TS 48: Der letzte Flug der XANTHUS
Kasten gekettet, während der Kasten wiederum mit einer Handschelle an die senkrechte Metallstütze der Koje gefesselt war. Der Mann konnte nicht aus der Koje, weil er effektiv angekettet war.
„Ich will verdammt sein“, sagte Webb. „Sind Sie ein Gauner?“
Der Mann schüttelte den Kopf und flüsterte schwach. „Kurier. Die Instruktionen ordnen an, daß ich zur Sicherheit angebunden werden muß, wenn die Luftschleuse offen ist oder der Pilot das Schiff verläßt.“
„So etwas Blödes habe ich noch nie gehört! Jetzt haben Sie die Bescherung. Was ist in diesem Kasten?“
Wieder schüttelte der Kurier den Kopf. „Man hat es mir nicht gesagt.“
Webb betrachtete die Handschellen kritisch. „Jeder Idiot mit einer Metallsäge hätte hier hereinspazieren und den Kasten stehlen können! Ich möchte gern wissen, was darin ist.“
Flüstern: „Der Pilot hat den Schlüssel zu den Handschellen.“
„Der Pilot ist schon lange aus dem Schiff geklettert“, gab Webb trocken zurück. „Der verdammte Narr.“ Er brach jäh ab und starrte den Kurier mit hochgezogenen Augenbrauen an. „Der Schlüssel war ihm zu schwer.“ Und ohne jede weitere Erklärung marschierte Webb in die Pilotenkanzel, um den Schlüssel zu holen. Er hing über dem Radarschirm an der Schottenwand.
Der Kurier zeigte seine Überraschung, als Webb zurückkehrte. „Wo haben Sie ihn gefunden?“
„Streng geheim“, schnaubte Webb. Er schloß die Handschellen auf und half dem Mann auf die Füße. „Ist Ihr Raumanzug luftdicht?“
„Ich glaube, ja.“
„Was geschah, als der Drucksturz einsetzte?“
„Nichts. Mir ist nichts passiert.“
„Sie hatten den Anzug die ganze Zeit über an?“
„Natürlich. Meine Instruktionen verlangen es.“
„Idiotische Instruktionen! Kommen Sie, hauen wir ab von hier! Ich falle in meinem Zeitplan zurück. Was ist in dem Kasten?“
„Darf ich mir bitte Nahrungsvorräte mitnehmen? Ich habe meine Notrationen aufgezehrt.“
„Füllen Sie Ihre Taschen und beeilen Sie sich.“
Webb hielt den Kasten, während der Kurier die Kabine durchquerte und sich mit Proviant versah. Er löste die magnetischen Schuhe des Mannes vom Deck und schob seinen schwebenden Körper durch den Gang zur Luftschleuse. Der geheimnisvolle schwarze Kasten kam hinter ihnen hergeglitten, durch die Kette mit ihnen verbunden. Er brachte den Kurier in die Luftschleuse, kehrte dann in die Pilotenkanzel zurück und sandte eine Nachricht nach Toronto, in der er Torkon einschärfte, seine Belohnungssumme bis zu seiner Rückkehr sicher zu verwahren.
Er befand sich wieder in der Schleuse und war dabei, seinen Anzug und den des Kuriers zu schließen, als ihm die ersten Zweifel kamen. Es war nicht mehr als ein winziger, bohrender Verdacht. Webb hielt inne und starrte den Mann nachdenklich an, dann ließ er die Geräte fahren und ging in den hellerleuchteten Gang zurück. Sein Mißtrauen schien das Schiff zu füllen.
Der nagende Verdacht wuchs.
Welcher Verdacht? Webb wußte es nicht und konnte ihn auch nicht identifizieren, aber er war nichtsdestoweniger da. Warum sollten ihm Zweifel aufkeimen? Auch darauf gab es im Augenblick keine Antwort. Aber was stimmte nicht?
Langsam schritt er durch das ganze Schiff und spähte in jeden Winkel. Alles schien in bester Ordnung zu sein. Aber irgendeine winzige Einzelheit quälte ihn und bereitete ihm Unruhe. Es war etwas, was er kurz zuvor gesehen oder gehört, gelesen oder berührt hatte, und was nicht so war, wie es hätte sein sollen. Diese Einzelheit hatte seinen Verdacht erregt, und es erzürnte ihn am meisten, daß es ihm nicht gelang, sie herauszufinden.
Menschen, die Fehler begingen, starben.
Webb kehrte mißmutig zur Luftschleuse zurück. Der Kurier blickte ihm mit einem eigenartigen Ausdruck entgegen, sprach aber nicht. Ärgerlich über sich selbst beendete Webb die Vorbereitungen und öffnete die Schleuse. Das gelbe Licht begann zu blinken. Webb löste das Drahtseil vom Wandhaken und befestigte es an seinem Gürtel. Dann band er den Kurier an sich fest und sprang in den Raum hinaus. Das Mißtrauen verließ ihn nicht.
„Zieh uns herein, Bristol.“
„Ich habe Ihre Nachricht nach Toronto gelesen“, erwiderte sie. „Ich bin so froh, daß er lebt.“
„Zieh uns herein.“
Das Drahtseil spannte sich, und die dunkle Silhouette des Wracks entfernte sich von ihnen. Was zum Teufel stimmte nicht mit dem Schiff? Da war doch etwas Paradoxes gewesen …
„Wie heißen Sie?“ fragte Webb
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