Turm der Hexer
als sie Ce’Nedras Argumente erwog. »Es scheint, daß du tatsächlich gut überlegt hast«, schloß sie. »Also schön, Ce’Nedra, wir versuchen es auf deine Art im Augenblick jedenfalls. Aber tu nichts Ausgefallenes. Und jetzt sollten wir mit den Damen reden.«
Die Konferenz, die an jenem Nachmittag in Polgaras Wohnung stattfand, betraf Staatsangelegenheiten. Sie wartete schweigend, bis die kleine Gruppe versammelt war, dann sprach sie ernsthaft auf sie ein. »Meine Damen«, begann sie, »in Kürze werden die Alorner und andere zu einem wichtigen Feldzug aufbrechen.«
»Du meinst Krieg, Pol?« fragte Königin Layla mit sinkender Stimme.
»Wir werden das möglichst vermeiden«, antwortete Polgara. »Jedenfalls die Abreise deines Mannes und der alornischen Könige legt die Angelegenheiten deiner Heimat in deine Hände und das gilt für jede von euch. Ich möchte ein paar Dinge mit euch besprechen, bevor ihr abreist.« Sie wandte sich an Königin Islena, die prächtig in roten Samt gekleidet war. »Dein Mann ist nicht gerade begeistert von der Vorstellung, dir die Hoheit über Cherek zu übergeben, Islena.«
Islena rümpfte die Nase. »Anheg kann manchmal sehr lästig sein.«
»Reg ihn nicht auf. Laß ein oder zwei Anmerkungen fallen, daß du dich von Ratgebern leiten lassen wirst, denen er vertraut. Das wird ihn etwas beruhigen.« Polgara blickte die Damen der Reihe nach an.
»Unser Feldzug führt uns wahrscheinlich nicht so weit weg, daß ihr keinen Kontakt mehr mit uns halten könntet jedenfalls zu Anfang nicht. Wenn etwas Ernstes geschieht, setzt euch sofort mit euren Gatten in Verbindung. Die Alltagsangelegenheiten könnt ihr allein regem. Ich finde auch, daß ihr untereinander in Verbindung stehen solltet, sobald eure Männer fort sind auch mit Porenn in Boktor und Mayaserana in Vo Mimbre. Ihr alle habt eure Stärken und Schwächen, aber wenn ihr euch nicht scheut, bei den anderen Rat zu erfragen, wird alles gutgehen.«
»Vielleicht sollten wir ein Verbindungsnetz einrichten«, überlegte Königin Layla nachdenklich. »Pferdestaffeln, Boten, schnelle Schiffe oder so etwas. Die Tolnedrer machen das schon seit Jahrhunderten.«
»Das kannst du sicherlich in die Wege leiten, Layla«, lächelte Polgara. »Ihr müßt nur immer daran denken, auf das zu hören, was Porenn sagt. Ich weiß, daß sie noch sehr jung ist und auch etwas schüchtern, wenn sie sich in den Vordergrund stellen soll, aber der drasnische Geheimdienst ist unmittelbar ihr unterstellt, und sie wird lange vor euch Kenntnis von den Dingen haben. Und ich möchte, daß ihr die Tolnedrer besonders gut im Auge behaltet. Sie nutzen die Zeiten der Unruhe gerne zu ihrem Vorteil aus. Unterzeichnet auf gar keinen Fall etwas, das euch ein Tolnedrer anbietet gleichgültig, wie reizvoll es auch aussehen mag. Ich traue Ran Borune nicht mehr als einem Fuchs im Hühnerstall ohne dich beleidigen zu wollen, Ce’Nedra.«
»Ich kenne meinen Vater auch, Polgara«, erwiderte Ce’Nedra mit einem Lächeln.
»Bitte, meine Damen«, bat Polgara entschieden. »Keine Abenteuer, während ich weg bin. Versucht, alles möglichst glatt weiterlaufen zu lassen, und habt keine Angst, euch gegenseitig um Hilfe zu bitten. Es wäre auch gut, wenn ihr mit Xantha Verbindung aufnehmen würdet. Die Dryaden haben Zugang zu vielen Informationen über die Vorgänge im Süden. Wenn ein echter Notfall eintritt, benachrichtigt mich unverzüglich.«
»Soll ich den kleinen Jungen nehmen?« fragte Merel. »Ich werde mit Islena in Val Alorn bleiben, also wird er in Sicherheit sein. Meine Mädchen lieben ihn sehr, und er scheint glücklich bei uns zu sein.«
Polgara dachte einen Moment darüber nach. »Nein«, entschied sie schließlich. »Botschaft muß mit uns gehen. Außer Garion ist er der einzige Mensch auf der Welt, der das Auge berühren kann. Die Angarakaner könnten das erkennen und ihn zu entführen versuchen.«
»Ich kümmere mich um ihn«, bot Taiba in ihrer vollen Stimme an.
»Er kennt mich, und wir fühlen uns wohl zusammen. Dann habe ich eine Aufgabe.«
»Du willst doch wohl nicht mit auf den Feldzug, Taiba«, wandte Königin Layla ein.
Taiba zuckte die Achseln. »Warum nicht?« entgegnete sie. »Ich habe kein Haus oder Königreich zu hüten. Außerdem gibt es noch andere Gründe.«
Sie verstanden alle. Was zwischen Taiba und Relg bestand, war so tiefgehend, daß es über die Grenze normaler menschlicher Zuneigung hinauszugehen schien, und die Abwesenheit des Ulgoners
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