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Über den Fluß und in die Wälder

Über den Fluß und in die Wälder

Titel: Über den Fluß und in die Wälder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernest Hemingway
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Wenn du jemand liebst, und er dein Held ist, dann möchtest du auch von den Orten und Dingen etwas wissen.»
    «Bitte, dreh deinen Kopf zur Seite», sagte der Colonel, «und ich werde dir erzählen. Gran Maestro, ist noch etwas in der jämmerlichen Flasche da?»
    «Nein», antwortete der Gran Maestro.
    «Dann bringen Sie noch eine.»
    «Ich habe bereits eine geeist.»
    «Gut. Schenken Sie ein. Also, Tochter, wir trennten uns von der Kolonne von General Leclerc in Clamart. Sie marschierten nach Montrouge und der Porte d’Orleans, und wir marschierten direkt nach Bas Meudon und sicherten die Brücke an der Porte de Saint-Cloud. Ist dies zu technisch, langweilt dich das?»
    «Nein.»
    «Es wäre interessanter mit einem Plan.»
    «Erzähl weiter.»
    «Wir sicherten die Brücke und errichteten einen Brückenkopf auf der anderen Flußseite, und wir warfen die Deutschen, Lebende und Tote, die die Brücke verteidigt hatten, in die Seine.» Er hielt an. «Es war natürlich nur eine Scheinverteidigung. Sie hätten sie in die Luft sprengen müssen. Wir warfen alle Deutschen in die Seine. Es waren fast alles Büroangestellte, glaube ich.»
    «Erzähl weiter.»
    «Am nächsten Morgen wurde uns mitgeteilt, daß die Deutschen an den verschiedensten Stellen stark befestigte Stützpunkte hatten und Artillerie auf dem Mont Valerien und daß ihre Panzerwagen die Straßen durchstreiften. Etwas davon war wahr. Man ersuchte uns auch, nicht zu schnell einzumarschieren, da General Leclerc die Stadt nehmen sollte. Ich fügte mich diesem Ersuchen und zog so langsam, wie ich konnte, ein.»
    «Wie macht man das denn?»
    «Man setzt seinen Angriff auf zwei Stunden später an, und man trinkt Sekt, so oft man ihn von Patrioten, Mitläufern oder Begeisterten angeboten bekommt.»
    «Aber war nichts Großartiges und Bewundernswertes dabei, so wie es in Büchern ist?»
    «Doch, natürlich. Da war zuerst die Stadt selbst. Das Volk war sehr glücklich. Alte Generalstäbler stolzierten in ihren von Motten zerfressenen Uniformen umher. Wir waren auch sehr glücklich, weil wir nicht zu kämpfen brauchten.»
    «Brauchtet ihr denn überhaupt nicht zu kämpfen?»
    «Doch. Aber nur dreimal. Und dann nicht ernstlich.»
    «Und um eine solche Stadt zu erobern, brauchtet ihr nicht mehr zu kämpfen?»
    «Tochter. Wir kämpften zwölfmal auf dem Weg von Rambouillet in die Stadt. Aber nur zwei kann man als richtige Gefechte bezeichnen. Das bei Toussus-le-Noble und bei Le Buc. Das andere war die obligate Sauce für den Braten. Ich brauchte tatsächlich nirgends zu kämpfen, außer an jenen beiden Stellen.»
    «Erzähl mir, wie wirklich gekämpft wird.»
    «Erzähl mir, daß du mich liebst.»
    «Ich liebe dich», sagte das Mädchen. «Du kannst es in der Gazzettina veröffentlichen, wenn du willst. Ich liebe deinen harten, geraden Körper und deine sonderbaren Augen, vor denen ich Angst habe, wenn sie boshaft werden. Ich liebe deine Hand und all deine anderen verwundeten Stellen.»
    «Da muß ich wohl versuchen, dir wirklich was Besonderes zu erzählen», sagte der Colonel. «Als erstes will ich dir erzählen, daß ich dich liebe. Pause.»
    «Warum kaufst du dir nicht wirklich gutes Glas?» fragte das Mädchen plötzlich. «Wir könnten zusammen nach Murano fahren.»
    «Ich verstehe gar nichts von Glas.»
    «Das könnte ich dir beibringen. Das würde mir Spaß machen.»
    «Für gutes Glas führen wir ein zu nomadenhaftes Leben.»
    «Aber wenn du deinen Abschied nimmst und hier lebst?»
    «Wir können’s dann kaufen.»
    «Ich wünschte, daß das jetzt wäre.»
    «Ich auch, außer daß ich morgen auf die Entenjagd gehe und daß heute abend heute abend ist.»
    «Kann ich mit auf die Entenjagd kommen?»
    «Nur, wenn dich Alvarito einlädt.»
    «Ich kann ihn dazu bringen, mich einzuladen.»
    «Das bezweifle ich.»
    «Es ist nicht höflich, das anzuzweifeln, was deine Tochter sagt, wo sie alt genug ist, um nicht zu lügen.»
    «In Ordnung, Tochter. Ich ziehe meine Zweifel zurück.»
    «Danke. Dafür werde ich hierbleiben und euch nicht stören. Ich werde in Venedig bleiben und mit Mama und meiner Tante und Großmutter zur Messe gehen und meine Armen besuchen. Ich bin ein einziges Kind, darum habe ich viele Pflichten.»
    «Ich hab mir immer den Kopf zerbrochen, was du tust.»
    «Ja, also das tue ich, und dann werde ich mir von meinem Mädchen den Kopf waschen und mich von ihr maniküren und pediküren lassen.»
    «Das kannst du nicht, weil die Jagd am Sonntag

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