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Ulysses Moore – Die Häfen des Schreckens

Ulysses Moore – Die Häfen des Schreckens

Titel: Ulysses Moore – Die Häfen des Schreckens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierdomenico Baccalario
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Julia versuchte es, musste aber feststellen, dass ihr die Knie zitterten.
    Ihr wurde schwindelig. Sie sah die Affen, die um sie herumhüpften, und sie sah die Häuser von Kilmore Cove, von denen schwarzer Qualm aufstieg.
    »Was willst du?«, fragte sie schließlich.
    »Nur eins: deinen Freund Ulysses Moore.«
    »Ich … ich weiß gar nicht, wo er ist«, entgegnete Julia.
    Der Pirat verschränkte die Arme hinter dem Rücken und sah aufs Meer hinaus. Oben auf den Klippen, im Garten der Villa Argo, blitzten Lichtsignale auf. Lang, kurz. Lang …
    Eine gemorste Nachricht, dachte Julia.
    Spencer wartete, bis die Nachricht fertig übermittelt war. Dann sagte er: »Dein Bruder ist nicht gefunden worden. Und der Gärtner auch nicht.«
    Der Kapitän lachte leise.
    Er weiß alles, dachte Julia entsetzt. Aber wie kann das sein?
    Sie wollte etwas sagen, aber er kam ihr zuvor. »Ich habe deine Eltern in meine Gewalt gebracht. Sie sind noch an Land, aber sie erzählen nichts. Sie behaupten, nichts über euren … euren hinkenden Gärtner zu wissen.«
    »Was hast du meinen Eltern angetan?«, schrie Julia außer sich.
    »Nichts, was ich nicht auch dir antun könnte, wenn du mir nicht bald sagst, was ich wissen will«, erwiderte Kapitän Spencer gelassen. »Ich könnte dir die Fingernägel einzeln herausreißen lassen oder dich in eine Tonne voller Ameisen tauchen …«
    Julia bemühte sich, nicht hinzuhören. Sie schätzte die Entfernung zwischen der Brigantine und dem Land ab.
    »Wenn du ins Wasser springst«, sagte Spencer jetzt, als habe er ihre Gedanken gelesen, »lasse ich sofort auf dich schießen.«
    »Und wer soll das tun? Etwa deine Affen?«
    Spencer lachte. »Du bist ja eine ganz schöne Kratzbürste, Julia Covenant. Aber sie hatten mich ja gewarnt.«
    » Wer hat dich gewarnt?«
    »Und du bist sehr hübsch«, fuhr der Kapitän hämisch grinsend fort. »Es ist wirklich schade, dass ich dich quälen muss, damit du mir verrätst, wo sich dieser Feigling Ulysses Moore versteckt.«
    »Ich habe dir doch schon gesagt, dass ich es nicht weiß. Ich habe keine Ahnung!«
    »Du lügst. Wenn du es mir nicht sagen willst, dann werden es deine Eltern tun. Oder dein Bruder.«
    »Jason wird sich schon nicht von euch fangen lassen.«
    Kapitän Spencer bedachte sie mit einem eisigen Lächeln. »Wie oft habe ich diesen Satz wohl schon gehört? Und am Ende habe ich sie mir alle geschnappt, einen nach dem anderen. Sie hatten wirklich gedacht, ungeschoren davonzukommen und meiner Rache zu entgehen. Wie kindisch! Ich bin ein Meister in dieser Art von Jagd. Durch sie fühle ich mich erst richtig lebendig. Sag mir also, wo Ulysses Moore steckt, und ich werde dich am Leben lassen.«
    »Und das soll ich dir glauben?«, fragte Julia verächtlich.
    Spencer zeigte zur Villa Argo hinauf. »Bei dir zu Hause ist in diesem Moment ein Mann, mit dem ich eine Abmachung habe.« Er stampfte mit einem Fuß auf. »Er wusste, wo sich mein Schiff befand, und ich wusste, wie er sein Leben verlängern konnte. Wie du sehen kannst, haben wir einander vertraut. Und machen wieder Geschäfte miteinander. Du hast Glück, Julia Covenant: Ich suche vier Personen und du bist keine davon. Also, hast du mir etwas zu sagen?«
    Julia wollte den Kopf schütteln, aber der Pirat ließ es nicht zu: Er schnellte vor, griff nach ihrem Kinn und hinderte sie daran, den Kopf zu bewegen. »Vergeude nicht meine Zeit«, sagte er und sah ihr dabei in die Augen. »Wo ist er?«
    Als er sie losließ, wäre Julia vor Angst beinahe in Ohnmacht gefallen.
    »Machen wir es doch so: Du versuchst, mir zu helfen, und dann helfe ich dir«, sagte Spencer leise. »Was kannst du mir über den einäugigen Leonard erzählen?«
    Julia zwang sich, ruhig zu bleiben. »Er ist aufs Meer hinausgefahren … Wohin, weiß ich nicht.«
    »Sehr gut. Siehst du, du bist schon viel netter zu mir. Und was ist mit Peter Dedalus?«
    »Er lebt nicht mehr hier.«
    »Wunderbar, Kleine. Mehr brauchst du mir darüber nicht zu sagen. Ich weiß es bereits: Er wohnt in Venedig, und ich habe die Aufgabe, ihn umzubringen. Doch das erledigen gerade andere, obwohl ich mich gerne selbst um ihn gekümmert hätte. Weiter. Der Eisenbahner?«
    »Ich … ich weiß es nicht.«
    »Dann helfe ich dir ein wenig: Siehst du den Lichtkegel des Leuchtturms? Wer, glaubst du, hat ihn eingeschaltet?«
    Julia zog mit der Nase hoch und nickte. Ja, es war Black gewesen.
    »Und jetzt zurück zum Wichtigsten: Möchtest du mir etwas über euren hinkenden

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