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TS 79: Der Mars-Robinson

TS 79: Der Mars-Robinson

Titel: TS 79: Der Mars-Robinson Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rex Gordon
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Horizont entlanggeisterte und nach rechts verschwand.
    Aber es war nicht allein das Licht, das mich in Deckung gehen und ängstlich die Ohren spitzen ließ. Ich hörte die Schritte zwar nicht, spürte aber, daß der Boden fast unmerklich vibrierte.
    Das Licht und die Vibrationen lösten in meinem Hirn einen Wirbel von Vermutungen aus. Ich hatte an ein Fahrzeug gedacht, Menschen oder menschenähnliche Kreaturen, Zivilisation, Straßen, Dörfer, Städte.
    Aber das Vibrieren des Bodens konnte beispielsweise auch von einer dahinziehenden Elefantenherde ausgelöst werden.
     
    Drei Stunden später saß ich auf dem Fahrradgestell. Ich hatte mich nach meiner Uhr gerichtet und startete schon eine halbe Stunde vor Anbruch der Morgendämmerung. Es war stockfinster, doch vor Schlaglöchern und ähnlichem brauchte ich mich nicht zu fürchten.
    Ich fuhr meinem Raketenasyl entgegen – so dachte ich wenigstens – , um dort die Vorbereitungen einer Expedition in südliche Richtung in Angriff zu nehmen.
    Ich fuhr quer durch die Wüste, wurde aber das Gefühl nicht los, daß mich die unheimlichen Lebewesen von irgendwoher beobachteten. Ich hatte am Vortage ziemlich viel Energie verbraucht und nachts außerdem kaum geschlafen. Um die Mittagszeit, die Sonne brannte wie irrsinnig, machte ich die betrübliche Feststellung, daß ich noch nicht einmal die halbe Strecke geschafft hatte, obwohl ich eine halbe Stunde früher aufgestanden und gestartet war.
    Die sich endlos ausdehnende Wüste kam mir noch einsamer, noch verlorener, noch trostloser vor als gestern um die gleiche Zeit.
    Hatte ich mich verirrt?
    Lange kämpfte ich gegen dieses verzweifelte Gefühl an, aber die Furcht wurde immer stärker. Eins hatte ich mit Sicherheit verloren: die Spur. Fand ich vor Sonnenuntergang nicht das Wrack, dann sah es sehr, sehr böse für mich aus. Mir würde nur noch eine kurze Galgenfrist bleiben. Sparte ich nachts mit dem Sauerstoffvorrat, so konnte ich den Tagesanbruch noch um eine halbe oder ganze Stunde überleben. Aber dieses Warten konnte ich mir nicht vorstellen. Ich konnte nicht glauben, daß ich des Nachts ruhig und mit über dem Weltraumanzug verschränkten Händen daliegen würde mit dem peinigenden Gedanken: Wenn die Sonne aufgeht, hast du höchstens noch eine Stunde zu leben. Da würde ich eher im Mondschein weiterfahren, immer heftiger atmen und somit den Sauerstoffvorrat schon wesentlich früher verbrauchen.
    Endlich sichtete ich aufatmend den östlichsten Außenmast, den ich zu meiner Orientierung vorgesehen hatte. Niemand war glücklicher als ich. Entweder funktionierte mein Kompaß wirklich einwandfrei oder er richtete sich nur nach den magnetischen Feldern des Raketenwracks. Doch seine Arbeitsweise sollte mich im Augenblick wenig kümmern.
    Dann erkannte ich auch schon den Flaggenmast auf dem Wrack und radelte darauf zu. Ich erreichte es bei Einbruch der Dunkelheit.
    Ich kroch durch die Druckkammer und nahm Zuflucht in der nach süßer Erdluft duftenden Rakete. Nur ein Hund, der von seinem Herrn ins warme Wohnzimmer eingelassen wird, konnte sich so freuen wie ich. Ich war zu müde, um etwas zu essen, dafür trank ich zwei Becher frisches, klares Wasser und legte mich auf die Couch des Kontrollraums. Ich hatte damit gerechnet, augenblicklich in tiefen Schlaf zu fallen und am nächsten Morgen in einer besseren Kondition zu erwachen.
    Aber ich lag wach und betrachtete die Glühbirne wie ein kleines Kind den Christbaumschmuck. Die Stahlhülle, die mir Unterkunft, Luft, Wasser und Nahrung gewährte, war nicht der Mars, sondern ein Stück irdische Heimat. Alles war auf der Erde gemacht worden. Wenn ich beispielsweise eine Schraube sah, so stellte ich mir im Geiste den Mechaniker vor, der sie festgezogen hatte. Ja, es war ein Stück Erde, das zweifellos eine beruhigende Wirkung auf mich ausübte. In der Rakete fühlte ich mich der Erde noch am nächsten.
    Der Mars war fremder, größer und unbekannter, als ich ihn mir jemals vorgestellt hatte.
    Ich war ein Narr. Warum hatte ich nicht schon früher an die Existenz von Lebewesen gedacht? Kurz vor der Landung hatte ich riesige Flächen der Marslandschaft gesehen und hätte mir ausrechnen können, daß irgendwo Leben existieren mußte. Ich kannte den Mars noch lange nicht. Angenommen, ein Wesen von einem anderen Planeten landete in Lappland. Da gab es auch nicht viel zu sehen, und seinerster Eindruck wäre gewesen, daß es überall auf der Erde so aussah wie in seiner unmittelbaren Umgebung.

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