...und da sagte Don Camillo...
geölt. Machen wir sechs Abzüge von jeder?»
«Ja, sechs und eine Vergrößerung. Ich brauche sie aber sofort.»
Der Fotograf hob die Arme: «Vor heute abend geht’s nicht.»
«Es muß gehen.»
Da zog der junge Mann einen Notizblock aus der Tasche, kritzelte etwas hinein, riß das Blatt ab und gab es Peppone: «Um zwei Uhr an dieser Adresse. Es wird alles bereit sein. Sechstausend Lire - drei gleich jetzt und drei bei Ablieferung der Kopien.»
Peppone grub drei Tausender aus und überreichte sie dem Mann: « Daß die Arbeit aber ja gut gemacht ist!»
«Die ist die beste Firma Mailands.»
Peppone, der während des Gesprächs weitergegange 11 war und sein Opfer nicht aus den Augen verloren hatte, entließ den jungen Mann mit einem knappen «also gut» und widmete sich ausschließlich Don Camillo.
Dieser schien es durchaus nicht eilig zu haben. Er bummelte nicht nur gemächlich dahin, sondern blieb vor jedem Schaufenster stehen.
«Entweder hat er gemerkt, daß er bespitzelt wird, und tut so, als trödelte er bloß herum», dachte Peppone, «oder er ist auf eine bestimmte Stunde verabredet und versucht die Zeit totzuschlagen.»
Offensichtlich war die zweite Vermutung die richtige, denn auf einmal zog Don Camillo die Taschenuhr heraus, warf einen Blick darauf und beschleunigte seine Schritte.
Peppone folgte ihm mühelos bis zum Platz vor der Scala. Da aber war ein solches Menschengewühl, daß die Sache schwierig wurde. Als Don Camillo gar in die Galerie abbog, brach Peppone der kalte Schweiß aus: «Er hat es gemerkt, und jetzt führt er mich absichtlich in dieses heillose Durcheinander, damit er im richtigen Moment in der Menge untertauchen kann und niemand ihn wiederfindet!»
Tatsächlich wurde Don Camillo, als er die Galerie durchquert hatte und links die Bogengänge des Domplatzes betrat, von der Menge verschluckt.
Doch auch Amateurpolizisten haben einen Schutzengel. Als Peppone schon alle Hoffnung aufgegeben hatte, entdeckte er sein Opfer wieder, das eben durch die Tür des großen Warenhauses ging.
Immer mit Peppone auf den Fersen, ließ sich Don Camillo von den Rolltreppen bis ins oberste Stockwerk tragen.
Dann fuhr er über die andern Rolltreppen hinunter ins Souterrain.
Von hier aus nahm er wieder alle Aufwärtsrolltreppen bis zuoberst. Und erneut rollte er abwärts, aber nur bis zum Erdgeschoß.
Über die normale Treppe erreichte er das Untergeschoß und reiste anschließend mit den Rolltreppen zum obersten Stock.
Hier schien ihm unvermittelt etwas in den Sinn zu kommen. Er schaute noch einmal auf die Taschenuhr, fuhr mit den Rolltreppen ins Erdgeschoß, verließ das Warenhaus und marschierte im Eilschritt eines Bersagliere auf die Piazza della Scala zu.
Dort bestieg er behende ein Taxi, und das flitzte mit ihm los. Aber Peppone eilte mit dem nächsten Taxi hinterher.
Es war keine lange Fahrt; schon nach wenigen Minuten hatte Don Camillo sein Ziel erreicht.
«Halten Sie hier», sagte Peppone zum Fahrer. «Ich bin mit einem Freund verabredet. Ich warte.»
Der Fahrer zog die Zeitung aus der Tasche und begann ruhig zu lesen, während Peppone vom Rücksitz aus jede Bewegung Don Camillos beobachtete.
Der blieb eine Weile auf dem Gehsteig stehen, dann spazierte er langsam vor einer großen offenen Eingangstür hin und her. Er mußte von Zweifeln oder Argwohn befallen sein. Mit einemmal aber trat er entschlossen durch die Tür.
Peppone strengte seine Augen an, um die eingemauerte Tafel neben dem Eingang zu lesen: «Montecatini!»
Was in aller Welt kann ein Pfarrer aus der Poebene, der verkleidet nach Mailand reist, bei der Direktion eines Chemiewerkes wollen? Etwa Kunstdünger kaufen?
Sonnenklar: Der vatikanisch-amerikanische Klerus und die Großindustrie schmieden ein Komplott zum Schaden des Proletariats, und jetzt, da die Wahlen bevorstehen, st imm en sie ihr Vorgehen miteinander ab.
«Mein Freund kommt offenbar nicht», sagte Peppone zum Fahrer und schickte sich an, auszusteigen, als er Don Camillo auftauchen sah. «Warten wir noch ein paar Minuten», erklärte er dem Fahrer.
Don Camillo wandte sich nach rechts, ging ein paar Schritte weit, kehrte um und ging erneut durch die Tür. Kaum drinnen, machte er kehrt und kam zurück, ging wieder hinein und kam wieder heraus und ging nochmals hinein und kam nochmals heraus, diesmal aber blieb er draußen.
Der Taxichauffeur, der das Manöver mitangesehen hatte, grinste: «Nicht zu glauben, daß so alte Esel sich amüsieren wie die
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