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Trügerischer Spiegel: Roman (German Edition)

Trügerischer Spiegel: Roman (German Edition)

Titel: Trügerischer Spiegel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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stehenblieb.
    »Der Friseur, nach dem wir geschickt haben.« Dirk zog den verwirrten Mann ins Zimmer. »Setzen Sie sich, damit er anfangen kann. Er kann arbeiten, während wir reden. Etwas Konservatives«, wies er den Friseur an, der Tate einen Umhang umlegte und ihn zu kämmen begann.
    »Hier«, sagte Ralph. »Werfen Sie einen Blick darauf.«
    »Was ist das?«
    »Ihre Reden für heute.«
    »Ich habe meine Reden schon geschrieben.« Niemand hörte ihm zu oder kümmerte sich um ihn.
    Das Telefon klingelte. Alle schwatzten durcheinander. Der Friseur arbeitete. Ralph sagte: »Verstehen Sie, Tate, selbst wenn Sie verlieren, wollen Sie doch nicht, daß es aussieht, als hätten Sie aufgegeben.«
    »Ich werde nicht verlieren.« Er blinzelte Avery zu.
    »Nein, natürlich nicht«, stammelte Ralph und lachte unsicher. »Ich meine nur –«
    »Sie schneiden nicht genug ab«, erklärte Dirk säuerlich dem Friseur. »Ich sagte konservativ .«
    Tate schob die Hände des Friseurs beiseite. »Was ist das hier?« Er deutete auf einen Absatz in der Rede, die jemand für ihn geschrieben hatte. Wieder kümmerte sich keiner um ihn.
    »He, hört euch das an«, sagte Eddy und las aus einer Zeitung vor. »Dekker nennt dich einen Unruhestifter, Tate.«
    Die Diskussion wandte sich nun dem Thema zu, wer Tate in welcher Kleidung begleiten sollte. Dirk wandte sich schließlich auch an Fancy. »Saubere Amerikaner, klar, junge Dame? Kein scharfer Minirock.«
    »Wichser.«
    »Francine Rutledge!« donnerte Nelson. »Nicht noch einmal diese Sprache, sonst fährst du umgehend nach Hause.«
    »Entschuldigung«, murmelte sie. »Aber wer ist dieses Arschloch, daß er mir sagen darf, was ich anzuziehen habe?«
    »Erinnere ihn an das Hemd«, warf Ralph ein.
    »Ach ja, Tate, ein blaues Hemd, Weiß macht sich im Fernsehen nicht so gut.«
    Tate wandte sich plötzlich um und nahm dem Friseur die Schere aus der Hand. »Ich will mein Haar nicht schneiden lassen. Mir gefällt es so.«
    In einem Ton, mit dem er auch Mandy hätte zurechtweisen können, sagte Dirk: »Es ist zu lang, Tate.«
    Tate sprang auf. »Wer sagt das? Die Wähler? Die Arbeiter bei GM? Die Zuschauer von Kanal vier? Oder nur Sie?«
    Avery hätte ihm am liebsten applaudiert. Im Gegensatz zu den anderen hatte sie sich nicht an dem Chaos beteiligt, sondern Tate schweigend beobachtet. Und je mehr er von den Papieren gelesen hatte, die Ralph ihm gegeben hatte, desto finsterer war sein Blick geworden. Jetzt riß er sich den Umhang vom Hals, griff in seine Tasche, drückte dem Friseur einen Fünfzigdollarschein in die Hand und schob ihn aus dem Zimmer.
    Als er sich wieder umdrehte, war sein Blick so düster wie die Wolken, die am Himmel hingen. »Das nächste Mal, Dirk, werde ich Ihnen Bescheid sagen, wenn ich glaube, daß ich einen neuen Haarschnitt brauche. Aber offengestanden ist das ohnehin nicht Ihre Angelegenheit. Ich würde es auch zu schätzen wissen, wenn Sie Ihre Nase nicht in meinen Schrank stecken und mich fragen würden, wenn Sie meine privaten Räume mit Beschlag belegen.«
    »Wir haben sonst nirgendwo Platz«, verteidigte Eddy sich.
    »Verflucht noch mal, Eddy, dieses Hotel hat Hunderte von Zimmern«, fuhr er seinen Freund an, der es gewagt hatte, sich einzumischen. »Aber da ihr nun schon einmal alle hier seid«, sagte er und hob die Papiere auf, die er auf den Toilettentisch geworfen hatte, »würde ich gern wissen, was das hier sein soll.«
    Ralph beugte sich vor und las ein paar Zeilen. »Das ist Ihre neue Position zur Bildungsfrage.«
    »Quatsch ist es. Totaler Unsinn. Und sonst gar nichts. Verwässertes Zeug, nichtssagend.«
    Zee stand auf. »Ich lasse Mandy nebenan Fernsehen schauen. Fancy, vielleicht wäre es besser, wenn du auch mitkommst.« Sie ging mit Mandy an der Hand zur Tür.
    »Nicht für tausend Dollar«, sagte Fancy von der Mitte des Bettes aus und schob sich einen Kaugummi in den Mund. Als sich die Tür hinter Zee und Mandy geschlossen hatte, trat Ralph vor und versuchte eine beruhigende Erklärung abzugeben. »Wir hatten das Gefühl, daß Ihre Einstellung zu einigen der Wahlkampfthemen etwas gemäßigt werden müßte, Tate.«
    »Ohne mich vorher zu fragen?« erkundigte sich Tate scharf und sah auf den viel kleineren Mann herunter. »Es sind meine Ansichten«, sagte er und klopfte sich an die Brust. »Meine.«
    »Aber die Zahlen in den Umfragen sinken«, erwiderte der Mann sachlich.
    »Das war nicht so, bevor ich Sie als Berater angestellt hatte. Erst seitdem sind sie

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