TS 48: Der letzte Flug der XANTHUS
das defekte Radio aus der Hand und versteckte es tief unten in seinem Raumanzug. „Die Nachrichtenleute erkannten den Fehler sofort, als das Schiff gestartet war. Die Interferenz verschwand mit Ihrer Abreise, und man wußte, daß nur Ihr Radio dahinterstecken konnte. Ich glaube, ein Transistor soll versagt haben. Man wird es auseinandernehmen, sobald ich gelandet bin. Ich wage nicht, es jetzt anzurühren, sonst schöpft Webb Verdacht. Es wäre zu auffällig, wenn die Radarstörung ausgerechnet zur Zeit meiner Ankunft hier verschwinden würde.“
Kate schüttelte den Kopf. „Ich bewundere Ihren Mut.“
„Wir bewundern Ihren, aber verschwenden Sie Ihre Bewunderung nicht auf mich. Ich befand mich niemals in Gefahr.“
„Aber das Wrack …“
„Die Saba ist kein Wrack, noch war sie es jemals. Ihr Pilot befindet sich noch an Bord, und er wird sich so lange mit dem Schiff treiben lassen, bis er von der Patrouille aufgelesen wird. Die Illusion muß zu Ihrer Sicherheit aufrechtgehalten werden. Der Inspektor hat diesen ganzen Plan ausgearbeitet, als ihm die Ingenieure vom Versagen des Radios berichteten. Er glaubte Sie in größter Gefahr und fürchtete, daß Webb die Radarstörung schließlich zu Ihnen zurückverfolgen würde.“
„Die Gefahr existiert nur in der Einbildung des Inspektors.“
„Sie irren, und Sie müssen sehr auf der Hut sein. Die Behörden haben Webbs Partner, James Gross, aus Mangel an Beweisen freigelassen, weil man ihn dem Gesetz nach nicht länger in Untersuchungshaft halten darf. Die Polizei hält jetzt Webb für den Hauptverdächtigen. Aber in der Zwischenzeit wird James Cross versuchen, heimlich mit seinem Partner in Verbindung zu treten und ihn zu warnen. Vermutlich wird dies auf Titan geschehen. Der Inspektor hat dies geahnt, und das ist der zweite Grund für mein Hiersein.“
„Glaubt er, daß Cross meine wirkliche Identität kennt?“
„Das weiß niemand sicher. Die Unterwelt hat gute Verbindungen.“
„Ich bezweifle, daß Cross den Fernschreiber benutzt.“
„Nein, das wird er sicherlich nicht, aber es gibt viele andere Möglichkeiten. Sie müssen sehr aufpassen.“
Kate überlegte einen Moment. „Möglicherweise ist das alles nur ein akademisches Problem. Webb will mich auf Titan zurücklassen. Es tut mir leid, aber Ihre ganzen Mühen waren umsonst.“
„Das macht er nicht!“
„Oh, doch. Er hält mich für eine Schwachsinnige und setzt mich auf Titan aus, um mich loszuwerden.“
„Haben Sie etwas herausgefunden?“
„Nichts, was vor Gericht Gewicht hätte, aber vieles, was ihn in ein ungünstiges Licht stellt.“
Kate überlegte. Dann fragte sie neugierig: „Wo hatte sich denn der Pilot der Saba versteckt gehalten?“
„Irgendwo im Heck des Schiffes, dicht bei den Motoren. Das Schiff gehört einem Direktor der Gesellschaft, der die Filiale in Verakruz leitet. Die einzige Schwierigkeit bestand darin, einen Flugkurs zugeteilt zu bekommen, der dicht bei Ihnen verlief, aber der Inspektor hat Beziehungen.“
„Dann wissen Amarillo und Toronto gar nichts von diesem Schwindel?“
„Nein. Das Risiko war zu groß. Ein falsches Wort in den Funkbotschaften, und Webb hätte Verdacht geschöpft.“ Er deutete auf den schwarzen Kasten, der an seinem Handgelenk hing. „Er ist natürlich leer. Angeblich bringe ich ein paar äußerst wichtige Dokumente zu einer Bergwerksgesellschaft auf Rhea. Die Saba wurde unter diesem Vorwand gechartert.“
Kate begann vergnügt zu lachen, aber der Kurier unterbrach sie hastig. „Seien Sie still! Er kommt zurück!“ Webb platzte mit offensichtlicher Wut durch die Luke und starrte auf die Frau hinunter, die neben der Koje auf dem Boden saß.
„Warum zum Teufel stellen Sie dauernd das Radio ab?“
„Ich verbitte mir Ihre Beschimpfungen!“ gab sie hitzig zurück. Aber noch während sie sprach, wurde ihr die weitere Bedeutung seiner Frage klar; er dachte auch an die unterbrochene Radioverbindung während seines Ausflugs zum Wrack. Sie hatte damit seine strenge Anordnung mißachtet. „Und ich lege auch keinen Wert auf Ihren Gesang, wenn man es so nennen kann. Sie haben das Wrack ohne meine Hilfe erreicht.“
„Ich befahl Ihnen, das verdammte Ding offen zu lassen.“
„Es gibt Momente, in denen ich allein sein möchte.“
15. Kapitel
Nach zweihundertundneun Stunden steuerte Webb die Xanthns geschickt auf die Kreisbahn um Titan ein. Es war nicht das erste Mal, daß er einem fortlaufenden Mond mit manueller Steuerung
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