TS 39: Bürger der Galaxis
ihnen.
In der Tür stand Großvater Horn und blickte ihnen stirnrunzelnd nach, ehe er langsam in die Diele trat. „Rowl, einen Drink!“ befahl er, und Rowl gehorchte. Erst als er sich langsam setzen wollte, bemerkte der alte Mann seinen Enkel, der sich vom Boden aufrichtete.
„Derry! Was zum Teufel suchst du denn hier? Ich dachte, unsere Gesellschaft wäre im diesjährigen Karneval nicht gut genug für dich! Hast du deine Meinung geändert?“
Gewöhnlich benahm Horn sich seinem Großvater gegenüber sehrrespektvoll, aber er war jetzt in einer Verfassung, in der er sich den Teufel um alle Folgen scherte. Ebenso barsch, wie die Frage gestellt wurde, antwortete er.
„Ich bin zu dem Schluß gekommen, daß diese Art von Gesellschaft nicht für mich taugt – punktum. Ich bin zurückgekehrt, um dich um hunderttausend aus meinem Erbteil zu bitten, denn ich werde die Erde verlassen.“
Sein Großvater beugte sich ungläubig vor. Rowl näherte sich mit einem Tablett, auf dem eine Auswahl von Getränken stand, aber der alte Horn winkte ihn ungeduldig weg.
„Junge, du hast entweder den Verstand verloren oder … Ah, jetzt verstehe ich.“ Er setzte sich kichernd zurück. „Was war es denn für ein Mädchen? Muß ein tolles Kind sein, das dich zu derartig selbstmörderischen Ausbrüchen treibt.“
„Es geht nicht um eine Frau!“ erwiderte Horn grob. „Ich habe einfach die Nase voll von Karneval, von der Erde, von allem, und außerdem habe ich dort draußen etwas zu tun!“
Das Alter seines neunzigjährigen Großvaters hatte Horn immer leicht bedrückt; oft hatte dieser das ausgenützt, um mit seinem Enkel auf väterlicher Basis zu verhandeln. Jetzt strich er über das Kissen auf dem Sitz neben sich. „Komm und setz’ dich, Derry“, sagte er. „Es soll niemand sagen, daß ich keine Zeit habe, mich mit den Problemen meiner Familie zu beschäftigen.“
Horn schüttelte den Kopf und blieb stehen. Sein Großvater zuckte die Achseln. „Nun gut. Dann wollen wir also von deiner Abreise von der Erde reden. Hast du irgend etwas Schwerwiegendes verbrochen?“
„Ich habe letzte Nacht einen Mann getötet, einen Polizeioffizier“, begann Horn, und sein Großvater sprang auf.
„Das klingt nicht gerade gut. Ich hatte mir doch gleich gedacht, daß irgend etwas hinter deiner Idee steckte. Aber selbst ein Polizeioffizier ist nicht so wichtig. Wie ist es denn geschehen?“
„Er hat mich herausgefordert und gezwungen, mit ihm in eine Duellhalle zu gehen.“
„Du hast deinen Herausforderer in einem regulären Duell getötet? Zum Teufel, Junge. Es ist doch Karneval! Sie können dir deshalb überhaupt nichts wollen. Wußtest du denn das nicht?“ In Gedanken schloß der alte Mann wieder seine Brieftasche.
Von draußen klang das Geräusch eines landenden Hubschraubers herein. Der Alte legte den Kopf auf eine Seite. „Rowl! Wo ist denn mein Drink, um den ich dich gebeten habe? Ach, da steht er ja. Wessen Hubschrauber kommt denn da?“
„Mr. Derry senior, glaube ich, Sir. Jedenfalls ist es der gleicheTyp“
„Schon gut, und jetzt höre mich einmal an, junger Mann! Dutrinkst ein Glas und bleibst hier, bis dein Vater kommt und dann werden wir sehen, wie wir dir den verrückten Einfall wieder austreiben können.“
Sein Vater kam in die Diele, vor Trunkenheit kaum noch seiner Glieder mächtig. Der Alte knurrte verärgert und schickte Rowl weg, um ein Mittel gegen Alkohol zu holen. Derry Horn senior protestierte nur schwach dagegen. Der Alte drückte ihn auf einen Sitz, als sei der andere ein kleines Kind.
„Und jetzt sieh zu, daß du schnell einen klaren Kopf bekommst! Du scheinst dir noch nie ein klares Bild deiner Verantwortung gemacht zu haben! Hier sitzt dein Junge und hat den Kopf voll verrückter Pläne. Er will die Erde verlassen, und du bist blau wie ein Veilchen.“
Diese Nachricht traf den anderen. „Was will er?“ fragte Derry senior und wandte sich seinem Sohn zu. „Welche Pläne hat er?“
„Das klingt schon besser“, sagte der alte Mann scharf. „Jetzt, mein Junge, kannst du ja die ganze Geschichte erzählen. Dann werden wir weiter sehen.“
Horn gehorchte. Er hatte nicht diese Absicht gehabt, sondern wollte nur das Geld verlangen und weggehen und im übrigen die Familie darüber rätseln lassen, was sie nur falsch gemacht hatten, daß er so handelte. Die Ereignisse, die ihn zu seinem Entschluß gebracht hatten, standen jedoch so leuchtend vor seinem Geist und beschäftigten ihn so stark, daß
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