Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Umzug ins Glück

Umzug ins Glück

Titel: Umzug ins Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
Vom Netzwerk:
Leben diesen
     Kerl!‹, aber da war sehr viel Unsicherheit. Der Verdacht, ich würde mich von ein paar Zärtlichkeiten direkt um den Finger
     wickeln lassen. Die These, dass es schließlich sehr praktisch wäre, sich mit Nick zusammenzutun, wenn ich schon in ein Haus
     mit ihm zog. Wie es Paula freuen würde. Wie bequem es wäre, weil er sowohl Magnus als auch Ines kannte und wusste, worauf
     er sich einließ. Aber das waren alles keine Gründe, um eine neue Beziehung einzugehen. Da musste mehr sein. War da mehr?
    Ich zog meine Schultern vorsichtig aus seinem Griff. Ich rückte ein Stück weg und drehte mich zu ihm. Seine Augen ließen mich
     keine Sekunde los. »Es könnte sein, dass ich eine Weile dafür brauche«, sagte ich.
    »Damit habe ich gerechnet«, sagte er und lachte wieder auf. »Klar, das muss jetzt wie ein Donnerschlag kommen, wenn du gerade
     noch gedacht hast, ich wäre schwul.«
    »Das hab ich nicht gedacht«, verteidigte ich mich. Das hatte mir Ines ins Ohr gesetzt, aber das würde ichihm jetzt nicht verraten. »Aber du bist anders als andere Männer.«
    »Das könnte ein guter Anfang sein«, fand er. »Inwie fern anders?«
    Ich brauchte eine Weile, um die richtigen Worte zu finden. »Du bist so geradeheraus«, begann ich. »So diszipliniert und konsequent
     und vernünftig. Könnte sein, dass das manchmal schwer auszuhalten ist.«
    »Das käme auf einen Versuch an.«
    »Und was ist«, sagte ich langsam, »wenn wir es versuchen – in Paulas Haus – und es klappt nicht?«
    »Dann ziehe ich mich in ein tibetisches Kloster zurück. Oder in die Fremdenlegion. Die Frisur dafür hab ich jedenfalls schon.«
    Ich knuffte ihn in die Seite. »Jetzt mal ernsthaft.«
    Er grinste. »Und geradeheraus und konsequent?« Er wurde wieder ernst. »Mia, wenn du feststellst, dass du das nicht willst
     oder nicht kannst, dann werde ich das respektieren. Es wird nicht immer lustig sein, aber es wird gehen. Es ist vierzig Jahre
     gegangen. Ich werde dir nicht das Leben zur Hölle machen oder nie wieder mit dir sprechen, ich werde einfach   … versuchen, es zu akzeptieren.«
    »In einem Haus?«
    »Du unten, ich oben. Wir müssen doch nicht jeden Abend zusammen fernsehen.« Er kam etwas näher und zog mich wieder an sich.
     »Bleib noch einen Moment und lass mich diese Hoffnung genießen. Und dann fährst du nach Hause und lässt das Ganze mal auf
     dich wirken.« Er küsste mich auf die Nase. »Mit Paulas Haus hat es doch auch gut funktioniert.«
    Es war ein seltsames Gefühl, mit ihm dort zu sitzen, schweigend in den Kamin zu starren und die Wärme seines Körpers neben
     mir zu spüren. Er bedrängte mich nicht. Er ließ mir Entscheidungsfreiheit, was ich einerseitsganz toll fand. Andererseits war es wieder ein Beispiel dafür, was für ein besonderer Mensch er war. Wenn ich nun nicht so
     besonders sein konnte? Wenn er irgendwann die Schnauze voll hatte von meinen Schwächen und Macken? Wenn er begann, nach der
     ersten Euphorie meine Fehler zu zählen und sie mir vorzuhalten, so wie es Stephan und mir ja auch gegangen war? Nur war ich
     nicht mehr so jung und kompromissfähig. Ich hatte nicht mehr den Ehrgeiz, einem kleinen Kind zuliebe einiges runterzuschlucken,
     was mir querging. Ich war seit sieben Jahren gewöhnt, allein zu leben. Und er noch viel länger.
    Irgendwann war der Moment gekommen, sich zu verabschieden. Das brauchte seine Zeit. Staunend stellte ich fest, dass ich mich
     auch nicht besonders gut von ihm trennen konnte. Zuletzt standen wir noch eine ganze Weile an der Garderobe, wenn man von
     drei futuristischen Haken an der Wand als Garderobe sprechen kann. »Sehen wir uns morgen?«, fragte er mich.
    »Du könntest zu mir kommen und mir helfen, die ersten schrecklichen Dinge wegzuwerfen«, schlug ich vor. »Das kannst du doch
     sicher gut.«
    »Es wird mir eine Ehre sein«, sagte er. Und dann küsste er mich noch mal so ausgiebig, als müsste er sich für eine Mondlandungsmission
     verabschieden.
    In einem Gefühlsmix aus Verwirrung und Leichtigkeit fuhr ich nach Hause, und Sie können sich vorstellen, dass es mit dem Schlafen
     erst mal nichts wurde. Zu deutlich stand Nicks Gesicht vor meinen Augen, und wie in einer Endlosschleife spielte ich immer
     wieder durch, was jeder von uns gesagt, getan und vermutlich dabei gemeint hatte.
    Oje. In was für eine Situation war ich da geraten?

10
    Der nächste Morgen fing gut an, weil ich aller Sahne und Butter zum Trotz offensichtlich abgenommen hatte.

Weitere Kostenlose Bücher