Über den Fluß und in die Wälder
Teil von dir zurückbleibt.»
«Träumst du nie von mir?»
«Ich versuche es. Aber ich kann’s nicht.»
«Vielleicht wird dir das Porträt helfen.»
«Hoffentlich», sagte der Colonel. «Bitte, vergiß nicht, mich daran zu erinnern, daß ich dir die Steine zurückgebe.»
«Bitte, sei nicht häßlich.»
«Ich habe meine kleinen, notwendigen Ehrbegriffe, genauso wie wir unsere große, umfassende Liebe haben. Man kann nicht eines ohne das andere haben.»
«Aber du könntest mir ein paar Privilegien zugestehen.»
«Die hast du», sagte der Colonel. «Die Steine sind in meiner Tasche.»
Jetzt kam der Gran Maestro mit dem Steak und den scaloppine und den Gemüsen. Ein geschniegelter Junge brachte alles auf einem Tablett. Er glaubte an nichts, aber er gab sich die größte Mühe, ein guter Kellner zu sein. Er war ein Mitglied des Ordens. Der Gran Maestro legte geschickt vor, mit Ehrerbietung sowohl für das Essen wie für die, die es verspeisen würden.
«Jetzt essen Sie», sagte er. «Entkork den Valpolicella», sagte er zu dem Jungen, der die Augen eines ungläubigen Wachtelhundes hatte.
«Was wissen Sie von dem Kerl da?» fragte ihn der Colonel und zeigte auf seinen pockennarbigen Landsmann, der kauend dasaß, während die ältliche Frau neben ihm mit kleinstädtischer Anmut ihr Essen verzehrte.
«Das sollten Sie mir sagen. Nicht ich Ihnen.»
«Ich habe ihn heute zum erstenmal gesehen», sagte der Colonel. «Er ist schwerverdaulich beim Essen.»
«Er ist leutselig zu mir. Er spricht unverdrossen schlechtes Italienisch. Er sieht sich alles an, was im Baedeker steht, und er versteht weder etwas vom Essen noch vom Trinken. Die Frau ist nett. Ich glaube, sie ist seine Tante. Aber ich bin nicht genau informiert.»
«Er sieht aus wie etwas, das man entbehren könnte.»
«Das will ich meinen. Mit Leichtigkeit.»
«Redet er über uns?»
«Er hat mich gefragt, wer Sie wären. Der Name der Contessa war ihm bekannt; er hat einige Paläste, die der Familie gehört haben, an Hand seines Buches besichtigt. Der Name imponierte ihm, Madam. Ich erwähnte ihn, um ihm zu imponieren.»
«Glauben Sie, daß er uns in einem Buch verewigen wird?»
«Das glaube ich bestimmt. Er verewigt alles in einem Buch.»
«Wir sollten auch in einem Buch verewigt werden», sagte der Colonel. «Wär es dir denn unangenehm, Tochter?»
«Natürlich nicht», sagte das Mädchen. «Aber es wäre mir lieber, wenn Dante es schreiben würde.»
«Dante ist gerade nicht zur Stelle», sagte der Colonel.
«Kannst du mir etwas vom Krieg erzählen?» fragte ihn das Mädchen. «Irgend etwas, was ich wissen darf?»
«Gewiß. Was du willst.»
«Wie war eigentlich General Eisenhower?»
«Schnurgenau die Epworth League. Auch das ist wahrscheinlich ungerecht. Auch durch die verschiedenen anderen Einflüsse kompliziert. Ein ausgezeichneter Politiker. Ein politischer General. Sehr fähig, was das anlangt.»
«Und die anderen an der Spitze?»
«Wir wollen sie nicht namentlich aufführen. Sie haben sich in ihren Memoiren häufig genug namentlich aufgeführt. All das ist außerordentlich begreiflich durch etwas, was der Rotary Club heißt, von dem du niemals gehört haben wirst. In diesem Club tragen sie alle emaillierte Knöpfe mit ihren Vornamen, und man muß Strafe zahlen, wenn man sie mit Nachnamen anredet. Haben niemals gekämpft. Niemals.»
«Gab es keine guten?»
«Doch, viele. Bradley, der Schullehrer, und viele andere. ‹Blitzjoe› zum Beispiel war ein guter. Ein sehr guter.»
«Wer war das?»
«Er befehligte zu meiner Zeit das VII. Armeekorps. Tadellos zuverlässig. Rasch und tüchtig. Jetzt Generalstabschef.»
«Aber was hältst du von den großen Heerführern, von denen wir immer hörten, zum Beispiel von General Montgomery und General Patton?»
«Schreib sie ab, Tochter. Monty war ein Original; wenn der nicht fünfzehn zu eins hatte, ging er nicht vor. Und auch dann ging er nur zögernd vor.»
«Ich dachte immer, er sei ein großer General.»
«Das war er nicht», sagte der Colonel. «Das schlimmste an der Sache war, daß er es wußte. Ich hab ihn in ein Hotel reinkommen sehen, und dann hat er seine gewöhnliche Uniform gegen einen Aufzug vertauscht, der auf Massenfang berechnet war, und dann ist er abends ausgegangen, um die Bevölkerung zu animieren.»
«Mochtest du ihn nicht leiden?»
«Doch. Ich halte ihn nur einfach für einen englischen General. Was immer das sein mag. Aber benutz den Ausdruck nicht etwa.»
«Aber er hat
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