Überleben auf Partys: Expeditionen ins Feierland (German Edition)
hält die Hände über sich, als wolle er etwas wegdrücken, hat die Augen weit aufgerissen und streckt die Zunge halb aus dem Mund.
»Meime Zumme!«, nuschelt er, als sei seine Zunge zum Tennisball geschwollen. Ist sie aber nicht. Er bildet es sich nur ein.
»Und die Schrottpresse«, sagt er, »die Presse. Die Presse drückt auf die Brust!«
Er spannt seinen enormen Bizeps an und versucht, die imaginäre Presse wieder nach oben zu drücken.
»Hfffffüüüüüüüüü …«, entfährt es ihm. Ein schreckliches Geräusch. Rasselnd und pfeifend wie der letzte Atemzug eines sterbenden Mannes.
Benjamin rennt in den Gemeinschaftsraum, um Holger, den Fachmann, zu holen. Der ist schon wieder wacher. Er steckt das Dope so locker weg wie andere einen halben Liter Radler. Irgendwie muss sich das lange Studium ja auszahlen.
Holger folgt ihm nach draußen und stellt sich vor Torstens psychotische Bahre.
»O Gott«, sagt er, als er das Häufchen Elend mit Flammentätowierung sieht.
Das Häufchen röchelt: »Bringt euch in Sicherheit. Rettet wenigstens euer junges Leben. Hfffffüüüüüüüüü …«
Torsten röchelt. Ein Schleimfaden zieht sich von Mundwinkel zu Oberlippe.
Holger beugt sich ganz nah an Torstens Ohr und fragt ihn so laut, klar und deutlich, als würde er zu einem Demenzkranken sprechen: »Wie viel hast du in die Milch getan?«
»Hfffffüüüüüüüüü …«
Holger gibt Torsten einen Klaps auf die Wange und wiederholt seine Frage: »Wie viel hast du in die Milch getan???«
Torsten schluckt schwer und deutet die Größe der konsumierten Portion mit Daumen und Zeigefinger an. »Nur so«, krächzt er. Was er anzeigt, hat die Größe eines Zuckerwürfels.
»Was???«
Holger bekommt Schnappatmung.
»Ich hab halt nix gemerkt.«
Dann erstickt er wieder: »Hfffffüüüüüüüüü …« Er schmatzt mit der Zunge, als würde der Tennisball im Mund auch noch seinen ganzen Körper austrocknen. Dann muss er aus heiterem Himmel kurz kichern. »Die schmeckten sogar ganz gut, die Bröckchen.«
»Du hast sie geschluckt?«
»Ja.«
»Du hast das, was nicht in der Milch aufgelöst war, geschluckt???«
»Ja, sicher …«
Holger schlägt die Hände über seiner langen Mähne zusammen: »Was habe ich euch gesagt? Nur eine Regel! Was sich absetzt, wird nicht getrunken. Und es werden keine Bröckchen geschluckt!«
»Das sind zwei Regeln«, korrigiert Benjamin.
»Hfffffüüüüüüüüü …«, macht Torsten.
Benjamin fragt den Ältesten: »Wie lange wird er da so liegen?«
»Die ganze Nacht«, antwortet Holger betrübt. Er lässt die Schultern hängen und sein Kopf fällt ihm auf die Brust, als hätte jemand die Nackenmuskeln entfernt.
Merke ➙ »Ich merk nix!« ist kein adäquater Grund, sofort in wilden Aktionismus zu verfallen, statt einfach noch eine halbe Stunde nichts zu tun. Außer beim Sex.
Die Nacht wurde lang.
Für alle.
Jenny las die ganze Nacht darüber, wie Christian Grey seiner Studentin mit gespitzten Lippen die Schamhaare föhnt.
Torsten erstickte ausdauernd unter der Schrottpresse.
Holger und Benjamin hielten ihm dabei die Hände, bis die Sonne über den Wäldern aufging.
•Die Ersti-Fahrt
Alkoholpegel: ★ ★
Drogenpegel: ★ ★ ★ ★ ★
Drama: ★ ★ ★
Erotik: ★ ★
Spaß: ★ ★
Was man erwartet
Sex. Nachdem man von der süßen Erstsemesterkommilitonin bereits den Spitznamen des Autos kennt und diese einem in der Tropfsteinhöhle im wörtlichen Sinne die Hand reichte, kommt es am Wochenende im romantischen Tannental zu zärtlichen Aktionen der Liebe.
Was tatsächlich passiert
Lachflash. Man lässt sich vom Fachschaftsratsältesten mit in heißer Milch aufgelöstem Dope abfüllen und vertreibt die süße Ersti-Freundin aus der Runde, ehe überhaupt etwas passieren kann.
Was man tun sollte
Jede Aufnahme von Haschisch in den unerfahrenen Ersti-Körper vermeiden, wenn man am gleichen Wochenende das erste Mal eine junge Kommilitonin küssen möchte.
Typischer Song
Seltsames Gitarrenzupfen von Wolfgang
Typisches Getränk
Moloko
Opas Geburtstag
Ein Gastbeitrag von Sven Amtsberg // www.amtsberg.net
Der Geburtstag des Opas ist ein Fest des Stolzes. Eine Feier der goldenen Vergangenheit im Stahlgewitter. Ein geistiger Tanz auf Beinstümpfen. Ungünstig ist nur, dass die alten Zeiten vorbei sind …
Wenn Opa je wirklich etwas geliebt hat, so ist das ganz sicher der Krieg gewesen. Die ganze Wohnung meiner Großeltern hängt voll mit Bildern von Schlachten und
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