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Überleben auf Partys: Expeditionen ins Feierland (German Edition)

Überleben auf Partys: Expeditionen ins Feierland (German Edition)

Titel: Überleben auf Partys: Expeditionen ins Feierland (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Uschmann , Sylvia Witt
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Stereokopfhörer aussehen.
    Merke ➙ Der Umgang mit Feuerwerkskörpern erfordert Umsichtigkeit, Vorsicht, Verantwortungsgefühl und Nüchternheit. Also all die Dinge, die in der Silvesternacht im Übermaß vorhanden sind …
    Die Nachbarn gegenüber sind ebenfalls vor die Tür getreten. Ihre Gruppe ist größer. Locker ein Dutzend Menschen. Zwei Männer stecken Raketen in Sektflaschen und zünden sie an. Zwei andere fummeln rotes Knisterpapier mit Chinaböllern auf. Jana bemerkt, dass Ulrike und Jonas sie kaum grüßen. Sie winken lediglich zaghaft über die Spielstraße, die so breit ist, dass das andere Haus weit weg scheint. Auch sonst liegt die Kluft in der Luft wie ein unsichtbarer Canyon zwischen den Gebäuden.
    Dennis und Marcel werfen zum Aufwärmen ein paar Knallfroschteppiche, die wie winzige Maschinengewehrsalven klingen. Jonas selbst hat kein Feuerwerk gekauft, aber er steht wippend und wartend vor seinen Freunden, um auch Munition in die Finger zu bekommen.
    Die Nachbarn erfreuen das Land mit Raketen. Die Menschen machen »Uhhh!« und »Ahhh!«. Aus dem Haus schallen The Killers, denn Ulrike mag sie sehr und hat das Fenster des Wohnzimmers einen Spalt aufgestellt. Das Fenster hat ein Fliegenschutzgitter. Die Katze hängt darin im Geflacker der Neujahrsnacht wie eine riesige vierbeinige Spinne mit Stupsnase. Sie hat vor gar nichts Angst.
    Nach zwei Minuten fliegt ein Chinakracher B über die gedachte Grenzlinie der Spielstraße.
    BAMM!
    Jonas, der ein paar Schritte in Richtung Straßenmitte gemacht hatte, um dort in aller Vorsicht einen Heuler anzuzünden, weicht zurück.
    »’tschuldigung!«, ruft der Nachbar von drüben und Jonas hebt instinktiv die Hand, doch Marcel nimmt ihn beiseite, zeigt nach drüben und sagt: »Von wegen ›’tschuldigung‹. Der hat mit Absicht so weit geschmissen.«
    Dennis stimmt zu, nimmt wortlos einen Chinakracher C aus der Tüte und wirft ihn ebenfalls »aus Versehen« knapp über die Mitte der Straße, sodass er territorial betrachtet auf der Hälfte der Nachbarn landet. Diesmal weichen die Männer zurück, die eine neue Rakete in der Sektflasche anzünden wollten.
    »Hey!«, rufen sie.
    Marcel und Dennis zucken mit den Schultern und heben die Handflächen, als wüssten sie von nichts. Jonas ist das alles ein wenig peinlich, doch gleichzeitig findet er die Aktion seiner Freunde zutiefst befriedigend.
    Die Frauen begreifen erst jetzt, was eigentlich geschieht. Von den Nachbarn segelt ein Chinakracher A herbei, weit über die Grenze hinweg, nicht mehr als Versehen deutbar. Mit einem lauten Knall fliegt das Ding in die Luft. Die Frauen erschrecken sich und ducken sich vor den Fetzen.
    »Ihr werft einen A, wo wir nur einen C geworfen haben???«, brüllt Marcel durch die Nacht. Jetzt heben die Männer auf der anderen Seite die Hände.
    Ulrike sagt zu Jana: »Was habe ich gesagt? Was habe ich gesagt?«
    Marcel greift in seine Tüte und verteilt drei A-Kracher an Dennis und Jonas.
    »Hört auf!«, sagt Alexandra.
    Auf der anderen Straßenseite nimmt der Feind die gleiche Munition in die Hand.
    »Jonas, denk an die Neujahrsrunde!«, sagt Ulrike. Jonas sieht sie an wie ein Soldat, der in die Schlacht ziehen muss , obwohl er bei seiner Frau bleiben will. Unterlegt von dramatischer Musik verabschiedet er sich, die Kamera zieht hoch über den Hof in Wisconsin, und der Mann schreitet den Feldweg entlang zu dem Truck, der ihn abholt, den Rucksack auf den Schultern, einen letzten Blick zurück.
    »Der Untergang …«, sagt Ulrike und geht Richtung Haustür, weil sie weiß, dass es zwecklos ist, »der Untergang …«
    »Leute …«, versuchen nun auch die Frauen auf der anderen Seite ihre Männer zu beschwichtigen. Noch sind die Böller auf beiden Seiten nicht angezündet. Noch ist ein Frieden im Silvesterstreifen denkbar. Noch stehen sich die Männer nur gegenüber, unentschieden, 3 : 3. Doch während sie so dastehen, werfen hundert Meter weiter – unbemerkt von allen Beteiligten – zwei Teenager einen Kanonenschlag in eine Mülltonne. Der faustgroße quadratische Megaböller, den straffe Sisalseile zusammenhalten, bringt die Tonne mit einem apokalyptischen Lärm zum Bersten. Und obwohl diese Aktion jenseits der Landesgrenzen nichts, aber auch gar nichts mit dem Konflikt zwischen den zwei Häusern zu tun hat, zünden die sechs Männer zu beiden Seiten der Straße augenblicklich ihre Böller an und werfen sie – wild vor Rage – über die Straße. Die Frauen flüchten ins Haus und

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