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umgenietet: Maggie Abendroth und der alten Narren tödliches Geschwätz (German Edition)

umgenietet: Maggie Abendroth und der alten Narren tödliches Geschwätz (German Edition)

Titel: umgenietet: Maggie Abendroth und der alten Narren tödliches Geschwätz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minck
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machen und dein Wohnungsgeheimnis lüften? Warum nicht? Ich hab dir vor ein paar Monaten schließlich auch mein Bett geliehen, nachdem ich dich breit wie ’ne Bahnschranke vorm Café Madrid aufgelesen habe.«
    Ich fand, es war der richtige Moment, den Herrn Oberkommissar darauf hinzuweisen, dass ich mich erst kürzlich wie ein wahrer Freund verhalten hatte, als er sich nach seinem ersten schwulen Liebeskummer betrunken hatte. Und wie ich mich gekümmert hatte – seine Waffe hatte ich mitten in der Nacht aus dem Café Madrid geholt und seinen Wagen vor meiner Haustür geparkt, damit Monsieur am nächsten Morgen nicht so lange suchen musste.
    »Wofür ich dir sehr dankbar bin. Aber ich bitte dich, nicht weiter darauf herumzureiten.«
    »Und wo lässt du Nikolaj zukünftig, wenn er dich besuchen kommt? Im Hotel?«
    Winnie stand auf und streckte sich. »Denk einfach nicht drüber nach, Dewotschka. Okay? Ich kann dir versichern, es lohnt sich nicht.«
    Winnie umarmte mich fest. Da war keine Belustigung, noch nicht einmal ein kleines Zucken seiner Lachfalten, und die paar verzweifelten Winter-Sommersprossen mühten sich tapfer, heiter auszusehen. Es war jedes Mal dasselbe: Sprach ich ihn auf seine Wohnung an, ging die Zugbrücke hoch.
    »Viel Glück bei der Wohnungssuche. Wenn ich mit dir irgendwo hinfahren soll, sag Bescheid. Ich höre mich auch um. Wir werden was für dich finden. Zur Not verhafte ich einfach irgendjemanden, damit eine Wohnung frei wird.«
    »Weißt du was? Deine Heimlichtuerei geht mir kolossal auf den Zeiger. Und deine Nonchalance erst recht. Danke fürs Gespräch.«
    »Maggie, ich bitte dich. Lass es gut sein. Du kannst Wilma fragen und Oma … Und Mia bestimmt auch, und Herr Matti hat auch nichts dagegen, dass du bei ihm übernachtest.«
    »Ich frage aber dich.«
    »Und ich bitte dich, mich nicht zu fragen«, sagte er ernst.
    Ich schob ihn unsanft von mir weg. Winnie lehnte sich an den Küchenschrank und sagte: »Ist es nicht okay, wenn ich dich um was bitte?«
    »Leih mir mal fünfzig Euro.«
    »Ich hab dich was gefragt. Ist es okay?«
    »Und ich hab dich gefragt, ob du mir fünfzig Euro leihst.«
    Winnie verschränkte die Arme vor seiner Brust und wartete. Ich zündete mir eine Zigarette an und blies den Rauch in seine Richtung. Mein Magen flatterte, ob vor Wut oder vor Verzweiflung, konnte ich nicht sagen. Nennt sich ›Freund‹ …
    Kommt aus Russland wieder zurück, weil seine Freunde in Schwierigkeiten stecken, flötete meine innere Stimme. Sagt Karin und Peter, dass sie dich vor Seidel beschützen sollen … Ach, halt doch die Klappe!
    »Okay?! Ja, Winnie. Ja, es ist okay. Muss es ja wohl sein. Alle dürfen ihre kleinen Geheimnisse haben. Nur ich sitz auf dem Präsentierteller. Hallo, hier sind Maggies Probleme, alle im Schaufenster, auf einer dreistöckigen Porzellanétagère … bittere Petit Fours meiner verkrachten Existenz. Und sie drehen sich so hübsch im Kreis. Ihr dürft alle mit dem Finger drauf zeigen. Ja, behaltet, verflucht noch mal, alle eure Geheimnisse für euch. Und jetzt leih mir endlich fünfzig Euro.«
    »Dafür gibt es kein Hotelzimmer. Jedenfalls keines, wo ehrbare Fräuleins absteigen könnten.«
    Meine Faust flog in Winnies Richtung, aber er wich nur aus, und der Schlag ging ins Leere. Ich taumelte vorwärts und knallte mit der Hüfte gegen den Küchentisch. »Aua! Ich will Frühstück kaufen, du Depp. Für Matti und Rudi. Du kriegst die Kohle morgen wieder zurück. Und lass dich wenigstens schlagen, wenn ich wütend auf dich bin!«
    Winnie zückte seine Brieftasche und legte den Geldschein auf den Tisch. »Wieso Frühstück? Es ist lang nach Mittag«, sagte er, als wäre nichts geschehen.
    »Meine Güte, ich kann nix anderes! Weißt du doch. Und ob die beiden reif für meine Carbonara sind, weiß ich nicht. Dafür braucht man einen stabilen Magen!«, schrie ich. Mir traten Tränen in die Augen. Warum bleibt der Kerl so ruhig, und warum muss ich hier so ausflippen? Winnie zog mich an sich und faltete seinen Mantel um mich. »Miss Marple, es wird doch alles gut.«
    »Und zu Wilma muss ich auch noch. Wenn die erfährt, dass ich als Journalistin ihren Namen benutzt habe, brennt sie mir die Haare ab. Und das ganze restliche Desaster … Und Borowski ist tot, und wofür? Für nix! Für gar nix! Und der Herrmanns liegt im Koma! Auch für nix. Wer, verdammte Scheiße, geht hin und fährt einen alten Mann um, beklaut ihn und brennt ihm auch noch die Hütte ab? Und Berti

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