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Umzug ins Glück

Umzug ins Glück

Titel: Umzug ins Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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nahezu unbekleidet zu präsentieren.
    Ich investierte relativ viel Zeit in das Packen meiner Saunatasche, weil Ines ausdrücklich verlangt hatte, eine Weile im Saunadorf
     zu verbringen. Ich packte frische Wäsche ein, Schminkzeug, Shampoo und meinen Föhn, Badeschlappen, Körpermilch und Deoroller,
     etwas zu lesen für den Ruheraum und einen Energydrink, dazu natürlich mehrere Handtücher und meinen Bademantel. Ich musste
     dafür schon eine ziemlich große Tasche nehmen, die lange nicht benutzt worden war. Als ich sie im Flur stehen sah und feststellte,
     wie staubig sie war, nahm ich sie erst mal erschrocken mit in die Küche zum Abwischen.
    Dann klingelte das Telefon, und das war ausgerechnet meine Schwiegermutter, die mal hören wollte, wie es mir ging. Durchschnittlich
     zweimal im Jahr rief sie mich an, und das eine Mal davon musste ausgerechnet jetzt sein?
    »Mutti, ich bin auf dem Weg in die Sauna«, sagte ich, aber das brachte sie natürlich nicht dazu, den Wink zu verstehen und
     sich kurz zu fassen. Stattdessen begann siemit einer ausführlichen Warnung über die Gefahren der Sauna, von den Bakterien auf dem Holz bis zum Asthmaanfall wegen der
     Hitze. Auch wenn sie eigentlich wissen musste, dass ich kein Asthma hatte. Wenn ich nicht so in Eile gewesen wäre, hätte ich
     sie mit einem Bericht über Jan Hörnum abgelenkt, aber ich hatte Angst, es würde dann noch länger dauern.
    Während sie langsam zum Thema »Vatis und meine Gesundheit« überging, klingelte Ines an der Tür. Ich ging mit dem Hörer am
     Ohr aufmachen. »Mutti, da ist meine Freundin, die mich abholen will«, sagte ich deutlich, aber auch das focht sie nicht an.
     Sie hatte sich vorgenommen, mich anzurufen, und das tat sie nun. So lange wie es ihr passte.
    »Warte mal kurz«, sagte ich und rief Ines zu: »Kannst du mir einen Gefallen tun und schnell meine Saunatasche entstauben?
     Steht in der Küche.«
    »Aber gern«, sagte Ines, und ich wanderte zurück ins Wohnzimmer und beschäftigte mich noch ein paar Minuten mit Vatis hohem
     Blutdruck, bevor ich das Gespräch endlich abwürgen konnte.
    Ines stand schlüsselschwingend im Flur. »Können wir?«, fragte sie. »Ich habe deine Tasche schon im Auto, die wiegt ja eine
     Tonne.«
    »Ich habe wohl zu viel eingepackt, was?«
    »Die kannst du jedenfalls ab jetzt selber schleppen«, meinte Ines, und dann machten wir uns auf den Weg.
    Bis nach Romfeld waren es immerhin vierzig Minuten, deutlich länger als ich gedacht hatte. Ich war mir nicht sicher, ob es
     sich lohnte, wegen eines Gutscheins so weit zu fahren, aber ich hatte unterwegs die Broschüre studiert und mich davon überzeugt,
     dass man hier wirklich viel Zeit verbringen konnte. Es gab unterschiedliche Saunatypen, eine große Ruhelandschaft, Massageangebote
     undsogar eine Kosmetikerin, ganz abgesehen von der Bar mit alkoholfreien Cocktails und einem Restaurant.
    »Na, dann wollen wir mal sehen«, sagte ich und drehte mich zum Rücksitz. »Hast du meine Tasche in den Kofferraum getan?«
    »Nein, die steht doch da«, sagte Ines und nahm ihre eigene Tasche – ein Prachtstück aus dem Hause Bree – vom Rücksitz.
    Ich schaute noch mal genauer und erkannte zu meinem Schrecken Magnus’ Rucksack. Der mit den fünfzehn Kilo Inhalt. Kein Wunder,
     dass Ines den als schwer bezeichnet hatte. »Du hast nicht die Puma-Tasche von der Eckbank genommen?«
    »Puma-Tasche?«, fragte Ines ratlos. »Da war noch eine Tasche?«
    Das war jetzt der Super-GAU: ohne eigenes Auto vierzig Minuten entfernt von allem, was ich für einen Saunanachmittag brauchte.
    »Also ich fahre jetzt nicht zurück, um dein Zeug zu holen«, teilte Ines mir mit.
    »Und was mache ich jetzt? Ich habe absolut nichts bei mir für die Sauna!«
    Ines untersuchte meinen Rucksack. »Immerhin hast du genug Wasser und was zu lesen.«
    »Ja, ein Lexikon aus dem Jahr 1968«, brummte ich. »Und natürlich zwei Dosen Pfirsiche und reichlich Erbseneintopf.«
    »Mia«, sagte Ines besorgt, »warum brauchst du denn zwei Taschen und packst dir so einen Blödsinn ein?«
    »Weil das nicht meine Saunatasche ist!«, fuhr ich sie an. »Die steht zuhause auf der Eckbank, weil du nicht genau hingeguckt
     hast!«
    »Ja, und was machst du mit dieser hier?«
    »Ach, das spielt doch jetzt keine Rolle«, sagte ich matt.»Jetzt muss ich mir was einfallen lassen, was ich die ganze Zeit mache, während du in die Sauna gehst.« Ich sah mich um, aber
     es war auch nicht die Spur eines Unterhaltungsangebots

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