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Twin Souls - Die Verbotene: Band 1

Twin Souls - Die Verbotene: Band 1

Titel: Twin Souls - Die Verbotene: Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Zhang
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keinen heimlichen Blick über die Schulter zu – Mr Conivent hätte ihn sicher bemerkt –, aber wir hatten gesehen, wie er sich hingesetzt hatte, als wir hereingekommen waren, und ich spürte seine Anwesenheit im Zimmer so deutlich wie den münzgroßen Chip, der an unserem Knöchel versteckt war. Er musste gerade in einem Dauerrot glühen, aber er war unter dem Schaft unseres Schuhs und der schwarzen Socke verborgen. Niemand konnte ihn sehen.
    Mr Conivent bewegte sich hinter seinem Pult. Er füllte irgendwelche Papiere aus. Die Komission war heute noch nicht aufgetaucht, und ich fragte mich, ob sie abgereist waren.
    ‹Sind sie nicht›, sagte Addie. ‹Dieser Mann. Er hat Hally und Lissa ausgesucht. Er wird noch bleiben.›
    Die Tür des Studierzimmers öffnete sich. Absätze klackerten, verstummten jedoch, als sie den gefliesten Flur hinter sich ließen und im Teppich versanken. Wir sahen auf und unser Blick begegnete dem von Dr. Lyanne. Sie stand eingerahmt von der offenen Tür in ihren schwarzen Pumps und ihrer perfekten, faltenfreien Kombination aus Rock und Bluse da. Ihrem weißen Arztkittel. Attraktiv, beinah schön. Eine Frau mit Ecken und Kanten. Sie strebte auf Mr Conivents Pult zu.
    Addie und ich bearbeiteten unser Arbeitsblatt zu Ende, während wir das Gespräch der beiden aus dem Augenwinkel verfolgten. Sie flüsterten, aber Mr Conivent saß nur knapp zwei Meter von uns entfernt, und obwohl wir keine Wörter verstehen konnten, hörten wir die Anspannung in ihren Stimmen, die wuchs und wuchs und wuchs, bis Mr Conivent seinen Stift mit derselben Wucht ablegte, mit der ein Richter seinen Hammer niederfahren lässt. Er sah uns direkt an.
    Wir vergaßen uns und starrten zurück.
    »Addie«, sagte er. In seiner Stimme schwang ein drohendes Echo mit. »Du hast gestern deine Blutuntersuchung verpasst. Dr. Lyanne wird dich mitnehmen, um sie jetzt durchzuführen.« Addie reagierte nicht gleich, deshalb fügte er hinzu: »Sofort, Addie.«
    Wir standen auf, unseren Stift und die Matheaufgaben ließen wir liegen. Wir folgten Dr. Lyanne zur Tür hinaus. Es gab etwas, das wir von ihr benötigten, eine spezielle Information, die sie uns geben musste, und in unserem Kopf wirbelten die Pläne umher.

    »Hallo«, sagte Addie leise, als wir in dem kleinen Untersuchungszimmer Platz nahmen. Es war unser erstes Wort an Dr. Lyanne seit dem Morgen. Hier in diesem Raum war beinah alles weiß. Die Wände. Der Boden. Der schmale Tisch, der uns von Dr. Lyanne trennte. Und wir waren ein blauer Fleck, der auf einem Stuhl hockte. Die Maschine zwischen uns war grau, ein neumodischer Apparat von der Größe einer Schreibmaschine, der Glasröhrchen enthielt, die man durch ein silbernes Gitter erkennen konnte. Sie waren an Plastikschläuche angeschlossen, die sich hinaus auf den Tisch schlängelten.
    Der Raum wirkte noch kleiner, sobald Dr. Lyanne die Tür hinter uns schloss. Nachdem wir mit Jackson in der Kammer eingepfercht gewesen waren, war es natürlich nicht der Rede wert, aber sowohl wir als auch Dr. Lyanne schienen ungeheuer viel Raum einzunehmen. Dabei war sie so eine schlanke Frau und wir waren noch nie besonders groß gewesen.
    »Gib mir deinen Arm«, sagte sie. Ihre Stimme war nach wie vor gebieterisch, trotz der Blässe ihrer Wangen. Addie tat, was sie verlangte.
    Wir hatten so viele Blutuntersuchungen über uns ergehen lassen müssen, als wir noch jünger waren, dass Nadeln uns nicht länger in Schrecken versetzten. Addie zuckte nicht einmal, als das kühle Metall unter unsere Haut glitt und unser Blut spiralförmig in den Schlauch stieg, von wo aus es in eine der Glasphiolen tropfte. Eine lange Zeit sagte niemand etwas. Die Nadel unter unserer Haut tat kaum weh. Wir sahen zu, wie sich das erste Röhrchen füllte. Dann das zweite. Dr. Lyanne saß uns gegenüber und beobachtete ebenfalls wie gebannt die Maschine.
    »Weswegen haben Sie sich gestritten?«, fragte Addie, und das brachte Dr. Lyanne schneller, als irgendetwas sonst es vermocht hätte, dazu, uns wieder ihre Aufmerksamkeit zu schenken.
    »Wer?«, fragte sie. Als wäre es möglich gewesen, dass wir jemand anderen meinten.
    »Sie und Mr Conivent«, erwiderte Addie.
    Dr. Lyanne drückte einen Wattebausch an unseren Arm, dann zog sie die Nadel heraus. »Wegen gar nichts, Addie. Und es geht dich auch nicht das Geringste an.«
    »Ging es um Jaime?«, fragte Addie.
    »Nein«, sagte Dr. Lyanne. »Nein, es ging nicht um Jaime. Drück schön fest.«
    Addie gehorchte, ließ

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