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TS 15: Der Unheimliche

TS 15: Der Unheimliche

Titel: TS 15: Der Unheimliche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilson Tucker
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nicht“, stimmte Conklin zu. „Sie noch nicht. Aber wissen wir denn, was in zehn, in fünfzig oder hundert Jahren sein wird? Wissen wir denn überhaupt, daß Sie der einzige sind?“
    Daran hatte Paul noch niemals gedacht. Die Möglichkeit, daß noch andere so wie er veranlagt sein könnten, berührte ihn zutiefst.
    „Ich wünschte nur, Sie wären reifer und erfahrener“, fuhr der CIC-Agent fort. „Selbstverständlich halten Sie sich mit Ihren vierundzwanzig Jahren für erfahren genug; als ich so alt war, habe ich das ebenfalls geglaubt. Dennoch fürchte ich, daß Ihnen die Reife fehlt, all das zu begreifen; zu übersehen, wohin es führen könnte. Wenn ich weiterhin offen sprechen darf: ich glaube, daß ein älterer Mann an Ihrer Stelle seine besonderen Fähigkeiten niemals hätte entdecken lassen.“
    „Aber ich möchte doch helfen“, erklärte Paul.
    „Womit?“ fragte Conklin heftig. „Und wem?“
    Paul machte eine vage Geste und zog es wohlweislich vor, zu schweigen.
     
    *
     
    Am nächsten Morgen erwachte Paul als erster, weil ihn das Wecksignal im Ausbildungslager daran gewöhnt hatte, Punkt sechs Uhr aus dem Bett zu springen. Er suchte sein Rasierzeug vor und beobachtete im Spiegel die beiden schlafenden Agenten. Durch das Geräusch des laufenden Wassers wurde Conklin wach. Er rollte sich aus dem Bett, sagte Guten Morgen und langte auf das obere Bett, um Palmer aufzuwecken. Während sich die beiden rasierten und ankleideten, sah Paul die gestrige Abendzeitung durch. Zu dritt gingen sie in den Speisewagen.
    „Was wollen Sie essen?“ wandte sich Conklin an Paul. „Bestellen Sie sich das, worauf Sie Appetit haben. Ganz gleich was.“
    „Ich habe nicht viel Geld bei mir.“
    „Sie brauchen auch keins. Ich bezahle die Rechnung.“ Er versetzte Palmer einen freundlichen Stoß in die Rippen. „Sogar Ihre.“
    „Sie haben auch allen Grund“, entgegnete Palmer säuerlich. „Sie haben ja schließlich auch die Beute erwischt.“
    Während Paul aß, hörte und fühlte er die Worte und Gedanken all derer, die im Speisewagen waren. Zwei Tische weiter saß eine junge hübsche Frau. Neben ihr saß ein älterer Mann, ein Mann, den er für ihren Vater hielt, bis er die Gedanken der beiden auffing. Sie dachten beide an die letzte Nacht. Und er war nicht ihr Vater. Verlegen ließ Paul seinen Blick weiterwandern.
    Am anderen Ende des Speisewagens saß ein untersetzter, finster dreinblickender Mann allein an seinem Tisch. Er teilte seine Aufmerksamkeit zwischen der schönen Begleiterin des älteren Herrn und Paul. Sein ganzes Äußeres und sein Gesichtsausdruck erinnerten Paul an ein oder zwei selbstüberhebliche Sergeanten, denen er auf dem Kasernenhof begegnet war. Verächtlich schaute der Mann auf Pauls Uniform, und gleich darauf erfuhr Paul auch den Grund. Der Mann war tatsächlich Sergeant gewesen und hatte erst vor kurzem seine Uniform ausgezogen; der Anblick der erdfarbenen Khaki weckte in ihm unangenehme Erinnerungen. Im Augenblick tastete er mit seinen Augen das hübsche Mädchen ab und wandte sich dann erneut Paul und den beiden Polizisten zu.
    Polizisten! Überrascht starrte Paul zu Conklin hinüber.
    „Was gibt’s?“ fragte Conklin.
    „Er weiß, daß Sie beide von der Geheimpolizei sind.“
    „Wer?“
    „Der einzelne Mann ganz am Ende des Wagens. Er macht ein Gesicht, als ob er die ganze Welt fressen möchte.“ Paul deutete mit dem Kopf die Richtung an. „Ein Ex-Sergeant, gerade entlassen worden, glaube ich.“
    „Woher weiß er es?“ fragte Conklin verblüfft.
    „Das kann ich nicht sagen. Er scheint Sie beide am Aussehen erkannt zu haben. Nicht Sie selbst, aber was Sie sind. Er muß früher einmal mit Sicherheitsagenten zu tun gehabt haben.“ Paul unterbrach sich und lächelte. „Er glaubt, Sie haben mich verhaftet.“
    „Warum glaubt er das?“
    „Es ist nur ein Verdacht – ein Verdacht gegen Sie beide. Er weiß nicht, warum ich ‚verhaftet’ bin; er glaubt es nur.“
    Conklin nickte befriedigt; Paul Breen schien sich zu bewähren. „Beschreiben Sie ihn bitte.“
    Während Paul den Ex-Sergeant beschrieb, achtete er darauf, sich von ihm nicht beim Hinschauen erwischen zu lassen. Dann fragte Palmer, an welchem Tisch der Mann säße, und Paul sagte es ihm.
    „Schaut er jetzt in unsere Richtung?“
    „Nein, Sir.“
    Palmer drehte sich wie zufällig um und rief nach dem Kellner. Gleich darauf sagte er: „Ich kenne ihn nicht.“ Der Kellner kam an ihren Tisch und erhielt den

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