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Umzug ins Glück

Umzug ins Glück

Titel: Umzug ins Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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Vielleicht lässt
     auch emotionale Anstrengung die Pfunde schwinden? Auf jeden Fall fuhr ich beschwingt und mit einem angenehm locker sitzenden
     Hosenbund zur Arbeit.
    Doris winkte mich zum Fenster. »Das musst du dir ansehen. Sie hat es wirklich getan!«
    Von hier aus hatte man einen ungehinderten Blick auf den Parkplatz, und ich erkannte Leas beigefarbenen Fiat Uno. Mit einer
     rostroten Motorhaube. Ob sie auch rostrote Sitzbezüge angeschafft hatte, war von hier oben schlecht zu erkennen. Eigentlich
     wollte ich mich gerade entscheiden, dass ich das noch akzeptabel fand, da sagte Doris mit Abscheu in der Stimme: »Blut und
     Eiter!«
    Da gefiel es mir auch nicht mehr.
    Lea hingegen war begeistert. Sie spüre regelrecht die positive Ausstrahlung, sagte sie. In dem Büroraum, den sie sich mit
     Mandy und Evi teilte, hatte sie ein Mandala in Rosttönen aufgehängt. Ich fand es nicht schlimmer als den Landschaftsdruck,
     der dort vorher geprangt hatte, und Evi meinte, sie sähe es ja sowieso nicht, weil es hinter ihr hing. »Ich profitiere nur
     von der positiven Strahlung«, spottete sie. Dafür hatte sie mit Lea ausgehandelt, dass in deren Rücken ein Kalender mit Katzenbildernhängen durfte. Mandy wurde nicht gefragt, die hatte nur ein Foto von ihrem derzeitigen Freund auf dem Schreibtisch stehen.
     Wandrechte bekam man erst nach der Abschlussprüfung.
     
    Als ich nach Hause kam, blinkte der Anrufbeantworter. »Hallo Mama!«, ertönte Magnus’ Stimme. »Du hast gestern gar nicht angerufen,
     und da wollte ich nur mal nachhören, ob alles okay ist. Ruf mich auf dem Handy an.«
    Mir blutete das Herz. War ich so vereinnahmt von Nick und diesem Umzug, dass ich meinen eigenen Sohn vergaß? Hastig wählte
     ich seine Handynummer und erklärte ihm wortreich, was mich gestern vom Anrufen abgehalten hatte. Wobei ich die Zärtlichkeiten
     mit Nick unterschlug, das würde ich ihm erst beibringen, wenn ich mir selbst darüber klar war, was es damit auf sich hatte.
    »Schon gut«, sagte er schließlich, »jetzt kannst du wieder aufhören, dich zu entschuldigen. Ist doch bestens, wenn du so viel
     unternimmst. Ich wollte nur sichergehen, dass du noch nicht schrullig und senil geworden bist.«
    Immerhin stoppte das die Herzblutung sofort. Vermutlich macht er das extra: Wenn ich zu gefühlsduselig zu werden drohe, dann
     sagt er was Provokantes. Es reichte jedenfalls, um das Gespräch nicht zu sehr in die Länge zu ziehen.
    Ich machte meine klassische Erbsencremesuppe und wartete auf Nick. Der begrüßte mich schon im Hausflur mit einem Kuss, der
     mir die Knie weich werden ließ.
    Dann gingen wir in die Küche und aßen meine Suppe. »Da ist aber auch Sahne drin, oder?«, fragte er augenzwinkernd.
    »Ganz ohne Sahne geht es nicht«, musste ich eingestehen.
    »Na siehst du. Mein Reden.«
    Anschließend planten wir das weitere Vorgehen. »Ich werde morgen einen Container bestellen«, sagte Nick. »Dann können wir
     am Wochenende Paulas Haus ausräumen. Sie muss genau sagen, was sie noch haben will, und der Rest kommt weg.«
    »Dann sag aber Jan Hörnum Bescheid«, warnte ich ihn. »Der wohnt doch gerade da.«
    »Wie lange denn noch?« Er sah nicht begeistert aus. Er wollte so schnell es ging weiterkommen, und solange dieser Chaot dort
     sein Unwesen trieb, konnten wir nicht alles wegschaffen.
    »Das weiß ich nicht. Vielleicht können wir mal Paula fragen, die besucht er doch ständig.«
    »Na gut, das kannst du ja morgen mal herausfinden. Und was hast du hier vor? Willst du von deinen Sachen auch schon was in
     den Container tun? Ich habe jede Menge Kisten im Auto, wir könnten direkt anfangen.«
    Oje, er hatte mich gestern sehr wörtlich genommen. Aber eigentlich war es nur richtig. Was du tun musst, das tue bald. Wir
     gingen zusammen ins Wohnzimmer und sichteten die Lage.
    »Willst du die Bücher alle behalten?«
    »Ich weiß nicht«, sagte ich zögernd. Für Stephan und mich wäre es einem Kapitalverbrechen gleichgekommen, Bücher wegzuwerfen.
     Aber andererseits hatten weder Magnus noch ich Interesse an mehreren Metern von Readers-Digest-Auswahlbänden, die uns Stephans
     Eltern jedes Jahr geschenkt hatten, das Lexikon war hoffnungslos überholt, wenn auch noch nicht von antiquarischem Wert, und
     viele der Romane, die dort sonst noch standen, würde ich wohl auch nie mehr lesen.
    »Na gut, dann fangen wir woanders an.« Nick stapelte erbarmungslos die Babuschka-Puppen ineinander. »Was hast du denn in diesen
    

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