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Ueber die Liebe und den Hass

Ueber die Liebe und den Hass

Titel: Ueber die Liebe und den Hass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachida Lamrabet
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von den Kollegen auf ein Feierabendbier überreden ließ.
    Ich nippte an meiner Cola light, und er hatte, vermutlich in einem Anfall altmodischer Höflichkeit, auch eine Cola bestellt, natürlich eine normale. Die anderen Kollegen genierten sich nicht, in meinem Beisein Trappistenbier oder einen Wein zu bestellen.
    Ich tat so, als hätte ich keinerlei Probleme damit. Doch von dem starken Alkoholdunst, der um den Tisch herumwaberte, wurde mir leicht übel. Meine Kollegen, Männer und Frauen, mit denen ich bereits seit Jahren zusammenarbeitete und die ich wegen der Ernsthaftigkeit respektierte, mit der sie ihrer Arbeit nachgingen, wurden plötzlich für mich zu Fremden, die sich zu so etwas wie verbotenem Alkoholgenuss herabwürdigten. Jetzt wusste ich, dass ich mich genauso haram benahm wie sie, auch wenn ich keinen einzigen Tropfen trank. An einem Tisch mit Trinkern zu sitzen war genauso schlecht, wie selbst zu trinken.
    Als wir dann irgendwann wahrhaftig noch immer mit den ausgelassenen und lärmenden Kollegen am selben Tisch saßen, schien es plötzlich, als wären Johan und ich von den anderen getrennt. Gemeinsam waren wir in einer Luftblase gefangen.
    Keiner beachtete uns. Keiner bemerkte, dass seine Augen die meinen suchten und ich ihn so lange anschaute, dass sich ein Gespräch erübrigte.
    Ich drehte mein Colaglas in den Händen, eine Angewohnheit von mir, wenn ich wusste, dass gleich etwas geschehen würde, worauf ich keine passende Antwort hätte.
    Ich sollte keinen Schluck mehr von meiner Cola trinken.
    Als er mir seine Liebe gestand, sauste es mir in den Ohren. Es erschien mir ungehörig.
    Wusste er denn nicht, dass es ausgeschlossen war? Ich musste ihn doch nicht etwa darauf hinweisen, dass sich zwischen uns eine Glaubensschlucht auftat? Aber ich sagte nichts. Ich schwieg, denn ich wollte nicht länger unterdrücken, dass auch ich ihn liebte, schon sehr lange.
    Ein Jahr darauf verlor ich meinen Verstand und meine Arbeit.
    Ich heiratete Jamal.
    Er war hin und weg von mir.
    Weil mir so starke Zweifel an Gottes Plan kamen, hatte ich damit angefangen, ein Kopftuch zu tragen. Ich hatte gedacht, die vielen verwirrenden und unruhigen Gedanken mit einem Tuch auf dem Kopf bezwingen zu können. Doch damit gelang es mir nur, meine Geistesverfassung gut vor der Außenwelt zu verbergen. Eine Zeitlang führte ich mit dem Kopftuch alle in die Irre. Es verlieh mir eine Gelassenheit, die von vielen bewundert wurde.
    Jamal fand mich mutig. Und liebte mich noch stärker.
    Und ich, ich fand mich verwerflich.
    Ich sah Johan an und überlegte, ob es nicht besser wäre, wenn er oder ich oder wir beide tot wären.
    Ah, der Tod, das Ultimum Remedium. Der Tod, absoluter Marktführer, wenn es um die definitive Bereinigung aussichtsloser Situationen ging. Zwischen überhaupt nichts unternehmen und dem Tod gab es sicherlich noch mehr Möglichkeiten, und vielleicht befand sich direkt vor dem Tod eine weniger drastische Lösung, wahrscheinlich nicht ganz so perfekt, aber eine, mit der man leben konnte. Deshalb fragte ich ihn, was ich denn tun solle.
    Was er von mir erwartete.
    »Komm mit mir, ich hole dich hier raus. Nehme dich irgendwohin mit, weit weg, damit dich keiner mehr finden kann.«
    Hannelore kam angeschlurft. »Wisst ihr, dass es möglich ist?«
    Johan sah Hannelore an und dann wieder mich. »Wer ist sie?«, fragte er verärgert.
    »Das ist meine Freundin«, sagte ich fest entschlossen.
    Hannelore lächelte zufrieden.
    Meine verrückte Freundin, die tatsächlich glaubte, auf dem Planeten Xenoalloch bestünde die Möglichkeit, mit einem Ungläubigen zusammen zu sein. Dass die außerirdischen Wesen alle Hindernisse aus dem Weg räumen könnten. Sie war der festen Überzeugung, sie bekäme einmal Zutritt in diese Welt, wenn sie sich nur offen dafür zeigte. Seit Wochen gab sie sich alle Mühe, mich dafür zu interessieren, und ich hatte eine Riesenlust, ihre Geschichte zu glauben. Sie wollte, dass wir uns gemeinsam von den Außerirdischen in ihre Welt geleiten ließen.
    Sie mochte mich. Sehr sogar.
    »Es gibt keinen Zufall. Alles ist vorbestimmt. Der einzige Ort, an dem ihr glücklich sein könnt, ist Xenoalloch. Und deshalb bin ich eine Befürworterin seines Planes.« Hannelore warf Johan einen eindringlichen Blick zu.
    »Mein Plan?«
    »Weg von hier. Schnell und unbemerkt. Und dann warten wir zu dritt ab, bis sie uns holen kommen.«
    Johan nahm mich am Oberarm und schob mich ein Stück weiter in den Flur, weg von

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