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TS 16: Einer von Dreihundert

TS 16: Einer von Dreihundert

Titel: TS 16: Einer von Dreihundert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. T. McIntosh
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Höhle in einer senkrechten Felswand eine recht gute Wohnung abgibt.
    Aber ich hatte genug Zeit damit verbracht, mich in dieser neuen Welt umzusehen. Zwischen den Vorratshaufen hindurch suchte ich mir meinen Weg zur Arbeitsgruppe 94. Ich war etwas schwindlig, steif in den Gliedern, ein wenig unsicher auf den Beinen und verspürte einen dumpfen Schmerz in den Schläfen. Aber wieviel von meinem Schwindelgefühl auf den Marsluftdruck und wieviel auf meine Reconvaleszenz zurückzuführen war, wußte ich nicht. Meine Lungen machten mir überhaupt nicht zu schaffen. Die Luft enthielt auf dem Mars etwas mehr Sauerstoff als auf der Erde. Zum Teil war er erst kürzlich durch die Erhitzung der vielen Oxyde an der Oberfläche freigeworden.
    Als ich die Gruppe 94 fand, war keine Zeit für Begrüßungen. Harry Phillips, Caroline und Jim Stowe drehten sich nach mir um. Aus ihren Gesichtern sprach Erleichterung.
    Harry sagte: „Geh nur lieber gleich nach hinten.“
    „Was ist los?“
    „Frag doch nicht erst lange.“
    „Hinten“ war hinter einer etwa drei Meter hohen Mauer. Ich sah Morgans Rücken und Leslies ängstliches Gesicht über seiner Schulter. Morgan hielt sie am Handgelenk und knuffte und puffte an ihrem verletzten Arm herum, weniger um ihr wehzutun, als um sie zu ängstigen, und das gelang ihm ausgezeichnet.
    Ich stürzte mich nicht sofort auf ihn, sondern wartete, bis ich meiner Sache ganz sicher war. Dann trat ich vor, schwang Morgan zu mir herum und pflanzte ihm meine Faust auf die Nase. Was dann geschah. überraschte mich mehr als ihn.
    Ich hatte noch keine Gelegenheit gehabt, alle Auswirkungen der geringen Marsschwerkraft kennenzulernen. Die Gewalt des Hiebes brachte uns beide zum Taumeln. Morgan hatte Pech. Er blieb an einem Stein hängen und stürzte schwer, eigentlich mehr durch den Schwung, den er hatte, als infolge seines Gewichtes. Ich sah, daß er bewußtlos war, und wandte mich zu Leslie.
    „Wo ist Sammy?“ fragte ich kurz.
    „Bei den Vorräten.“ Sie schob ihr wirres Haar zurück und richtete sich auf, wie um ihre Angst abzuschütteln. „Er kann doch nicht immer da sein. Schön, daß du hier bist, Bill.“
    „Ist so was schon öfter vorgekommen?“
    „Eigentlich die ganze Zeit“, sagte sie achselzuckend.
    „Aber warum geht ihr nicht gemeinsam auf ihn los?“
    Sie zuckte wieder die Achseln. „Wir haben es schon manchmal versucht, aber er hält sich immer schadlos. Darum haben wir es so ziemlich aufgegeben.“
    Ich explodierte. „Herrgott nochmal! Morgan ist doch bloß ein ganz gewöhnlicher Halbstarker! Er kann euch nichts tun, wenn ihr es nicht zuläßt.“
    „Nicht, wenn du stärker bist als er“, sagte Leslie geduldig. „Das sind wir aber nicht.“
    „Aber zwei von euch sind es.“
    „Wenn gerade zwei da sind. Er macht aber nichts, wenn er nicht weiß, daß ihm nichts passieren kann. Er ist wie ein ungezogener Junge, roh, egoistisch und kleinlich, äußerlich erwachsen, aber innerlich noch nicht. Er will, daß man Angst vor ihm hat; er muß zeigen, daß er der Chef ist, er …“
    Ich schüttelte den Kopf. „Wenn es weiter nichts ist, werden wir es ihm schon austreiben.“
    Morgan kam zu sich, als wir nach ihm sahen. Er blickte mich mit brennenden Augen an, aus denen sein ganzer Haß sprach.
    „Sieh dich vor, Morgan“, warnte ich ihn. „Es hat wohl keinen Zweck, wenn ich an dein besseres Ich appelliere. Ich will dir bloß sagen, wenn du noch einmal aus der Rolle fällst, hau ich dich krumm und lahm. Und jetzt arbeite weiter!“
    „Arbeiten!“ rief er aus, und seine Stimme zitterte vor ohnmächtiger Wut. Seine Nase blutete, und er rieb theatralisch an seinem Knöchel. „Wie kann ich …“
    „Das wirst du schon sehen“, sagte ich gleichmütig. „Wenn du nicht in fünf Sekunden aufgestanden bist, trete ich dich in die Rippen.“
    Er brauchte keine fünf Sekunden, um sich aufzurappeln und zwar mit dramatischem Hinken, aber er versuchte doch schnell, hinter den Lagerstapel zu gelangen.
    „Vielleicht ist das die richtige Art, mit ihm umzugehen“, gab Leslie zu. „Wenn er Angst vor dir hat, kannst du vielleicht mit ihm fertig werden. Aber verlaß dich nicht darauf.“
    „Es hätte noch eine andere Lösung gegeben“, sagte ich stirnrunzelnd. „Ich hätte ihn nicht mit herbringen dürfen.“
    Sie stand sofort auf meiner Seite. „Du konntest doch nicht alles im voraus wissen, Bill“, ereiferte sie sich. „Es ist doch nicht deine Schuld, daß Morgan …“
    „Wenn es ein

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