzt nahmen sie eine Abkürzung über die vorletzte Terrasse, die sie an einem riesigen Swimmingpool vorbeiführte, einem grandiosen Gebilde, das dem Major aus irgendwelchen Gründen bisher nie aufgefallen war. Hie und da waren durch das Grün der Flechten, die sich über die Wände zogen, noch hellblaue Kacheln zu erkennen, und sie passierten das zerfledderte Skelett eines Sprungturms; daneben führte noch ein Sprungbrett hinaus auf das Wasser, auf dem, ob nun hineingepflanzt oder von selbst angesiedelt, die grünen Scheiben der Seerosenblätter schwebten. Dann muss es Süßwasser sein, dachte er. Vom Regen vielleicht.
    Während er noch hinsah, regte sich etwas energisch unter der Oberfläche. »Scheint, dass es auch etwas zu angeln gibt. Hecht, könnte ich mir vorstellen. Ein Jammer, dass Edward keinen anständigen Koch hat.«
    Die nächste Wendung des Wegs am Beckenrand ließ das Spiegelbild des Himmels im Wasser erscheinen, und die Seerosen schwammen in einem Meer aus Azurblau. Er blickte sich noch einmal um und wollte sehen, ob weitere Fische erschienen, doch die Oberfläche war nun glatt wie Glas. Er war in Versuchung zurückzugehen und zu prüfen, ob das Sprungbrett morsch war – aber ganz bestimmt war es das. Was ja auch ganz richtig so war. Von hier hatten die eleganten jungen Männer, seine vormaligen Waffenbrüder, einen, zwei oder auch drei Schritt Anlauf genommen und waren gesprungen, geradewegs ins Azurblau hinein. Der Anblick dieses Überbleibsels aus einer glücklichen Jugend hatte etwas Rührendes; der Major jedenfalls war gerührt.
    Aber jetzt kam die letzte Treppe, und gleich würden sie im Lehnstuhl sitzen und ihren Tee bekommen.
    »Wir haben das Matterhorn bezwungen, Doktor!« Aber der alte Mann, Kopf und Schultern auf die Brust gesunken, hatte keinen Atem mehr zum Antworten.
    Der Major blickte hinüber zur Wiese, und tatsächlich sahen die Bauernhäuser auf den hügeligen, wie ein Flickenteppich daliegenden Feldern wie graue Zuckerwürfel aus. Viel näher (ja, er hätte ihn schon von der tieferen Terrasse aus sehen können, wenn er nur genau hingesehen hätte), nicht weit von der Mauer aus locker aufgeschichteten flachen Feldsteinen, die den Park von der Wiese trennte, stand reglos ein Mann in zerlumptem Mantel, zum Majestic hin gewandt, doch den Blick zu Boden gesenkt. Der Major fragte sich, ob es wohl derselbe Mann war, der ihm schon früher aufgefallen war, und als sie hineingingen und ihre Schritte unter der großen Glaskuppel des Ballsaals hallten, kam ihm unvermittelt und verstörend der Gedanke, dass dieser Mann vielleicht nichts dagegen hätte, ein paar fast noch frische Kuchen mit Edwards Ferkeln zu teilen. Bevor er nach oben ging, um sich zu waschen und ein neues Hemd anzuziehen, sagte er Edward, dass ein Mann dort auf der Wiese stehe, und Murphy wurde losgeschickt, um dem Burschen davonzujagen. Wahrscheinlich war es der Schrecken aller wohlanständigen Leute in Irland, ein Zigeuner.
    Es war eine plötzliche Eingebung, und er gab ihr nach. Drinnen war es stockfinster. Die schweren Vorhänge waren noch halb vorgezogen, so wie er sie ein halbes Jahr zuvor zurückgelassen hatte, und kaum ein Lichtstrahl drang herein. Die Flaschen und Gläser der Bar schimmerten im Schatten; es roch stark nach Katze, und er hatte das Gefühl, dass sich im Dunkeln etwas bewegte. Er hob den Blick, und zu seiner Verblüffung sah er ein Paar gestaltloser gelblicher Augen, das von der Decke zu ihm herabschaute. Erst als er zum Fenster gegangen war und den Vorhang aufgezogen hatte, sah er, dass es in diesem Raum vor Katzen nur so wimmelte.
    Sie waren überall; nervös patrouillierten sie in alle Richtungen über den Teppich; in den Sesseln saßen sie so dichtgedrängt, dass sie gemeinsame Fellknäuel bildeten; einzeln lagen sie zusammengerollt auf den Barhockern. Mit vorsichtigen Pfoten schlängelten sie sich zwischen Flaschen und Gläsern. Furchtsame spitze Schnauzen beobachteten ihn von Stuhl- und Tischbeinen her, überhaupt von allem, was Deckung bieten konnte. Ein massiges rotgetigertes Exemplar hockte sogar hoch über ihm und hielt sich auf den zahlreichen Enden eines Hirschgeweihs, das dort an der Wand hing (das musste der Besitzer der gelben Augen sein, die ihn vorhin angefunkelt

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