Über das Sterben
Beratungsstellen der Deutschen Krebsgesellschaft ( www.krebsgesellschaft.de ). Schwieriger wird es bei anderen Krankheitsarten und ganz schwierig, wenn es um die Betreuung hochbetagter und dementer Angehöriger geht. Bei dieser äußerst anstrengenden Aufgabe, die in Deutschland am häufigsten von Ehepartnern oder Töchtern übernommen wird, fehlt den pflegenden Angehörigen oft schlicht die Zeit, um gut für sich selbst zu sorgen. Das ist doppelt schade, denn die Forschungsdaten zeigen, dass eine Verbesserung des psychischen Wohlbefindens der Angehörigen eine ähnliche Verbesserung beim Patienten auslösen kann.
Wenn die Überlastung der pflegenden Angehörigen zu groß ist, erleben diese die unvermeidliche Aufnahme des Patienten in ein Pflegeheim nicht selten als persönliches Versagen, was die seelische Belastung noch steigert. Sozialer Rückzug und Depressionen können die Folge sein. (Auf einem anderen Blatt steht, dass leider ältere Menschen manchmal von egoistischen Verwandten ins Pflegeheim regelrecht «abgeschoben» werden, obwohl sie mit vertretbarem Aufwand noch zu Hause gepflegt werden könnten.)
Eine rechtzeitige Einholung von Unterstützung setzt voraus, dass man von diesen Angeboten überhaupt Kenntnis bekommt. Hausärzte und Sozialstationen, aber auch Gemeinden, Kirchengemeinschaften, Hospizvereine, Krebsberatungsstellen und Selbsthilfegruppen können hier hilfreichsein. Ob eine Krisenintervention, eine Paar- oder Familientherapie, Kunst- oder Musiktherapie oder die Teilnahme an einer Selbsthilfegruppe (diese gibt es sowohl für Patienten als auch für Angehörige) das richtige Angebot darstellt, kann nur jede/r für sich selbst entscheiden. Auch die Wahl des Therapeuten ist nicht immer einfach – manchmal bedarf es mehrerer Anläufe, bis man «den Richtigen» oder «die Richtige» gefunden hat. Aber die Mühe lohnt sich.
Soziale Arbeit
Die Soziale Arbeit gehört zu den wichtigsten und am meisten unterschätzten Berufen in der Betreuung Schwerstkranker und Sterbender. Vieles, was heute vor allem in der häuslichen Palliativbetreuung möglich ist, wäre ohne erfahrene und im Idealfall speziell geschulte Palliativ-Sozialarbeiter(innen) nicht denkbar. Leider haftet diesem Berufszweig zu Unrecht immer noch die Aura des «Betreuers für Sozialfälle» an, was für nicht wenige Menschen eine Kontakthemmschwelle darstellt. Dabei hat sich gerade dieses Arbeitsfeld in den letzten Jahrzehnten sehr dynamisch entwickelt und basiert auf wissenschaftlich soliden Theoriegrundlagen.
Wesentlich für die Soziale Arbeit sind zum einen der systemische Blick und zum anderen die Ressourcenorientierung. Was steckt hinter diesen Fremdwörtern? Der systemische Blick erlaubt Sozialarbeitern, den Kranken nie isoliert, sondern immer in der Einbettung in seinem sozialen Umfeld zu sehen und die Betreuungsnotwendigkeiten beider immer im Blick zu haben. Das macht sehr viel Sinn, denn wie erwähnt sind das Wohlbefinden der Angehörigen und das der Kranken eng miteinander verknüpft: Hilft man dem einen, so hilftman dem anderen gleich mit. Dabei stehen natürlich zunächst Ehepartner und Kinder des kranken Menschen im Vordergrund. Die demographische Entwicklung bringt jedoch eine neue Herausforderung für die Soziale Arbeit mit sich: Immer mehr Schwerstkranke haben noch lebende, in der Regel hochbetagte Eltern. Diese werden oft vernachlässigt, leiden jedoch mit am meisten unter der Situation. Denn wie die psychologische Forschung und die Erfahrung aus der Kinderpalliativmedizin zeigen, gibt es für einen Menschen nichts Schlimmeres als den Tod des eigenen Kindes – unabhängig von dessen Alter.
Ressourcenorientierung bedeutet im Prinzip nichts anderes als Hilfe zur Selbsthilfe. Schwerkranke und ihre Angehörigen befinden sich in einer emotionalen Ausnahmesituation und tun sich schwer, ihre eigenen Stärken zu erkennen und vorhandene Hilfsmöglichkeiten (z.B. durch Freunde und Verwandte) in Anspruch zu nehmen. Eine zentrale Aufgabe der Sozialen Arbeit besteht darin, genau diese Stärken und Hilfsmöglichkeiten gemeinsam mit Patient und Familie aufzuspüren und nutzbar zu machen. Das erweist sich in der Regel auch als längerfristig tragfähig, während «von außen» wohlmeinend herangetragene Hilfe oft nur kurzfristig wirksam ist.
Darüber hinaus können Sozialarbeiter mit ihrem Spezialwissen, beispielsweise im Umgang mit Behörden, bei der Klärung von Versorgungsansprüchen und bei der Beschaffung von Hilfsmitteln
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