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Ueberdosis

Ueberdosis

Titel: Ueberdosis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Ziegler
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schockiert.«
    »Natürlich«, brummte Markesch.
    »Ich habe versucht, ihm ins Gewissen zu reden, ich habe es wirklich versucht. Schließlich ist … war er mein Neffe. Ich dachte auch, ich hätte Erfolg gehabt, ihn zur Vernunft gebracht. Er versprach mir, die Finger von dem Zeug zu lassen. Ich glaubte ihm. Michael konnte sehr überzeugend sein, wenn er wollte, sehr charmant.«
    »Haben Sie mit Ihrer Schwägerin über die Drogenprobleme Ihres Neffen gesprochen?«
    Eine kurze Pause. Dann: »Nein. Es war ein Fehler. Jetzt weiß ich, daß es ein Fehler war, aber hinterher ist man immer klüger, nicht wahr? Michael bat mich, darüber zu schweigen. Er wollte seine Mutter nicht aufregen. Und ich wollte sie ebenfalls nicht aufregen. Sie ist eine sensible Frau. Ich sagte doch schon, daß sie leicht hysterisch wird. Außerdem – ich dachte wirklich, Michael würde es ernst meinen. Ich hatte keinen Grund, ihm noch mehr Schwierigkeiten zu machen.«
    »Ich verstehe.« Markesch nippte an seinem Scotch. »Sie glauben also, daß sich Ihr Neffe die tödliche Spritze selbst gesetzt hat, daß es kein Mord war.«
    »Sie scheinen mir nicht zugehört zu haben, Markesch«, sagte Hommberg unwillig. »Michael war rauschgiftsüchtig. Irgendwann mußte es soweit kommen. Auch wenn es hart klingt.«
    »Es klingt tatsächlich hart. Aber lassen wir das. Ich soll demnach den Auftrag Ihrer Schwägerin ablehnen.«
    »Nein!« Hommberg stimmte erneut sein unechtes, ärgerliches Lachen an. »Sie kennen meine Schwägerin nicht, Markesch. Wenn Sie den Fall nicht übernehmen, dann wird sie sich an einen anderen Schnüff … Privatdetektiv wenden. Sie ist von dem Gedanken besessen, daß es Mord war. Deshalb möchte ich, daß Sie den Auftrag akzeptieren.«
    Markesch leerte sein Glas in einem Zug. »Sie verwirren mich, Herr Hommberg«, sagte er mild. »Wenn ich Ihre Worte richtig interpretiere, verlangen Sie von mir, daß ich meine Zeit – und das Geld Ihrer Schwägerin – mit der Suche nach dem nichtexistenten Mörder Ihres Neffen verschwende.«
    »Und Sie enttäuschen mich, Markesch. Nach dem, was Konrad – Doktor Fichte von der Unidata, ein guter Freund der Familie – über Sie erzählt, hätte ich Sie für einen Mann mit brillantem, analytischem Verstand gehalten. Für eine moderne Ausgabe von Sherlock Holmes.«
    »Fichte neigt zur Untertreibung.« Markesch behielt seinen milden Tonfall bei. »Holmes war ein Stümper. Außerdem war er kokainabhängig.«
    Hommberg lachte. Für Markeschs Geschmack lachte er zu viel und zu falsch.
    »Immerhin sind Sie nie um eine Antwort verlegen, Markesch. Das spricht für Sie. Hören Sie zu. Sie sollen den Auftrag nur übernehmen, um meine Schwägerin zu beruhigen. Pro forma. Sie sollen nicht wirklich daran arbeiten und, wie Sie so treffend bemerkten, Ihre Zeit mit der Suche nach einem nichtexistenten Mörder verschwenden. Alles, was ich von Ihnen verlange, ist, daß Sie meiner Schwägerin regelmäßig über die, hm, Fortschritte Ihrer Arbeit berichten und nach einiger Zeit, nach zwei, drei Monaten etwa, den Fall abschließen. In drei Monaten dürfte sich Elvira so weit gefaßt haben, daß sie bereit ist, die Wahrheit zu akzeptieren.«
    »Sie meinen, daß ihr Sohn ein Junkie war.«
    »Offenbar verstehen wir uns jetzt. Offenbar hatte Konrad mit seiner Einschätzung doch recht. Konrad, Doktor Fichte, hat mich im übrigen über Ihre, hm, Marotte unterrichtet, nur Fälle zu übernehmen, die Sie interessieren. Aber bedenken Sie, daß es eigentlich kein Fall ist, daß es im Grunde darum geht, meiner Schwägerin zu helfen. Es wäre mehr ein Akt der Menschlichkeit. Praktizierte Nächstenliebe, wenn Sie so wollen. Nichts Unehrenhaftes.«
    Markesch lächelte dünn. »Sie haben Glück. Ich habe heute noch nicht meine tägliche gute Tat vollbracht.«
    »Bedeutet das, daß Sie einverstanden sind?«
    »Ich werde es mir durch den Kopf gehen lassen.«
    Hommberg schwieg einen Moment. »In Ordnung. Natürlich. Überlegen Sie es sich. Um Ihnen die Entscheidung zu erleichtern, werde ich Ihnen morgen früh durch Boten einen Scheck zukommen lassen.« Er machte eine sorgfältig berechnete Kunstpause. »Ich denke, daß fünftausend Mark ein überaus großzügiges Honorar sind, wenn man bedenkt, daß Sie dafür nur einige Berichte zu schreiben brauchen.«
    »Es reicht gerade, um die dringendsten Scotch- und Tolimadolrechnungen zu bezahlen.«
    »Und, Markesch – ich verlasse mich auf Ihre Diskretion. Meine Schwägerin darf von unserer

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