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...und da sagte Don Camillo...

...und da sagte Don Camillo...

Titel: ...und da sagte Don Camillo... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giovannino Guareschi
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in der Tür der Werkstatt Don Camillo erscheinen sah, stand er starr wie ein Ölgötze. Dann fing er sich auf.
    «Wer ist denn dieser Typ da?» fragte er den Smilzo und zeigte auf Don Camillo. «Sein Gesicht kommt mir irgendwie bekannt vor.»
    Der Smilzo, der auf der Schrottkiste sitzend die Zeitung las, stand auf, ging hin und beäugte Don Camillo aus der Nähe, dann setzte er sich wieder auf die Kiste.
    «Es muß der sein, der den Laden auf der Piazza hat, unterm Turm», erklärte er mit sublimer Gleichgültigkeit.
    Don Camillo rührte sich nicht. «Sagt mir, guter Mann», fragte er höflich, «wohnt hier ein gewisser Peppone, der den Laden an der Piazza hat, gegenüber der Kirche?»
    Bei der Bezeichnung des Volkshauses als ließ Peppone seinen Hammer tonnenschwer auf das glühende Eisenstück auf dem Amboß niedersausen, doch dann fiel ihm ein, daß der Smilzo Don Camillos Kirche eben einen Laden genannt hatte, also riß er sich zusammen und änderte seinen Ton.
    «Wir haben uns ja lange nicht gesehen, Hochwürden!» rief er. «Wie geht das Geschäft?»
    «Gut», antwortete Don Camillo. «Wir haben das Lokal ein wenig gesäubert, und jetzt fühlen sich alle wohler.»
    «Je kleiner die Gesellschaft, desto größer das Vergnügen!» grinste Peppone. «Aber wenn Ihr uns ein paar Räumlichkeiten vermieten wollt, weil jetzt zuviel Platz da ist, wendet Euch getrost an uns. Wir wissen schon nicht mehr, wo wir unsere Leute unterbringen sollen.»
    «Wir hingegen wissen sehr gut, wo sie hingehören», erklärte Don Camillo. «Im übrigen gelingt es der Barmherzigkeit Gottes ausgezeichnet, die Lücken zu füllen, die ihr hinterlassen habt.»
    Peppone drehte sich zum Smilzo um. «Gott?» fragte er verwundert. «Wer mag das sein?»
    «Och, den Namen hab’ ich auch schon gehört», warf der Smilzo hin. «Es wird der alte Besitzer von dem Laden sein, von dem ich eben sprach.»
    «Ach ja, jetzt fällt’s mir ein. Dieser Mümmelgreis mit dem weißen Bart, nicht wahr?»
    «Ja», bestätigte der Smilzo. «Aber jetzt ist er tot.»
    «Der Arme!» bedauerte Peppone. «Das wußte ich nicht. Tut mir wirklich leid. Er störte ja kaum und hätte ruhig noch bleiben können.»
    Don Camillo zählte im Geist bis zweiundvierzig, dann antwortete er ganz ruhig: «Das stimmt nicht. Gott ist krank geworden vor Kummer, als er euch nicht mehr in der Kirche sah, aber dann ist er genesen, und jetzt geht es ihm prächtig.»
    «So?» lachte Peppone zufrieden. «Und was treibt er jetzt Schönes?»
    «Er wartet auf euch.»
    «Bedaure, aber da wird er sich noch eine gute Weile gedulden müssen», höhnte Peppone.
    «Er hat keine Eile - laßt euch ruhig Zeit. Auch wenn es eine Million Jahre dauert, wird er immer noch da sein und warten», sagte Don Camillo. «Ich glaube, er hat euch etwas zu sagen.»
    «Das soll er dem Papst erzählen!» meinte Peppone giftig.
    «Hat er schon», versicherte Don Camillo. «Genau das hat er ihm gesagt: daß er euch erwartet.»
    Das mit dem wartenden Gott gefiel Peppone nicht. «Hochwürden, wenn ich eine Predigt hören will, komme ich zu Euch ins Büro. Hier bin ich bei mir zu Hause, und ich habe keine Heimpredigt bestellt!»
    Doch Don Camillo lachte gemütlich: «Was hat das damit zu tun? Ich predige doch gar nicht. Ihr habt gesagt, Gott sei tot, und ich habe euch einfach erklärt, daß er lebt und euch erwartet.»
    Verärgert brach Peppone die Spielerei ab. Er warf den Hammer auf den Amboß und pflanzte sich breitbeinig vor Don Camillo auf: «Darf man wissen, was Ihr von uns wollt? Wir kommen ja auch nicht zu Euch!»
    «Hat Hochwürden vielleicht vergessen, daß wir exkommuniziert sind?» mischte sich der Smilzo ein.
    «Das ist von untergeordneter Bedeutung», erwiderte Don Camillo. «Auch wenn ihr exkommuniziert seid, lebt Gott weiter und wartet weiter auf euch. Entschuldigt schon: Ich bin nicht Mitglied eurer Partei, ich trete nicht im Volkshaus auf, und ich gelte als Feind eurer Partei. Könnte ich deshalb behaupten, Stalin existiere nicht?»
    «Stalin existiert, und wie! Und er wartet auf Euch -paßt nur auf!» tobte Peppone.
    Don Camillo lächelte. «Das bezweifle ich nicht und habe ich nie bezweifelt. Und wenn ich zugebe, daß Stalin existiert und mich erwartet, warum willst du nicht zugeben, daß Gott existiert und dich erwartet? Ist das nicht dasselbe?»
    Peppone verstummte vor dieser elementaren Argumentation. Nicht so der Smilzo: «Der einzige Unterschied ist, daß noch niemand Euren Gott jemals gesehen

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