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Ulysses Moore – Die Häfen des Schreckens

Ulysses Moore – Die Häfen des Schreckens

Titel: Ulysses Moore – Die Häfen des Schreckens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierdomenico Baccalario
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»Ich glaube es einfach nicht!«
    »Ulysses?«, fragte Kalypso. Sie konnte ihren Augen nicht trauen.
    »Le…Leonard? Ka…Ka…Kalypso?«, stammelte Nestor. »Bei allen Teufeln, seid das wirklich ihr?«



Kapitel 25
Der Gesang der Sirenen
    Fluchend betrat Kapitän Spencer seine Kabine und schlug wütend die Tür hinter sich zu. Er öffnete seinen Pistolengürtel, ließ ihn zu Boden fallen und fasste sich mit beiden Händen an den Kopf.
    »VERDAMMT NOCH MAL!«, brüllte er.
    Die Mary Grey schaukelte auf den großen Wellen heftig hin und her, und Spencer hatte Mühe, sein Gleichgewicht zu halten. Er steckte in Schwierigkeiten, großen Schwierigkeiten: Die Affen meuterten und dieser Nichtsnutz von JohnDoo war an Land gegangen und kam nicht mehr zurück. Und als ob das nicht reichte, hatte ihm auch noch niemand Ulysses Moore ausgeliefert.
    Er stützte sich auf dem Tisch ab und sammelte seine Seekarten ein. Er musste sich beeilen, ihm blieb nicht mehr viel Zeit. Als er sich bückte, fiel sein Blick auf sein Spiegelbild. Er sah seine eingesunkenen Augen, den Ausdruck des Ekels, der schon seit Langem seine Züge verzerrte, die helle Haut, die auf den Fahrten über das Dunkle Meer totenbleich geworden war.
    »Und nun, Spencer?«, fragte er sein Abbild im Spiegel. »Wie willst du deine Mannschaft jetzt im Zaum halten?«
    Er wusste keine Antwort auf diese Frage. Er nahm an, das plötzlich so unruhig gewordene Meer habe die Affen erschreckt, und mithilfe des Barometers, des Mondkalenders und der Seekarten versuchte er, die Ursachen dieses Phänomens zu ermitteln. War es eine Springflut? Ein Wirbelwind? Ein Sturm, der auf das Gewitter folgte?
    Verdammte Affen. Verdammter JohnDoo und seine tolle Idee, eine Mannschaft zu rekrutieren, die niemals meutern würde. Und verdammt war auch er, weil er wieder auf ihn gehört hatte.
    Sie hatten schon einmal einen Affen an Bord gehabt und das war einmal zu viel gewesen.
    Die unruhige See war ein unvorhersehbarer Faktor, den er nicht eingerechnet hatte. Oder vielleicht waren die hohen Wellen auch ein Zeichen, dass sie schleunigst von Kilmore Cove fortsegeln sollten. Ganz weit weg von diesem verdammten Ort.
    Wütend dachte er an Black Vulcanos letzte Worte zurück: »Ich glaube, dass er jetzt bei der Frau ist, die er liebt.«
    »Also muss er tot sein«, sagte Spencer zu sich selbst und zuckte mit den Schultern.
    Die Mary Grey riss an ihrer Ankerkette. Wenn die See noch länger so bewegt blieb, würde sie bald anfangen, den Anker hinter sich herzuziehen.
    Tot.
    Ein Wort, das ihn nicht betraf.
    Alle anderen Männer mussten sterben. Und auch alle Frauen. Auch die, die Spencer geliebt hatte.
    Erst jetzt bemerkte er das Chaos auf dem Fußboden. Er hob einen Bilderrahmen auf und stellte ihn auf den Tisch. Ein alter Schnappschuss von Spencer mit einem kleinen zierlichen Mädchen auf dem Arm: Es war Sophia, seine kleine Sophia.
    Das Gesicht des Piraten verhärtete sich und sein Lächeln verzerrte sich zu einem höhnischen Grinsen. Er schmiss das Foto mitsamt Rahmen in die nächste Ecke und schrie: »WIE KONNTE DAS NUR PASSIEREN? WIE KONNTEN SIE DICH MIR WEGNEHMEN?«
    Das Foto landete neben einem kleinen, in schwarzes Leder eingebundenen Notizbuch.
    Spencer schaute es an, ohne es wiederzuerkennen.
    Er nahm es in die Hand und schlug es auf.
    Und wurde von einer Welle des Hasses überwältigt.
    In Morice Moreaus Notizbuch gab es ein neues Bild. Es war plötzlich in dem Rahmen erschienen, in dem sonst immer Julias Porträt zu sehen gewesen war.
    Anita Bloom legte ihre Hand darauf. Sie hatte diese Illustration schon einmal gesehen, dachte sie: Ein junger, als Seemann gekleideter Mann mit Bart und einer Kapitänsmütze, auf der sich vorne ein goldener Anker befand.
    Es war Kapitän Spencer, so wie Morice Moreau ihn für die Romane von Circe De Briggs gezeichnet hatte.
    Aber wie konnte das sein?
    Moreau!, dachte Kapitän Spencer, als er mit dem Notizbuch in der Hand seine Kabine verließ. Wie konnte eines von Moreaus Büchern hierhergekommen sein? Der Mann, der ihm gemeinsam mit den Moores seine Tochter geraubt hatte …
    Die Mary Grey wurde von den Wellen hin und her geworfen, und Spencer sagte sich, dass er jetzt oben an Deck sein sollte, anstatt hier unten wertvolle Zeit zu verlieren. Die unruhige See machte ihm keine Sorgen: Er hatte wesentlich schlimmere Unwetter überstanden, musste aber zugeben, dass er sich nicht erklären konnte, warum sich das Meer in einer so geschützten Bucht wie dieser erst

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