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Uebermorgen Sonnenschein - Als mein Baby vertauscht wurde

Uebermorgen Sonnenschein - Als mein Baby vertauscht wurde

Titel: Uebermorgen Sonnenschein - Als mein Baby vertauscht wurde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeannine Klos
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Aber alle anderen hatten mir zu verstehen gegeben, dass es völliger Quatsch sei, dass ich mir solche Gedanken machte. Und ich selbst hätte ja auch gern geglaubt, dass es keinen Grund zur Sorge gab.
    Ich wollte am liebsten, gleich nachdem sich Bärbel verabschiedet und mir von Herzen alles Gute gewünscht hatte, aufstehen und eine Runde über die Station machen, aber da war auch schon wieder Ralf zurück und gleich hinter ihm kam auch Ricarda.
    Meine beste Freundin ging zielstrebig zu Lenis Bettchen und schaute hinein. Vielleicht weil sie nicht gleich etwas sagte, meinte ich schon, eine Irritation zu bemerken.
    Aber dann sagte sie: »Die Kleine sieht doch aus wie gestern – bis auf die Pickelchen. Und die Nase vielleicht. Aber bei Nike war die Nase auch ganz krumm und richtete sich über Nacht.« Ricarda setzte sich zu mir und Ralf. »Aber erzähl mal genau, was dir komisch vorkommt.«
    Zum x-ten Mal an diesem Tag zählte ich die Dinge auf, die mir an dem Baby anders vorkamen. Ricarda suchte den Blickkontakt zu Ralf. »Du warst doch bei der Geburt dabei. Das muss doch euer Kind sein.«
    Ralf fühlte sich von Ricarda bestätigt und nickte müde. Als ich Leni kurz darauf wieder anlegte, war das auch für Ricarda der Beweis, dass Leni wirklich Leni sein musste.
    »Sie nimmt doch deine Brust, so wie gestern und vorgestern. Wenn du nicht ihre Mama wärst, würde sie nicht von dir trinken.« Für Ricarda war das Stillen das entscheidende Argument.
    Als ich ihr ein Handyfoto hinhielt, sagte sie, dass Babys sich eben verändern würden, die einen mehr, die anderen weniger.
    Auf einmal erinnerte ich mich daran, wie Ricarda nach der Geburt ihrer Tochter Janne geglaubt hatte, die Kleine hätte aufgrund ihrer speziellen Augenform ein Downsyndrom. Sie war wirklich felsenfest davon überzeugt gewesen, dass ihr Kind behindert wäre. Natürlich stimmte es nicht, alles war gut. Wahrscheinlich ging es mir genauso, dachte ich: Ich hatte mich – aufgrund vermeintlicher Indizien – in die Befürchtung, dass mein Baby vertauscht wurde, hysterisch hineingesteigert.

    Als Ricarda gegangen war, sagte ich zu Eva, dass ich es schon komisch fände, dass die meisten zwar Unterschiede erkennen würden, jedoch niemand daran zweifle, dass dies mein richtiges Kind sei. Ich hörte, wie Ralf demonstrativ laut ein- und ausatmete. Noch bevor Eva antworten konnte, raunte er, ich sollte doch bitte nicht schon wieder damit anfangen und meine Bettnachbarin nerven. Ich schlug daraufhin vor, den Fernseher anzumachen – eine super Idee, wie Ralf fand. Der Fernseher lief, doch ich schaute nur flüchtig hin. Ich war erschöpft von dem Tag, den ich fast ausschließlich mit quälenden Zweifeln und »Zeugen-Befragungen« verbracht hatte. Die Erschöpfung und all die beruhigenden Worte meiner Besucher zeigten dann irgendwann ihre Wirkung: Meine Angst schien sich zu legen, ich wurde ruhiger und freute mich endlich auch einmal, dass Ralf trotz meiner Nerverei den ganzen Tag bei mir und Leni blieb. Unsere Leni schien sich indes auch nicht mehr von irgendwelchen Unruheäußerungen anstecken zu lassen und schlief friedlich in ihrem Bettchen.
    Ich weiß nicht, wie ich und Eva dazu kamen, aber wir fingen plötzlich an, Witze über meine Ängste zu reißen. Wir steigerten uns da richtig rein. Jeder und alles war jetzt vertauscht, und Leni hatte die außergewöhnliche Gabe zur Mutation. Ralf allerdings war nicht zum Mitlachen zumute.
    Als Schwester Marion ins Zimmer kam, nutzte ich die Gelegenheit, um auch bei ihr einen Witz loszuwerden. »Mein Baby sieht jeden Tag anders aus …«
    Das brachte bei Ralf das Fass zum Überlaufen. »Jetzt ist echt mal gut! Das ist nicht mehr witzig!«, flüsterte er mir in einem messerscharfen Ton zu. »Willst du, dass dich alle für total bekloppt halten?«
    Mir wurde sofort klar, dass ich den Bogen überspannt hatte. Den ganzen Tag hatte er sich meine Paranoia-Gespräche anhören müssen, mit jedem Besuch kauten wir das Thema von vorne bis hinten durch, und am Ende machte ich daraus noch einen Running Gag. Ich wusste bald selbst nicht mehr, was ich von mir halten sollte.
    Ich wusste nur eins: Leni gab ich nicht mehr ab. Ich wollte sie lieber pausenlos an meiner Seite wissen, als sie noch einmal für eine Nacht ins Säuglingszimmer zu bringen.

KAPITEL 8
    A m nächsten Tag war ich dann so fit, dass ich allein aufstehen konnte und auch sonst keine Hilfe mehr benötigte. Wie jeden Morgen gingen Eva und ich zusammen zum Frühstücksraum,

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