Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
TS 62: Das Rätsel der Venus

TS 62: Das Rätsel der Venus

Titel: TS 62: Das Rätsel der Venus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donald A. (Hrsg.) Wollheim
Vom Netzwerk:
der Schrei eines gefangenen Tieres.
    Er wollte frei sein, weil Es das wollte.
    Lundy hing die schweißgetränkte schwarze Uniform der Triplanet-Polizei in Fetzen vom Leibe – aber er mußte Es ins Hauptquartier in Vhia bringen, selbst wenn er noch so viel Angst hatte.
    Lundy konnte nur hoffen, daß die Angst nicht überhandnahm oder er ermüdete – denn Es lag dort hinter ihm in seiner kleinen Kassette im Wandsafe und wartete nur darauf, daß er zusammenbrach.
    Farrell natürlich war schon zusammengebrochen, aber Farrell war gefesselt. Jackie Smith hatte ebenfalls Anzeichen einer geistigen Übernahme gezeigt, ehe er die Besinnung verlor, und Lundy hatte deshalb die Hand nicht von der Paralysepistole genommen, die im Halfter an seiner Hüfte steckte.
    Das Schlimmste ist, daß man nicht weiß, wann der Angriff erfolgt, dachte er. Vielleicht sind gerade diese Skalen, die ich jetzt vor mir sehe, überhaupt nicht mehr da …
    Unter sich, zwischen den Wolkenfetzen, konnte er gelegentlich das Meer sehen. Das schwarze, gezeitenlose Wasser der Venus, das so viele Geheimnisse aus der Vergangenheit des Planeten bedeckte.
    Lundy half das gar nichts. Er hatte keine Ahnung, über welchem Teil des Meeres er sich befand. Hoffentlich hielten die Motoren durch. Mitten im Meer konnte man verteufelt naß werden.
    Farrell schrie immer noch. Schrie und kämpfte gegen die Fesseln an, weil Es eingeschlossen war und um Hilfe rief.
    „Mir ist kalt“, sagte Smith. „Hallo, Kleiner.“
    Lundy sah sich um. Normalerweise hatte er ein rundes, freundliches Gesicht, mit munteren dunklen Augen und einem jungenhaft wirkenden ewigen Lächeln. Jetzt sah er eher verkatert aus.
    „Dir ist kalt“, brummte er und leckte sich den Schweiß von den Lippen. „Wunderbar. Das hat mir gerade noch gefehlt.“
    Jackie Smith bewegte sich und stöhnte. Seine schwarze Uniform war über der Brust geöffnet und ließ die weißen Binden sehen. Er war groß und muskulös und mit Lundy etwa gleichaltrig. Seine Gesichtszüge waren grobgeschnitten und von einer flachsgelben Mähne gekrönt. Seine Haut sah wie gegerbtes altes Leder aus.
    „Auf dem Merkur, wo ich zur Welt gekommen bin“, sagte er, „ist wenigstens ein für menschliche Wesen erträgliches Klima. Ihr Bewohner der Außenplaneten …“ Er hielt inne, wurde unter seiner Sonnenbräune weiß und zischte zwischen zusammengebissenen Zähnen. „He – Farrell hat mich ja ganz schön zugerichtet.“
    „Du kommst schon durch“, erklärte Lundy. Er war bemüht, nicht daran zu denken, wie leicht er und Smith jetzt schon nicht mehr leben könnten. Farrell hatte sich wie ein Berserker gewehrt, als sie ihn endlich in einem Eingeborenendorf oben in den Bergen der Weißen Wolken gestellt hatten.
    Lundy hatte jetzt noch einen häßlichen Geschmack im Mund. Einen Gangster zu überwältigen, machte ihm nichts aus – aber Farrell war von ganz anderem Typus. Er war einfach ein netter Mensch, der einem ,Etwas’ in die Falle gegangen war, das stärker war als er.
    Ein netter Kerl, bis zur Blindheit in jemanden verliebt, den es gar nicht gab. Ein ganz normaler Mensch mit einer Frau und zwei Kindern, der sein Herz, seinen Verstand und seine Seele an ein Etwas aus dem Weltraum verloren hatte und jetzt bereit war zu morden, nur um dieses Es zu schützen.
    Wenn er nur endlich aufhörte zu schreien, dachte Lundy.
    Die Düsen heulten und donnerten. Draußen zogen immer noch die Wolkenfetzen an ihnen vorbei. Jackie Smith saß mit geschlossenenAugen aufrecht da und atmete in vorsichtigen kurzen Zügen. Vhia war noch eine ziemliche Strecke entfernt.
    Vielleicht weiter, als sie ahnten. Vielleicht flogen sie gar nicht in Richtung auf Vhia. Vielleicht hatte Es ihn bereits in seiner Gewalt, und er würde es erst merken, wenn sie abstürzten.
    Lundy fluchte. Wenn er einmal anfing, so zu denken, war er schon halb verloren.
    Aber er konnte einfach nicht anders. Er hatte Es gefangen – mit einem Spezialnetz aus Metallgewebe – indem er auf etwas zielte, das nur Farrell sah, aber er nicht. Und dann hatte er es in die Glassitbüchse geschoben und mit einem schwarzen Tuch abgedeckt, weil man ihn gewarnt hatte, es anzusehen.
    Leben – Leben aus dem Weltraum, vom Schwerefeld der Venus aus einer Wolke kosmischen Staubes herausgezogen. Seit die Venus die Wolke berührt hatte, war eine Welle seltsamer Krankheiten über den Planeten hinweggezogen. Zum Beispiel Wahnsinn wie der Farrells, der zu Mord und noch schlimmeren Dingen führte.
    Die

Weitere Kostenlose Bücher