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Um Mitternacht mit dir im Bett

Um Mitternacht mit dir im Bett

Titel: Um Mitternacht mit dir im Bett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Gabriel
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dass er sich womöglich zu einer Unbedachtheit hinreißen ließe.
    “Wie nett”, erwiderte Bertram. “Aber ein bisschen plötzlich, oder?”
    Sarah umklammerte den Hörer fester. “Ich habe mir im neuen Jahr vorgenommen, spontaner zu sein.” Das stimmte, und sie hatte es in der vergangenen Nacht auch gleich in die Tat umgesetzt. “Eine dritte Freundin fährt auch noch mit. Sie kommt gleich bei dir vorbei und holt ein paar Sachen für mich ab. Sie heißt Maria.”
    “Ich werde sie reinlassen”, versprach er. “Amüsier dich gut, Honey. Und mach dir keine Gedanken um mich, ich komm schon allein zurecht.”
    “Das weiß ich”, entgegnete sie. “Wenn Mom und Dad heute Abend anrufen, wünsch ihnen bitte ein gutes neues Jahr von mir. Sag auch, dass ich ein paar Tage Ferien mache.”
    “Das wird sie freuen”, meinte Bertram. “Wir finden alle, du arbeitest zu viel.”
    Sarahs Eltern riefen mindestens einmal die Woche aus Kalifornien an und schickten ihr fast täglich eine E-Mail. Sie fragte sich, ob in ihrem Gefängnis wohl E-Mails erlaubt waren.
    “Sarah?”, fragte Bertram. “Bist du noch dran?”
    “Ja.” Sie zögerte aufzulegen, denn wer wusste, wann sie ihn wiedersah? Nach Tagen? Wochen? Mit dem belastenden Video besaß Michael alle Macht über sie. “Vergiss nicht, deine Blutdrucktabletten zu nehmen”, mahnte sie.
    “Jeden Morgen zum Frühstück.”
    “Du hast am Dienstag einen Termin beim Zahnarzt.” Sie ringelte die Telefonschnur um den Zeigefinger.
    “Steht in meinem Kalender.”
    “Sollte ich dann noch nicht zurück sein, nimm bitte ein Taxi. Du weißt, was letztes Mal passiert ist, als du dich ans Steuer gesetzt hast.”
    “Das war nicht meine Schuld”, rechtfertigte sich Bertram. “Es lag am toten Winkel im Rückspiegel.” Er maulte noch immer darüber, dass sein Führerschein seitdem nur für fünf Meilen im Umkreis galt – eine weitere seiner Schandtaten.
    “Ich weiß, aber versprich es mir trotzdem.”
    Sie hörte ihn leise murren, doch schließlich sagte er: “Ich versprech’s.”
    “Danke, Grandpa.”
    “Wie gesagt”, wiederholte Bertram, “mach dir keine Sorgen um mich. Amüsier dich gut.”
    Sarah hatte das dumpfe Gefühl, dass sie das nicht tun würde. Aber sollte sie ihren Großvater damit belasten? “Mach ich. Bis bald.”
    “Ja, bis bald, Honey.”
    Sie legte auf und wäre am liebsten in Tränen ausgebrochen. Wie hatte sie sich nur in diese unmögliche Lage manövrieren können? Und, was noch schlimmer war, wie sollte sie da jemals wieder herauskommen?

6. KAPITEL
    Am Abend saß Michael am Mahagonitisch im Esszimmer und klopfte ungeduldig mit dem Fuß auf den dicken Perserteppich. Er hatte Sarah gesagt, dass er sie um Punkt sieben erwarte, und sie verspätete sich bereits um zehn Minuten.
    “Wo zum Teufel bleibt das Dinner?”, knurrte Seamus, der in seinem Rollstuhl ihm gegenüber am Tisch saß. “In der Folterkammer, die sie Klinik nannten, haben sie mich fast verhungern lassen.”
    “Wir warten auf das neue Mädchen”, bemerkte Blair, während sie gelangweilt in einer Modezeitschrift blätterte. “Michael hat sie gebeten, mit uns zu essen.”
    Stirnrunzelnd wandte Seamus sich an Michael. “Welches neue Mädchen? Seit wann bringst du deine Freundinnen mit zum Dinner?”
    “Sie ist nicht meine Freundin”, erwiderte er. Jetzt begriff er, warum die Schwestern so erleichtert gewesen waren, als er Seamus abgeholt hatte. “Sie heißt Sarah und wird sich um dich kümmern, bis du wieder vollkommen genesen bist.”
    Wie gut, dass man in diesem Haus das Personal zu duzen pflegte. Eigentlich fand Michael das enorm überheblich, aber jetzt war er froh darüber. Bei dem Namen Hewitt wäre sein Großvater bestimmt hellhörig geworden.
    “Sollte diese Sarah nicht in den nächsten dreißig Sekunden auftauchen”, raunzte Seamus, “ist sie entlassen.”
    Wie aufs Stichwort betrat Sarah den Raum. Sie trug ein schwarzes Cocktailkleid, wie man es in jedem Kaufhaus fand. Doch an ihr wirkte das schlichte Kleid ausgesprochen elegant.
    Ihr Haar hatte sie zu einer jener kunstvollen Frisuren hochgesteckt, die Michael nie durchschaute. Im Gegensatz zu Blair trug sie bis auf winzige Perlenohrstecker keinen Schmuck.
    Sarah schenkte jedem ein Lächeln, außer ihm.
    Mit einem gemurmelten “Guten Abend” ging sie zu ihrem Platz an Michaels Seite. Dieser sprang auf und rückte ihr den Stuhl zurecht. Sie zögerte, als befürchtete sie, er würde ihn plötzlich wieder wegziehen,

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