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Umzug ins Glück

Umzug ins Glück

Titel: Umzug ins Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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zugeben, wenn es erst
     mal so weit war.
    »Wieso Moldawien?«, fragte er stirnrunzelnd.
    »Dafür sammelt die Initiative von Pastor Berghoff. Jedes Vierteljahr schicken die einen LKW da rüber. Und dann fand ich diesen
     Leinenstoff, mindestens vier Meter doppelt breit, den konnte ich einfach nicht wegschmeißen. Ansonsten sind da nur ein paar
     Kleinigkeiten.«
    »Kleinigkeiten?«, wiederholte er. Er konnte ziemlich viel Skepsis in ein einzelnes Wort packen.
    »Ja, bloß ihre Filznadeln, der Stickrahmen, die Knöpfe und der Sticktwist. Ach, und ihre gute Zickzackschere.«
    Nick schüttelte den Kopf. Er wusste genau, dass er mir nicht verbieten konnte, gegen meine eigenen Prinzipien zu verstoßen
     und doch noch Sachen aus Paulas Haus mitzunehmen. Und wenn er Anlauf nehmen würde, es mir auszureden, müsste ich ihm einfach
     erklären, wie schwierig und teuer es beispielsweise war, bis man so viele schöne Knöpfe zusammenhatte, aus Perlmutt und Hirschhorn
     und gebürstetem Metall.
    Er versuchte es gar nicht erst. »Filznadeln! Zickzackschere!«, murmelte er, aber gleichzeitig spürte ich, wie er mich noch
     näher an sich zog. »Was wirst du mit dem doppelt breiten Leinen anfangen?«
    »Vermutlich meine Eckbankpolster neu beziehen«, antwortete ich wie aus der Pistole geschossen.
    »Wirst du denn deine Eckbank behalten wollen?« Das war auch so ein Kiefernobjekt, zusammen mit den Küchenstühlen und dem ausziehbaren
     Tisch.
    »Keine Ahnung«, musste ich zugeben. Ich drehte mich zu ihm um und schlang ihm lachend die Arme um den Hals. »Aber ich könnte
     auch eine ganz tolle Überdecke für dein Bett daraus machen. Mit einer passenden Abdeckung für diesen furchtbaren Flachbildfernseher.«
    Jetzt lächelte er. »Ich mag es, wenn du über mein Bett nachdenkst«, sagte er.
    »Na siehst du.«
    Ich sah ihm nach, wie er loszog, um die nächste Fuhre aus dem unerschöpflichen Keller zu holen. Inzwischen hatte er auch die
     Kartons mit den Restfliesen entdeckt, die entweder aus einem anderen Haus stammten oder zu Badezimmern gehörten, die es schon
     längst nicht mehr gab, in unglaublichen Farben wie Türkis oder Orangebraun geflammt. Immerhin klirrte das wie beim Polterabend,
     während die Riesenkiste mit den Stoffstreifen, die sich bei näherem Hinsehen als lauter abgeschnittene Rocksäume und ähnliche
     Lappen entpuppt hatten, keinen Laut abgegeben hatte.
    Selbst nahm ich mir nun die Küche vor. Für Töpfe, Pfannen, das Geschirr und die Gläser hatte ich nämlich auch einen Abnehmer
     – eine Familie, deren Wohnung vor kurzem ausgebrannt war und die nur noch das Nötigste besaßen. Und mit Paulas unerschöpflichem
     Vorrat an Geschirrhandtüchern konnte ich das Ganze direkt bruchsicher ausstopfen.
    Jan Hörnum hatte inzwischen das Schmollen eingestellt. Er saß auch nicht mehr auf der Eckbank – er musste weichen, als ich
     das Fach unter dem Sitz ausräumte, wo eine Menge aus Zeitschriften herausgerissene Kochrezepte und Prospekte zu Tage traten   –, sondern hatte sich eine Gartenliege geholt, in der er ruhte und in etwas las, das für mich wie ein Drehbuch aussah.
    »Warum setzen Sie sich denn nicht auf die Terrasse damit?«, fragte ich ihn verständnislos. Ich konnte nicht nachvollziehen,
     wie jemand freiwillig drinnen saß, solange das Wetter noch einigermaßen passabel war. Und heute war es traumhaft.
    »Zu hell«, sagte er. »Meine Augen vertragen das nicht.«
    Und da wollte er den ganzen Sommer auf einer Freilichtbühneverbringen? Dachte er, sein Regisseur würde ihn mit einer Sonnenbrille von Bagdad nach Stambul reiten lassen?
    Ich öffnete den Kühlschrank und betrachtete unschlüssig den Inhalt. »Tja   …«, machte ich. »Was von den Lebensmitteln brauchen Sie denn noch?«
    »Gar nichts«, verkündete er. »Ich habe nämlich gerade mit Ihrer Nachbarin telefoniert, und die hat mir ihr Gästezimmer angeboten.
     Ich kann in zwei Stunden kommen, sagt sie.«
    Oje, da hatte sich Romy trotz ihrer Hitzewellen und Klaus, der Schnarchnase, zu diesem Opfer durchgerungen? Das konnte ich
     unmöglich zulassen. Schon weil sie mir noch monatelang davon vorjammern würde. »Las sen Sie das«, rang ich mir ab. »Sie können die restlichen Tage auch bei mir wohnen.«
    Er machte noch nicht mal den Versuch, sich zu zieren oder sich besonders dankbar zu zeigen. »Das ist auch eine gute Lösung«,
     befand er, und dann kam wieder eine typische Hörnum-Schote: »Dann könnten Sie doch auch Romy kurz anrufen und ihr

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