Two Night Stand
Krankenzimmer. Er wunderte sich, wer denn da zu Besuch war, und klopfte gespannt an die Türe.
„Herein!“, tönte eine männliche Stimme, die Tim nur allzu bekannt vorkam.
Er trat ein und blieb erst einmal im Türrahmen stehen. Dass Andreas da war, das hatte er ja schon gehört, aber WIE er da war, das machte Tim jetzt doch stutzig.
Sein Freund saß bei Shona auf dem Bett, und das näher, als Tim das für nötig befand.
„Na, sieh mal, wer da kommt…“, Andreas warf Tim einen spöttischen Blick zu. „Hier heißt es wohl nicht ‚Der verlorene Sohn’, sondern ‚Der verlorene Vater’ kehrt zurück.“
„Ich fand deine Witze immer schon zum Kotzen!“, polterte Tim dann auch direkt los.
„Echt? Ich finde das sehr passend“, grinste Andreas, und Shona kicherte ebenfalls.
„Ihr scheint euch ja gut zu amüsieren“, Tim ging zu Shona und gab ihr einen Kuss auf die Stirn. „Hallo, Teufelchen“, raunte er ihr leise zu.
„Hi, Timotheus. Schau mal, was Andreas mir mitgebracht hat…“, sie zeigte ihm zwei Mobiles. „Sind die nicht hübsch?“
„Ja, sind sie“, Tim schaute Andreas giftig an. „Danke, dass du mich angerufen hast, als Shona ins Krankenhaus gekommen ist.“
„Ist das meine Aufgabe? Du hattest doch ihre Telefonnummer, oder? Wenn du nicht selbst auf die Idee kommst, dich bei ihr zu melden, dann ist das nicht mein Problem. Du kennst meine Meinung, oder?“
Tim atmete tief durch, er musste sich echt zügeln, um Andreas nicht an die Gurgel zu springen. „Wenn ich gewusst hätte, wie es um sie steht, wäre ich schon eher gekommen.“
Andreas zuckte nur mit den Schultern. „Mach mich nicht für dein Arschloch-Verhalten verantwortlich.“
„Bitte hört auf“, bat Shona die beiden Streithähne, sie wusste um Tims Eifersucht, aber sie hatte auch nicht vor, die einfach zu hinzunehmen. Andreas war in den letzten Wochen ein wichtiger Mensch in ihrem Leben geworden und auf gar keinen Fall würde sie den Kontakt zu ihm abbrechen.
„Schon gut“, Tim überlegte, ob er sich auf die andere Bettseite setzen sollte, immerhin stand ihm das ja wohl eindeutig eher zu, dann befand er das aber als zu albern und er setzte sich missmutig auf einen Stuhl.
„Musst du heute nicht arbeiten?“, fragte Tim seinen Freund dann betont liebenswürdig.
„Nein, hab’ mir früher freigenommen“, es blitzte in Andreas‘ Augen auf. „Hast du eigentlich schon das Kinderzimmer in Shonas neuer Wohnung gesehen?“
„Nein, ich war noch nicht dort. Aber das werde ich sicherlich bald nachholen können.“
„Die Möbel haben Shona und ich zusammen aufgebaut“, erklärte Andreas ihm wichtig.
„Das weiß ich schon.“
„Na ja, eigentlich habe ich nur zugeguckt“, lachte Shona leise. „Und Andreas auf seine Fehler hingewiesen…“
„War ja klar“, Tim sah ihn arrogant an. „Ist ja auch schwer, so ein paar Bretter zusammenzuschrauben.“
„Wenn man den Plan richtig herum hält, nicht“, prustete Shona los.
„Hey“, Andreas stupste ihr auf die Nasenspitze. „Nicht frech werden, Schottin!“
Tim beobachtete die beiden voller Groll, nein, es passte ihm nicht, wie vertraut sie miteinander umgingen, aber er wusste auch, dass er vorsichtig sein musste mit seiner Eifersucht.
„Oh Gott, weißt du noch… das eine Brett, wo wir die Beschläge wieder lösen mussten?“, Shona hielt sich den Bauch vor lachen.
„Auweia, das war keine Glanzleistung“, auch Andreas fiel jetzt in lautes Gelächter ein, Tim kam sich ziemlich überflüssig vor.
Shona wischte sich ein paar Lachtränen aus dem Gesicht, sie liebte die unbeschwerte Art von Andreas, mit ihm zusammen hatte sie immer viel Spaß.
Es klopfte leise an die Türe, Tim sah genervt auf. Hier ging es ja zu wie in einem Taubenschlag.
„Hey Süße“, Chloe steckte den Kopf durch den Türspalt. „Man hört euer Lachen über den ganzen Flur.“
Andreas stand hastig vom Bett auf, Shona betrachtete amüsiert, wie aufgeregt er auf einmal war. Ihr war beim letzten Mal schon aufgefallen, dass er Chloe sehr unauffällig und lange gemustert hatte, und sie hatte beschlossen, die beiden doch noch einmal aufeinander treffen zu lassen. Sie wusste, dass Andreas heute kommen wollte, und hatte ihre Schwester gebeten, ihr ein paar frische Sachen zu bringen.
„Hallo Andreas, hallo Tim“, Chloe streckte beiden die Hand entgegen, Andreas lächelte sie aber eindeutig freundlicher an als ihn, was Tim aber jetzt gerade überhaupt nicht störte – im Gegenteil.
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