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Umzug ins Glück

Umzug ins Glück

Titel: Umzug ins Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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Grützbauer wieder um zwanzig nach sieben anrief.
    »Im Haus Ihrer Tante ist jemand«, winselte sie. »Da brennt Licht in der Küche, und ich habe auch Musik gehört.«
    »Das ist in Ordnung«, versuchte ich sie zu beruhigen. »Im Augenblick wohnt da ein Bekannter für ein paar Tage.«
    »Ein Bekannter? Das heißt, da ist ein wildfremder Mann in der Nachbarschaft?«
    Ich wollte Frau Grützbauer schon versichern, dass selbst ein nicht therapierbarer Sexualstraftäter sich nicht an sie ranmachen
     würde, wenn sie so rumheulte, aber das tat ich dann doch nicht. »Sie können ja mal rübergehen und sich vorstellen. Das ist
     ein sehr freundlicher Mann.«
    »Ich kann doch nicht so einfach da klingeln«, widersprach sie. »Ich kenne den Herrn doch gar nicht.«
    »Vielleicht kennen Sie ihn besser als Sie glauben«, sagte ich. »Das ist nämlich Jan Hörnum.«
    »Jan Hörnum?« Sie klang etwas atemlos.
    »Sie haben doch sicher früher die Serie ›Asthmaklinik Norderney‹ verfolgt«, sagte ich.
    »Natürlich!«, rief sie.
» Der
Jan Hörnum? Der Chefarzt Doktor Knudsen, der immer gesagt hat ›Nach Ebbe kommt auch wieder Flut‹?«
    »Genau der.« Ich versuchte, schon mal mit dem Telefon am Ohr in meine Jacke zu schlüpfen. »Vielleicht gibt er Ihnen ein Autogramm.
     Ich hab schon eins.«
    »Tja   …« Sie zögerte etwas. »Vielleicht haben Sie recht. Es wäre ja gut, wenn er mal die Nachbarschaft kennenlernt.«
    Weil ich mich gerade selbst an das Autogramm für Doris’ Schwiegermutter erinnert hatte, steckte ich es gleich in meine Tasche.
     »Das wäre doch nett, Frau Grützbauer.«
    »Vielleicht würde er sich auch über ein Stück Kuchen freuen?«
    »Bestimmt!«, versicherte ich ihr. »Er ist übrigens ein Hobbykoch. Vielleicht lädt er Sie mal ein, wenn er Hamburger Spezialitäten
     kocht.«
    »Meinen Sie?«
    »Wenn man einmal seinen Pannfisch gegessen hat, das vergisst man sein ganzes Leben nicht«, sagte ich. Das war nicht gelogen.
    »Ich glaub, dann geh ich direkt heute mal rüber«, beschloss sie. »Vielen Dank auch. Und nichts für ungut.«
     
    Leicht beflügelt durch die Vorstellung, wie sich Frau Grützbauer durch Jan Hörnums Pannfisch quälte, fuhr ich ins Büro. Wo
     mir ein äußerst schlecht gelaunter Horst Adler erklärte, wenn ich noch mal die wertvolle Arbeitszeit einer Mitarbeiterin des
     Unternehmens über mehrere Stunden für eine Privatrecherche vergeuden würde, dannsei es um meine berufliche Zukunft dort schlecht bestellt. »Betrachten Sie das als Abmahnung!«
    Völlig verdattert und mit schlechtem Gewissen sah ich zu, wie er in sein Büro stapfte. Doris, die den Auftritt miterlebt hatte,
     nahm das etwas gelassener. »Erstens muss er dir eine Abmahnung schriftlich erteilen«, sagte sie. »Zweitens soll er sich nicht
     ins Hemd machen, denn mit den ganzen Überstunden, die wir beide hier unbezahlt leisten, lässt sich das durchaus aufrechnen.
     Und drittens kann er das überhaupt nur wissen, wenn er sich gestern heimlich in meinen Computer eingeloggt hat. Und das ist
     auch nicht in Ordnung. Man könnte es ihm als Bespitzelung von Mitarbeitern auslegen, da wollen wir doch mal sehen, wer da
     vor Gericht Recht bekommen würde.«
    »Aber ich will doch gar nicht vor Gericht gehen!«, sagte ich unglücklich.
    »Musst du ja auch nicht«, sagte Doris begütigend. »Ich wollte nur nicht, dass du dir Sorgen machst. Der hat doch nur schlechte
     Laune, weil sich diese Engelhardt-Erbschaft als großes Windei herausgestellt hat.«
    Das konnte ich nachvollziehen. Von der Engelhardt-Geschichte hatten wir uns einiges an Provision erhofft. Nachlassermittlung
     funktioniert nämlich nach dem Erfolgsprinzip: Die Erben zahlen nur dann, wenn es auch was zu erben gibt. Der Ermittler muss
     sich deshalb in jedem Einzelfall erst mal darüber informieren, wie die Sachlage aussieht. Ist der Vermögenswert zu gering,
     wird er das Projekt ablehnen oder, wenn ein Kunde die Sache dennoch unbedingt verfolgen will, eine Kostenpauschale aushandeln.
     Es gibt Fälle, in denen sich erst im Laufe der Recherche herausstellt, dass der unscheinbare Onkel in Wirklichkeit über ein
     ansehnliches Vermögen verfügte. Und es gibt die Fälle, in denen das Gegenteil eintritt. Die Engelhardt-Sache war offensichtlich
     so eine.
    Als der vermeintliche Erbe mit der Sache an uns herantrat, hatte man schon die Euro-Zeichen in Horsts Augen flimmern sehen
     können. Er konnte da wie ein Bullterrier sein – er verbiss sich in so einen Fall,

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