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Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Titel: Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loons Gerringer
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Dachs. Es war schon fast
Mittag.
    Bestimmt kam sie jetzt bald. Gestern Abend war sie
nicht dagewesen – war vermutlich von den Vorbereitungen bei den Montagus
aufgehalten worden. Die verheirateten heute das stumme Mädchen. Obwohl es ihn
ganz kribbelig machte, wenn sie wegblieb, hatte es gestern gut gepasst – so
konnte er sie heute mit dem Bett und dem aufgeräumten Wagen überraschen.
    Gestern Morgen war er mit dem Bärenrad fertiggeworden,
nachmittags hatten sie es schon ausprobiert. Dieser Juniper hatte eine gute
Hand mit Tieren, er würde das kleine Biest vermutlich wirklich dazu kriegen,
auf dem Rad zu fahren. So eine Nummer gab es, soweit er wusste, in ganz
Salkurning nicht. Damit konnte er sogar nach Edinnilor gehen.
    Wie auch immer – es bedeutete, dass er, Dorian
Inglewing, fertig war hier in Krai. Und jetzt hatte ihn die Unruhe gepackt. Er
wollte nach Orchrai! In den Stunden sich überschlagender Arbeitswut, die ihn
regelmäßig packte, wenn Kate bei ihm gewesen war, hatte er zwei Entwürfe
ausgearbeitet, die er bei Emberlend vorlegen wollte. Der eine war die
konsequente Weiterentwicklung seines eigenen Luftschiffs aus Jugendzeiten. In
den anderen war einiges von dem eingeflossen, was Kate ihm über die
Flugapparate – Flugzeuge – in ihrer Welt erzählt hatte. Und er brannte
darauf, sie zu bauen.
    Dass Emberlend ihn wirklich nach Skilsinen schicken
könnte, damit er dort seine Entwürfe in Modelle umsetzte, das erschien ihm wie
die Chance auf ein neues Leben. Vielleicht berührte ihn deshalb die Angst vor
einer Katastrophe, die sich in den letzten Wochen überall im Land zu verdichten
schien, so wenig. Während seine Landsleute vor dem Riesenknall bangten, mit dem
der Tosu Magaton ihre Welt verdunkeln sollte, träumte er von einer Zukunft
irgendwo am Fuß des riesigen Gebirges im Norden. Er hatte einen Schuppen vor
Augen, graues Holz im weiß gefleckten Grüngrau der Saumgebiete Skilsinens,
einen Schuppen, in dem er zu jeder Tages- und Nachtzeit arbeiten konnte, in dem
ihm alle Mittel zur Verfügung standen, die er zur Verwirklichung dieses alten
Kindertraums brauchte. Ein Schuppen, der mit den Fortschritten seiner Arbeit
nach und nach zu einer Halle anwuchs. Und daneben stand sein alter Wagen
unverändert, aber mit Eiszapfen am Dach und Eisblumen auf der Frontscheibe. Er
hatte noch nicht viel Schnee gesehen in seinem Leben – die Winter in Orolo
waren zwar kalt, aber trocken – doch in diesem Bild reichte eine Schneedecke
fast bis zur Hälfte der Wagenräder herauf, und seine Füße hatten einen Pfad
getrampelt zwischen seiner Wohnung und seinem Arbeitsplatz direkt daneben.
Sabin arbeitete ganz in der Nähe, und abends saßen sie zusammen im Wagen und
tranken und redeten.
    In dieses Bild passte Kate gut hinein.
    Wirklich? Die Leute, für die er dann arbeitete,
kannten Ellie. Für die war er überhaupt in erster Linie der Mann von Merelle
Autrejaune! Na gut, aber die saßen wohl kaum da oben in der Wildnis, oder?
    Energisch schubste er endlich das Bild von seiner
Skilsinen-Idylle von sich. Jetzt und hier war Spätsommer, die Sonne knallte ihm
heiß auf den Kopf, weil er seinen Hut unten im Wagen gelassen hatte, und er war
in Krai und wartete auf Kate. Weil er sie fragen wollte, ob sie mit ihm kommen
wollte. Das war erst mal alles. Alles andere – wie es weitergehen sollte, was
aus Ellie und ihm werden sollte – würde sich dann später ergeben.
    Er kniff die Augen zusammen und blickte über das
helle, weite Halbrund aus Sand, das vor ihm wie eine riesige Muschel zwischen
Wald und Meer lag. Nur ein paar Kinder tobten dort herum. Abends und nachts, da
sah es schon anders aus. Gestern waren da draußen eine ganze Reihe von Festen
im Gang gewesen, kleine Feuer, Tanz, Musik, Gelächter.
    Er wartete. Oh Mann, und wie er wartete! Dieser
verdammte Wagen schien ihm nicht mehr komplett zu sein ohne sie. Inzwischen
vermisste er sie sogar dann, wenn sie ihn eigentlich nur gestört hätte. Ihre
Unberechenbarkeit, mit der sie sein geruhsames Leben jederzeit in taumeliges,
heißes, nie gekanntes Zusammensein umschlagen lassen konnte! Im einen
Augenblick saß sie da mit einem Makavebecher in der Hand und erzählte ihm von
den unglaublichen Flugzeugen und Flughäfen, die es in ihrer Welt anscheinend in
jeder Stadt gab – und im nächsten lagen sie plötzlich ineinander verknäult auf
dem Boden, atemlos da , im Hier und Jetzt. Nie hatte er sich so lebendig
gefühlt wie jetzt, wenn sie bei ihm war. So glücklich.

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