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Ulysses Moore – Die Häfen des Schreckens

Ulysses Moore – Die Häfen des Schreckens

Titel: Ulysses Moore – Die Häfen des Schreckens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierdomenico Baccalario
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Reise einiges aus seinem Leben erzählt.«
    »Jetzt verstehe ich! Du hast ihn hierhergeführt!«
    Schweigen.
    Julia suchte nach einem Spalt im Holz der Tür, durch den sie hätte sehen können, mit wem sie da sprach, fand aber nichts.
    »Kapitän Spencer ist auf die Familie Moore ziemlich schlecht zu sprechen«, sagte die andere Stimme plötzlich. »Und da ist er nicht der Einzige, das kannst du mir glauben.«
    Schlecht auf die Moores zu sprechen? Julia erinnerte sich an die Drohungen, die sie sich vorhin hatte anhören müssen. Sie bekam eine Gänsehaut, wenn sie nur daran dachte. »Schlecht auf sie zu sprechen« war die unglaublichste Untertreibung aller Zeiten!
    »Die Moores haben ihm seine Tochter weggenommen.«
    »Die Moores … was?« Mit dieser Bemerkung hatte Julia nicht gerechnet. »Was ist denn das für eine Geschichte?«
    »Es ist Ende des letzten Jahrhunderts passiert … Die Mary Grey hatte ein Frachtschiff gekapert und beim Entern fand Kapitän Spencer unten im Laderaum ein kleines Mädchen.«
    Julia zuckte zusammen. Erst gestern war sie in der Bibliothek in einem Buch auf eine ähnliche Geschichte gestoßen. Sie hatte von einer Brigantine gehandelt, deren Besatzung spurlos verschwunden war. Konnte es sein, dass es um dasselbe Schiff ging?
    Die Stimme auf der anderen Seite der Tür erzählte weiter: »Spencer war ein blutrünstiger Pirat, aber als er das Mädchen sah, wusste er, dass er es nicht töten konnte. Und er wollte es auch nicht mitten auf hoher See seinem Schicksal überlassen. Deshalb nahm er sie mit in sein Piratenversteck auf einer Insel und zog sie auf, als ob sie seine Tochter wäre. Das Mädchen wuchs zu einer jungen Frau heran … Sie hieß Sophia.«
    Sophia Mathilda Briggs, dachte Julia. Das war der Name des Mädchens, das von der Mary Celeste verschwunden war. So hatte die Brigantine aus dem Buch geheißen.
    »Spencer hatte vor ihr keine Geheimnisse. Er wollte sie zu seiner Nachfolgerin machen. Es heißt, sie sei sehr schön und auch sehr intelligent gewesen. Sie wäre wohl eine fantastische Piratin geworden. Aber auf einer ihrer Reisen …«
    »Was geschah?«
    »Sie gingen auf der Themse vor Anker, direkt in London. In der Nacht floh Sophia von der Mary Grey . Sie versteckte sich in der Stadt, und es gelang ihr, keine Spuren zu hinterlassen.«
    »Und was hat das alles mit den Moores zu tun?«
    Die Frau seufzte, bevor sie fortfuhr: »In London waren es die Moores, die sie aufnahmen.«
    Julia biss sich auf die Unterlippe, gespannt darauf, wie die Geschichte weitergehen würde. Doch sie hörte, dass ihre geheimnisvolle Besucherin aufstand, anstatt weiterzuerzählen.
    »Ich muss jetzt gehen. Sag niemandem, dass ich hier war.«
    »Warte!«, versuchte Julia sie aufzuhalten. »Was ist dann passiert?«
    Die Brigantine geriet heftig ins Schaukeln und Julia verlor ihr Gleichgewicht. Als sie wieder an der Tür stand und ihr Ohr dagegenpresste, hörte sie, wie sich die Unbekannte entfernte. Sie hörte auch die Affen kreischen und die hämmernden Schritte von Kapitän Spencer auf dem Deck. Befehle ertönten, aber sie verstand sie nicht.
    »Mist!«, fluchte sie und trat gegen die Tür. Der Gedanke, hier für unbestimmte Zeit eingesperrt zu bleiben, war ihr unerträglich.
    Wie überrascht war sie, als die Tür aufging.
    Die geheimnisvolle Frau hatte sie angelogen.
    Das Auto fuhr sehr schnell, jetzt wo sie London verlassen hatten und endlich auf der Autobahn waren. Zwei weitere Wagen folgten.
    »Es ist nämlich so, meine Herren«, sagte Pirès gerade zu den vorne sitzenden Gebrüdern Schere, »dass mir bei meiner Rekonstruktion der Ereignisse noch viele Fakten fehlen.«
    Anita Bloom saß neben ihm auf der Rückbank des Aston Martin der beiden Brandstifter und sah den Butler des Klubs verschlafen an. Sie gähnte.
    In den wenigen Stunden zwischen ihrer unglaublichen Entdeckung eines geheimen Zimmers in dem Kellergeschoss des Brandstifter-Klubhauses und ihrer Abfahrt hatte sie kaum geschlafen. Sie hatten schwarze Segel gefunden, die nun sorgsam zusammengefaltet im Kofferraum des Aston Martin mitfuhren.
    »Kommen Sie schon, Pirès, erzählen Sie uns, was Sie entdeckt haben«, bat Anita und musste gleich darauf wieder gähnen.
    »Das Mädchen hat recht, rück endlich mit den Fakten raus«, forderte der lockige Schere-Bruder den alten Butler auf.
    »Bitte …« Anita rieb sich die Augen vor Müdigkeit. Einen kurzen Moment lang musste sie an ihre Eltern denken. Sie fragte sich, was sie wohl sagen würden,

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