TS 92: Apollo auf Mondkurs
Sinkgeschwindigkeit verlassen müssen“, stellte Kovac fest. „Wir müssen wie eine Feder hinunterschweben.“
„Wie eine Feder …“, murmelte Faulk zweifelnd.
„Wir können in niedriger Höhe schweben und erst einmal feststellen, ob die Oberfläche aus Staub oder Fels besteht“, schlug der Kopilot vor.
„Darüber mache ich mir gerade Sorgen.“
„Staub?“
„Dann ist nämlich die Sicht weg“, erklärte ihm Faulk. „Der Gasstrahl könnte eine Menge Staub aufwirbeln, Max.“
Sie dachten darüber nach. Das Problem war keineswegs neu, denn die Meßergebnisse der unbemannten Sonden hatten gezeigt, daß die Mondoberfläche mit einer Staubschicht bedeckt war, die von wenigen Millimetern Stärke bis zu einigen Metern reichte. Eine Landung an der falschen Stelle konnte katastrophal werden.
„Wir müssen eben einfach Glück haben“, meinte Kovac.
Sie unterhielten sich darüber. Die NASA bestand auf einer Nachtlandung, weil die Verantwortlichen der Auffassung waren, daß die Kälte besser war als die Hitze des Mondtages. Faulk war der gleichen Meinung, aber nicht unbedingt, denn seine Phantasie reichte weit genug, um sich vorstellen zu können, wie schwach die Beleuchtung nachts sein mußte. Wie würde ein nadelspitzer Berggipfel in diesem Licht aussehen? Und wie ein Abgrund? Er konnte sich nicht für diese Vorstellung begeistern.
„Aschestürme und stockfinstere Nacht – der reinste Sonntagsausflug“, stellte er ironisch fest.
„Wir können die Scheinwerfer einschalten. Das hilft bestimmt.“
„Auch in einem Staubsturm, Max?“
„Dann schweben wir eben erst einmal.“
„Nicht sehr lange. Wenn wir damit anfangen, haben wir den Treibstoff bald verbraucht.“
„Wir werden es schon schaffen.“ Kovac grinste. „Vielleicht ist es ganz einfach.“
„Du bist eben ein Optimist“, antwortete Faulk. „Aber du hast recht – ein Versuch kann nicht schaden.“
Sie krochen wieder durch die Luftschleuse in die Raumkapsel hinüber, wo Mallon es sich auf Faulks Platz bequem gemacht hatte.
„Ich dachte schon, ihr wäret verlorengegangen“, begrüßte er sie. „Ich wollte schon allein weiterfliegen.“
„Ohne Navigator?“ fragte Kovac. „Du würdest nie hinfinden …“
„Na, das wäre doch einfach genug.“ Mallon zeigte auf den Mond, der den Himmel vor ihnen ausfüllte.
An diesem Tag geschahen zwei Dinge, die Faulk einen Schreck versetzten. Ein rotes Blinklicht zeigte an, daß der Ventilator, der die Luft innerhalb der Kabine umwälzte, nicht mehr hundertprozentig funktionierte. Les Mallon fand den Fehler in kürzester Zeit und beseitigte ihn. Der Vorfall hatte keine große Bedeutung, aber er erinnerte Faulk wieder daran, daß selbst unkomplizierte Geräte versagen konnten. Kurze Zeit später erklang ein lautes Alarmsignal, das von einem anderen roten Blinklicht begleitet wurde.
„Meteoreinschlag!“ rief Faulk laut. Mit einer einzigen Handbewegung schloß er seinen Helm und setzte den Anzug unter Druck. Kovac und Mallon reagierten ebenfalls automatisch, obwohl Les gerade ein bißchen geschlafen hatte. Faulk warf einen Blick auf den Druckmesser – die Nadel blieb bei nullkommadrei atü.
Als der Druck nicht abfiel, meinte Kovac zögernd: „Entweder ein sehr kleines Teilchen – oder die Wandung hat sich wieder geschlossen.“
„Wahrscheinlich.“ Faulk starrte auf den Einschlagzähler.
„Hoffentlich war das nur ein Zufallstreffer“, erklärte Mallon. „Ich möchte nicht gern in einer Schießbude landen.“
„Du würdest eine hübsche Tontaube abgeben“, bestätigte der Kopilot.
„Ein Held hat niemals tönerne Füße.“
„Wir dürfen uns nicht darauf verlassen, daß es nur ein Zufallstreffer war“, unterbrach sie Faulk. Er zuckte mit den Schultern. „Von jetzt ab muß ständig einer von uns in seinem Anzug unter Druck bleiben.“ Kovac verzog das Gesicht.
„Ich melde mich freiwillig.“ Mallon grinste. „Dann kann ich endlich in Ruhe schlafen.“
„Einverstanden“, sagte der Kopilot schnell.
„Wir werden uns in kurzen Zeitabständen ablösen“, entschied Faulk. Er meldete den Vorfall und berichtete seine Entscheidung. Dann lehnte er sich in seinen Sitz zurück und begann eine lange Diskussion mit Kovac über die beste Methode einer Landung auf dem Mond. Mallon schlief bereits fest.
*
T plus Tag drei.
Der Mond füllte jetzt den größten Teil des Himmels aus – ein riesenhafter Felsbrocken, der mit über dreitausendsiebenhundert Stundenkilometern
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